Kolumne: Home-Office mit Kindern in Zeiten von Corona In dieser Familien-Comedy klatscht leider niemand Beifall

Düsseldorf · Home-Office mit Kindern in Zeiten des Coronavirus ist kein Selbstläufer. Das braucht einen ausgefeilten Plan.

Homeoffice in Zeiten von Corona und Kindern, die nicht in die Kita oder die Schule gehen können.

Foto: Ines Arnold

Es ist 14.21 Uhr. Ich habe sechs berufliche Telefonate geführt und vier Termine für Videokonferenzen festgezurrt. Ich habe 164 Mal das Wort Mama gehört, 13 Streitereien geschlichtet, ein Katzenbild fertiggestellt, Monopoly Junior, Mensch-ärgere-dich-nicht und Mini-Lük gespielt. Ich bin einmal laut geworden, habe eine Vase vor ihrem Niedergang bewahrt, eine blutende Stirn versorgt und den Fernseher bedient. Letzteres versetzt mich in die Lage, diese Zeilen zu schreiben.

Fünf Wochen liegen vor uns. Wie viele andere Eltern müssen auch wir zu Hause die Kinderbetreuung ohne Schule, Kita und Großeltern sicherstellen. Und arbeiten. So gut es irgendwie geht. Der heutige Tag, und er ist noch lange nicht zu Ende, läuft schon mal ab wie in einem überzeichneten Film. In einem, bei dem sich die Zuschauer beim Anblick der chaotischen Familie wunderbar amüsieren, weil sie gleichzeitig innerlich triumphieren, dass es bei ihnen zu Hause ganz anders läuft als in dieser Comedy. Mir würde es in der Tat erheblich besser gehen, hätte ich diese eingespielten Lacher aus den amerikanischen Sitcoms in meiner Küche. Sie würden mir helfen, selbst nicht den Humor zu verlieren. Mir fehlt das Publikum.

Auch wenn genau dieser Punkt eigentlich zu den guten zählt. Denn spontane Besuche sind ausgeschlossen. Es könnte einem schnurz sein, wie es hier aussieht. Ist es aber nicht. Die in den Jahren aufgebaute Struktur, morgens vor Arbeit und Kindergarten für Ordnung zu sorgen, am freien Vormittag für Sauberkeit und an jedem Nachmittag für Qualitytime mit den Kindern, ist auf den Kopf gestellt. Und das merken vor allem die Kinder, die uns in den letzten siebeneinhalb Stunden eindrucksvoll vorgeführt haben, dass sie in der Überzahl sind. Und völlig durch den Wind.

WZ-Redakteurin Ines Arnold.

Foto: Melanie Zanin/M.ZANIN

Am Wochenende haben wir einen Plan erstellt. Wie wir uns die Zeit vertreiben können, wenn selbst Spielplätze in der Umgebung gemieden werden müssen. Herausgekommen ist eine Liste, die wir nun nacheinander abarbeiten. Wie sehr sich selbst die Kinder nach Struktur sehnen, wird dadurch deutlich, dass sie darauf bestanden haben, die Punkte den Wochentagen zuzuordnen. Spazieren gehen im Wald am Mittwoch, Fensterdekoration basteln am Donnerstag und Nussecken backen am Samstag. Wohlgemerkt wird jeder dieser Punkte maximal drei Stunden überbrücken.

Meine Freundinnen und ich tauschen uns natürlich auch aus. Es werden Tipps für Gesellschaftsspiele, digitale Lernplattformen, Rätselblöcke und sogar zum Betongießen und Vogelhausbauen geschickt. Nicht nur, um den Kindern Abwechslung zu ermöglichen, auch immer mit dem Hinweis, den Eltern das Homeoffice zu ermöglichen. Arbeiten zwischen Betongießen und Vogelhaushämmern? Ja, es ist wahr, das Homeoffice hat in diesen Tagen einen deutlichen Imageschaden zu beklagen. Schließlich ist das, was wir Eltern gerade zu Hause tun, kein klassisches Homeoffice. Es ist der Versuch, anfallende Arbeit unter widrigen Umständen irgendwie und so gut es geht hinzubekommen. Das wahre Homeoffice, und das schätze ich durchaus, ist ein genauso, wenn nicht sogar noch konzentrierteres Arbeiten wie am Arbeitsplatz, nur eben von zu Hause aus. Bisher hatte ich dabei noch nie die Geräuschkulisse von der „Sendung mit der Maus“ im Nacken.

Ich will aber gar keine Meckerkolumne schreiben. Ich will Dankbarkeit zeigen, dass wir gesund sind und auch die vorerkrankten Eltern und Schwiegereltern symptomfrei sind. Auch bei uns wird sich mit Sicherheit einiges noch eingrooven. Und ich werde Sie auf dem Laufenden halten, welchen Weg wir gefunden haben. Schließlich müssen wir auch hier zusammenhalten. Und uns gegenseitig motivieren. In diesem Sinne: Halten Sie durch!