Autokino So war die Ostermesse im Düsseldorfer Autokino

Düsseldorf · Schweigeminute statt Kommunion und ein Hupkonzert als Dank an Stadtdechant Frank Heidkamp.

Stadtdechant Frank Heidkamp bei der Aussegnung der Fahrzeuge nach der Ostermesse im Autokino.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Gottesdienst unter freiem Himmel, das gab es schon öfter. Doch die Ostermesse im Autokino, das ist wohl so ungewöhnlich, wie alles, was in diesen Wochen das Leben so vieler Menschen auf den Kopf stellt. So überrascht es dann auch nicht, dass der neue Stadtdechant Pfarrer Frank Heidkamp am Sonntagvormittag auf dem Messeparkplatz 1 zugibt: „Ein wenig seltsam ist es schon, den Menschen nicht nahe kommen zu können“. Anderseits gefalle ihm die Idee, den Gottesdienst ins Autokino zu verlegen. „Denn es geht auch um die Botschaft, die wir damit aussenden“, ist der Geistliche überzeugt. Gemeinsam schaffe man es durch diese schweren Zeiten.

Am Osterwochenende waren es derer drei. Den Anfang machte am Karfreitag eine ökumenische Messe, die auch OB-Geisel mit seiner Frau besuchte. Sonntagvormittag ist es eine katholische Messe, der am Ostermontag ein evangelischer Gottesdienst folgte.

Rund 500 Fahrzeuge haben Ostersonntag auf dem Parkplatz hinter der Arena durch Einweiser ihre Positionen eingenommen. Manche Besucher sitzen allein in ihren Wagen, andere sind mit dem Partner oder den Kindern angereist. Auch Ursula Halfmann hat sich auf den Weg zum Autokino gemacht. „Ich bin neugierig, was mich erwartet“, antwortet sie, auf die Frage, warum sie diese ungewöhnliche Form der Andacht besucht.

Das Geschehen auf der Bühne können die meisten nicht sehen

Schon beim Einlass gegen 10 Uhr knallt die Sonne vom strahlend blauen Himmel auf die Wagendächer und heizt das Innere in den nächsten gut zwei Stunden ordentlich auf. Wohl dem, der eine Klimaanlage oder ein Cabrio hat. Alle anderen müssen schwitzen, denn aussteigen, ist nicht gewünscht. Nur der Gang zum WC-Container ist erlaubt. Noch bis kurz vor Beginn des Gottesdienstes bildet sich dort eine lange Schlange. Ein Hauch Weihrauch weht über den Platz.

Über die Lautsprecher-Anlage kommt für die Teilnehmer die Ansage, das Autoradio auf den UKW-Kanal 92,6 einzustellen. Denn darüber wird die Predigt von Stadtdechant Frank Heidkamp und Diakon Frank Zielinski zu hören sein.

Die Texte und Noten zu den Liedern, die während der Messe gesungen werden, sind unter www.meinegemein.de abrufbar. Nachdem das geklärt ist, steht die Frage im Raum, was es denn zu sehen gibt? Für alle, die nicht das Glück haben, in den ersten zwei Reihen geparkt zu haben oder den Blick aus dem Schiebedach schweifen lassen können, lautet die enttäuschte Antwort: „Nichts“. Denn zwar wurde der Messeparkplatz 1 zum Autokino mit Leinwand, doch die bleibt an diesem Vormittag eingeklappt. Laut Veranstalter D.Live ist eine Übertragung des Gottesdienstes auf die LED-Leinwand aufgrund des hellen Sonnenlichts nicht möglich. Man würde schlichtweg nichts sehen.

„Da frag ich mich doch, warum man den Gottesdienst nicht in die Abendstunden verlegt hat“, überlegt Ursula Halfmann. Sie hat einen Platz in Reihe Neun gefunden und den Blick frei auf die Rückseite eines SUVs. Vom Geschehen auf der kleinen überdachten Bühne, die gerade einmal genug Platz für den provisorischen Altar, ein Rednerpult und zwei Musiker bietet, bekommt die Düsseldorferin nichts mit.

So macht sich bald Enttäuschung breit. Denn das von Stadtdechant Frank Heidkamp erhoffte Gemeinschaftsgefühl der Gläubigen, will sich nicht nur bei Ursula Halfmann nicht so recht einstellen. „Am Ende sitzen wir doch jeder für sich in unseren Blechkisten“, meint sie. Feierliche Stimmung kommt da nicht wirklich auf. Da niemand aussteigen darf, fällt auch die Kommunion aus, also der Moment, in dem die Gläubigen nach vorne zum Altar gehen, um von den Geistlichen eine Hostie symbolisch als den Leib Christi entgegen zu nehmen. „Das bedauere ich sehr“, gibt der Stadtdechant zu und bittet die Anwesenden, stattdessen eine Schweigeminute einzulegen, die von Flötenspiel und Klaviermusik untermalt wird.

Zum Abschluss bedanken sich die meisten Besucher mit einem Hupkonzert für diese außergewöhnliche Ostermesse und wer mag, kann sich noch von den beiden Geistlichen an der Ausfahrt den Wagen segnen lassen.

„Ich denke, das war trotz allem ein besonderes Erlebnis, das es so wohl nicht mehr geben wird“, resümiert Ursula Halfmann, die aber noch anfügt, dass sie den Gottesdienst am Montagvormittag dann doch lieber zu Hause am Radio verfolgen will.