Sonnenfinsternis: Projektion statt Spezialbrille

Physiker Dr. Joachim Lapsien erklärt im Interview, wie man das Spektakel auch ohne Spezialbrille verfolgen kann und warum er so gerne in die Sterne guckt.

Hobby-Astronom Dr. Joachim Lapsien hat sich am Freitag freigenommen.

Foto: Sergej Lepke

Physiker Dr. Joachim Lapsien liebt es in die Sterne zu gucken und hält an der Volkshochschule Düsseldorf unter anderem Vorträge zum Thema Astronomie. Mit der WZ spricht er über seine Leidenschaft und erklärt, worauf die Düsseldorfer am Freitag achten sollten.

Herr Lapsien, wie haben Sie sich auf die Sonnenfinsternis vorbereitet?

Lapsien: Ich habe mir am Freitag freigenommen, damit ich mir die Sonnenfinsternis von meinem Garten aus anschauen kann. Da die Sonne zum Beginn des Schauspiels um 9.30 Uhr in südöstlicher Himmelsrichtung bereits in einer Höhe von 25 Grad über dem Horizont steht, lässt es sich aber genauso gut vom Balkon oder vom Rheinufer aus beobachten. Ich will das auf keinen Fall verpassen. Immerhin handelt es sich um eine der größten partiellen Sonnenfinsternisse, die wir in Deutschland noch erleben können. Zwar ist für den 21. August 2017 bereits die nächste Sonnenfinsternis angekündigt. Da wird die Sonne aber nur zu etwa 3,5 Prozent bedeckt sein - am Freitag sind es rund 80 Prozent. Die Sonne wird in der Phase der maximalen Bedeckung um 10.38 übrigens die Form einer liegenden Banane annehmen.

Was ist an diesem Himmelsschauspiel so faszinierend?

Lapsien: Sonnenfinsternisse haben die Menschheit schon vor Urzeiten bewegt. Früher war es für die Menschen ein Schock, wenn es tagsüber plötzlich finster wurde. In der chinesischen Mythologie hieß es, dass ein Drache den Himmel entlangläuft, die Sonne frisst und sie kurz danach wieder ausspeit. An der Faszination für das Phänomen - am hellichten Tag wird es plötzlich dunkel - hat sich bis heute nichts geändert.

Sie sind von Haus aus Physiker, wie sind Sie zur Astronomie gekommen?

Lapsien: Ich bin als Schüler am alten Benrather Schloß-Gymnasium 1979 zur Astronomie gekommen. Das Gymnasium verfügte damals bereits über eine Sternwarte. Das Thema hat mich dann nicht mehr losgelassen. Ich würde mich selbst als engagierten Amateur bezeichnen. Mein erstes Fernrohr habe ich mir als Belohnung zum Diplom gekauft. Mit der Zeit kamen dann noch einige Fernrohre und diverses Zubehör dazu.

Und jetzt verbringen Sie jede freie Minute mit Sternegucken im Garten?

Lapsien: Das kommt darauf an. Es dauert ja auch immer seine Zeit, das Equipment in den Garten zu bringen. Aber auf Großereignisse bereite ich mich richtig vor. Am Freitag baue ich unter anderem zwei Fernrohre auf und nehme das Himmelsschauspiel mit einer Videokamera und einer digitalen Spiegelreflexkamera auf. Das gilt auch für andere Specials wie den Venustransit vom 8. Juni 2004, als der Planet Venus vor der Sonne vorbeigezogen ist. Oder der Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy 9 auf dem Jupiter 1994. Allerdings lassen sich nicht alle Ereignisse so präzise planen wie eine Sonnenfinsternis, deren Daten schon lange bekannt sind.

Wo erfahren Sie denn von diesen Specials?

Lapsien: Zum Beispiel über den Newsletter der Vereinigung Deutscher Sternenfreunde, in der ich Mitglied bin. Shoemaker-Levy 9 ist relativ kurzfristig entdeckt worden. Ich habe mir damals gedacht, ach guck Dir das doch einfach mal an und muss sagen: Es war gigantisch.

Haben Sie noch einen Tipp für die Düsseldorfer, die am Freitag die Sonnenfinsternis beobachten möchten?

Lapsien: Auf keinen Fall ohne Spezialbrille oder mit Sonnenbrille in die Sonne gucken! Das kann zu schweren Augenschäden führen. Wer keine Spezialbrille mehr bekommen hat, kann die Sonne auf ein Stück Papier projizieren: Dazu einfach einen Feldstecher (damit bloß nicht direkt in die Sonne schauen) auf einem Stativ befestigen, eine Öffnung abdecken, das Objektiv Richtung Sonne ausrichten (den Schattenwurf beachten) und ein Papier circa 10 Zentimeter hinter den Feldstecher halten. Die Bildschärfe lässt sich am Feldstecher einstellen.