Das macht Mut So feiern die Düsseldorfer in Zeiten von Corona

Düsseldorf · Kindergeburtstag ohne Kinder, Hochzeit und Gäste oder Familienessen ohne Familie? Es gibt kreative Wege, trotz Sicherheitsabstand zusammen zu sein.

Paul hat zu seinem 6. Geburtstag ganz viele Geschenke von seinen Freunden bekommen.

Foto: ja/Arnold

Wenn Juliane Hayenga an den Geburtstag ihres Sohnes denkt, kommen ihr immer noch fast die Tränen. Nicht etwa, weil die Forscherparty, auf die er sich wochenlang gefreut hatte, ins Wasser fiel. Sondern weil seine Kindergartenfreunde trotzdem an ihn dachten. Und kreative Wege fanden, ihn das wissen zu lassen.

Am 27. März ist Paul sechs Jahre alt geworden. Ein wichtiger Geburtstag. Der letzte als Kindergartenkind. Natürlich sollte der noch einmal groß gefeiert werden. „Paul forscht und experimentiert gerade sehr gerne“, sagt seine Mutter. Daher freute er sich sehr, als seine Eltern etwa vier Wochen vor seinem Geburtstag in Lohausen einen Anbieter für „Weltraum-Forscher-Partys“ ausfindig machten. „Paul war direkt Feuer und Flamme und konnte es kaum erwarten“, sagt Juliane Hayenga. Doch etwa zwei Wochen vor der Geburtstagsfeier überschlugen sich die Corona-Meldungen, Veranstaltungen wurden abgesagt, Kindergärten und Schulen schlossen. „Auch die Veranstalterin meldete sich und sagte die Feier ab“, erzählt sie weiter. Sie wusste, dass es nicht leicht werden würde, ihrem Sohn das beizubringen. Beim Abendessen fassten sich die Eltern ein Herz. „Er versuchte, stark zu sein, drehte sich weg und weinte still und leise große Tränen.“

Die große Feier fällt aus, aber Janine und Sebastian Köpp sind trotzdem glücklich.

Foto: Köpp

Die Eltern litten mit. Denn dass der Geburtstag schließlich doch noch etwas ganz Besonderes werden würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand. „Wir haben natürlich dennoch ein bisschen was geplant. Paul durfte sich das Essen aussuchen, wir haben einen Kuchen vorbereitet und die Großeltern schickten jede Menge Geschenke“, sagt Juliane Hayenga. Doch auf dem Gabentisch landeten unverhofft noch weitere Überraschungen. Pauls Freunde hatten gemalte Bilder, selbstgestaltete Grußkarten und sogar Geschenke geschickt. „Dass so viele Kinder an Paul gedacht haben, hat uns zu Tränen gerührt. Es hat ihm so unglaublich viel bedeutet. Das hat man allein daran gemerkt, dass er die Sachen seiner Freunde vor den anderen Päckchen öffnete.“

Videobotschaften von Freunden folgten, mit aufwendig einstudierten Geburtstagstänzen, mit Gesangseinlagen und sogar Gitarrenspiel. „Die haben mich wirklich gern“, war Pauls rührendes Fazit. Den Rest des Tages genoss Paul die volle Aufmerksamkeit seiner Eltern. „Unter anderen Umständen hätten wir die Zeit zu dritt so nicht gehabt. Es war für uns alle ein wundervoller Tag.“

Hochzeit von Janine und Sebastian Köpp wird im Autokorso gefeiert

Auch das Brautpaar Janine und Sebastian Köpp hatte sich auf einen Tag ohne Gäste eingestellt. Am 1. April gaben sich die beiden das Ja-Wort. Wegen der Corona-Krise nur im Beisein des Standesbeamten, die für Mitte April geplante Traumhochzeit mit rund 60 Gästen wurde abgesagt (WZ berichtete). Auf einen „Amtsgang“ hatte sich Janina Köpp eingestellt: „Weil alles geschlossen ist, werden wir danach noch eine Runde durch den Schlosspark drehen, versuchen ein nettes Foto hinzubekommen und dann zu Hause etwas Schönes kochen.“ Freunde und Familie hatten jedoch andere Pläne: Sie empfingen das frisch getraute Paar vor dem Schloss Benrath – den Sicherheitsanforderungen entsprechend in ihren Autos sitzend. Im Autocorso wurden die frisch Vermählten nach Hause begleitet. „So konnten wir doch mit einigen Leuten feiern“, sagte Köpp. Zu Hause wartete die nächste Überraschung: Der Hausflur war von den Nachbarn dekoriert worden, Sebastians Mutter hatte eine Hochzeitstorte organisiert, die in der geschmückten Wohnung auf das Paar wartete. Auf dem Wohnzimmertisch lag ein USB-Stick mit einem 25-Minuten-Video – Arbeitskollegen, Familie und Freunde, alle Gäste, die bei der großen Hochzeitsfeier Mitte April dabei sein sollten, hatten Botschaften vorbereitet. „Es war ein absoluter Gänsehaut-Moment“, sagt Köpp.

Auch Ursula und Bernd Kaulmann haben ihren 40. Hochzeitstag nicht allein verbracht. Für sie stand trotz Corona-Krise fest, dass eine Feier ohne Söhne und Tochter, Schwiegertöchter und -sohn sowie die sechs Enkelkinder nicht in Frage kommt. „Das gemeinsame Essen hat immer schon eine besondere Bedeutung für uns gehabt. Für uns als Paar, aber auch als Familie“, sagt Bernd Kaulmann. Kurzerhand wurde das Familientreffen digital herbeigeführt.

Die große Familienfeier der Kaulmanns wurde diesmal digital herbeigeführt.

Foto: ja/F. Kaulmann

Der Grieche am Staufenplatz lieferte das Festessen, das sich die jeweiligen Familien vor dem Haus der Eltern abholten. In den eigenen Wohnungen nahmen die Familienmitglieder dann vor dem Monitor Platz. Via Videokonferenz hielt Bernd Kaulmann die obligatorische Familienansprache: „Ich finde es toll, dass wir auch in diesen Zeiten Gemeinschaft erleben.“ Dann wurde angestoßen.

27 Viertklässler sangen dem Geburtstagskind ein Ständchen

Auf die Gesellschaft ihrer Familie wollte auch Kathi Fuhr nicht verzichten. An ihrem 32. Geburtstag besuchte sie ihre Mutter und trank mit ihr im Garten und mit gebührendem Abstand ein Glas Sekt. Kurz darauf wurde sie von ihrer Klasse mit einem Ständchen überrascht: 27 Viertklässler schalteten sich per Videokonferenz zu und sangen ihrer Lehrerin ein Geburtstagslied. „Wegen der instabilen Internetverbindung wurde es sogar ein Kanon“, sagt Kathi Fuhr und lacht. „Ich habe mich riesig gefreut.“ Es folgten Blumengrüße, ein Überraschungs-Picknick mit der Freundin auf einer extra großen Decke und zahlreiche Glückwünsche am Telefon. „Es ist schon erstaunlich: Wer sonst vielleicht nur eine kurze Nachricht geschrieben hätte, rief nun plötzlich an. Ich habe das sehr genossen“, sagt sie.Nur die Umarmungen und Geburtstagsküsschen habe sie vermisst. Die könne schließlich kein digital übermittelter Glückwunsch ersetzen.