Bis zu 60.000 Tests an Tag Corona-Tests sind stark nachgefragt
Düsseldorf · Die Nachfrage nach kostenlosen Corona-Schnelltests ist im Januar sprunghaft gestiegen. Aktuell sind mehr als 500 Teststellen in Düsseldorf eingerichtet. Es ist ein Geschäftsmodell, in dem Flexibilität gefragt ist.
Auch David Rüther war überrascht, dass das Geschäft noch einmal so angezogen hat. „Wir hatten im November schon fast die Segel gestrichen“, sagt Rüther, der unter dem Namen Meditest24 fünf Testzentren betreibt und damit zu den größten lokalen Anbietern gehört. Dann entschied die Bundesregierung, dass der Bund doch wieder Bürgertests finanziert – und auf einmal begann ein neuer Boom.
Derzeit brummt das Geschäft. „Die Nachfrage ist hoch“, sagt Rüther. Nach seiner Beobachtung sind die Kunden vor allem Geimpfte, die eine schnelle Auskunft über eine Infektion haben wollen. Die Einführung von 2G plus in der Gastronomie habe sich gar nicht so deutlich bemerkbar gemacht. Die Menschen wollten vor allem Sicherheit, etwa vor Familientreffen. „Durch die hohen Infektionszahlen ist die Angst groß.“
Rüther ist Softwareentwickler und hat unter anderem bereits ein Start-up fürs Wäschewaschen betrieben. Eigentlich hatte er vor anderthalb Jahren nur eine Software für Testzentren anbieten wollen. Dann wurde er selbst zum Betreiber. Das bekannteste Ladenlokal, in dem er ein Testzentrum bietet, ist die ehemalige Sparkassen-Filiale an der Bolkerstraße – in der die Nachfrage natürlich besonders an den Abenden hoch ist. Dazu kommen Standorte in Angermund, Wittlaer, Hamm und Wersten. Rüther würde gerne weiter expandieren und sucht Standorte. Es ist ein Geschäftsmodell, das Flexibilität erfordert, denn die Pandemielage und die gesetzlichen Bestimmungen ändern sich laufend. „Wir denken von Monat zu Monat“, sagt Rüther. Die Mietverträge laufen für kurze Zeiträume und nur zwei der derzeit 40 Mitarbeiter sind von Beginn an dabei. Viele jobben in den Testcentern für kurze Zeiträume etwa im Übergang zwischen zwei Stellen. Ein Arzt erklärt Rüthers neuen Mitarbeitern die Probeentnahme, danach bestreiten erfahrene und neue Kollegen gemeinsam die Schichten.
Die Betreiber warten
auf Signale aus Berlin
Die Nachfrage ist durch die Testpflicht und die Sorgen wegen der Rekordinfektionszahlen gewaltig. Teilweise bilden sich lange Schlangen vor Düsseldorfer Testcentern. Am Montag – der neusten verfügbaren Zahl – meldeten die Düsseldorfer Testcenter rund 45 000 Bürgertests. Der bislang größte Ansturm erfolgte am 8. Januar, dem letzten Samstag der Weihnachtsferien, mit rund 60 000 Tests.
Der Bund zahlt für jeden Abstrich acht Euro, dazu kommt eine Sachkosten-Pauschale von 4,50 Euro. Um mit den Tests Geld zu verdienen, kommt es also auf Masse an. Entscheidend ist daher ein zentraler Standort. Getestet wird in Containern, geschlossenen Restaurants, früheren Bankfilialen oder als Drive-in in Zelten auf einem Parkplatz – nach zwei Jahren Corona fast schon Normalität im Stadtbild.
Dazu kommen Apotheken und Arztpraxen, die einen großen Teil der aktuell 523 Teststationen ausmachen. Apothekerin Zoya Sepehri spricht von einer überraschend hohen Nachfrage. Sie hatte sich erst im Dezember entschieden, das zusätzliche Angebot in der Phoenix-Apotheke in Gerresheim einzurichten. Das sei vor allem ein Wunsch von älteren Kunden gewesen, die Tests ohne weiten Fußweg wollten. Sepehri hat eine zusätzliche Mitarbeiterin eingestellt, da die Apotheke derzeit auch wegen der Zusatzaufgaben wie Impfnachweisen ohnehin viel zu tun hätte. Mit nur einer Testkraft und bis zu 80 Tests am Tag ziele sie nicht auf große Umsätze, sondern wolle vor allem Service bieten. „Das ist aber auch kein Minusgeschäft.“ In zwei Jahren Corona hat sich eine ganze Testcenter-Branche aufgebaut.
Das Kölner Unternehmen Stay Safe zum Beispiel hat bundesweit mehr als 140 Standorte, darunter sieben in Düsseldorf. Interessenten müssen behördliche Auflagen erfüllen, was Aufbau, Ausstattung und Hygiene der Einrichtungen angeht. Daran scheitert es offenbar oft. Das Gesundheitsamt hat seit der Wiedereinführung der kostenlosen Bürgertests 162 Anträge zur Eröffnung von Teststellen abgelehnt. Wie Betreiber berichten, wird inzwischen regelmäßig kontrolliert, sowohl auf Hygiene als auch auf Abrechnung – Betrug durch Schnelltests hatte im vergangenen Frühjahr für Schlagzeilen gesorgt. Testcenter-Betreiber Rüther sagt, aktuell seien die Einnahmen gut. „Man wird mit fünf Standorten nicht schnell Millionär, aber verdient gut.“ Allerdings sei das Geschäftsrisiko groß: Im Oktober und November, als die Tests nicht mehr kostenlos waren, hätten seine Center ein Defizit erwirtschaftet. Und wie es in den nächsten Wochen weitergeht, weiß niemand – die Betreiber warten auf Signale aus Berlin.