„Sound of Urbanana“: Interaktiver Rundgang zur Düsseldorfer Popkultur

Mit der Web-App „Sound of Urbanana“ können Musiktouristen die Stadt mit neuen Augen sehen. Ab dem 29. August startet der interaktive Stadtrundgang.

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Düsseldorf. Die musikalische Popkultur Düsseldorfs ist geprägt von Namen wie Kraftwerk, Neu!, Creeps, Kreidler, Die Toten Hosen und Hauschka. Orte, an denen diese Musiker gewirkt haben, möchte die Web-App „Sound of Urbanana“ bekannter machen.

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Ole Löding legte vor drei Jahren mit seinem Buch „Sound of the Cities“ den Grundstein für das am Mittwoch startende Projekt „Sound of Urbanana“. Darin beschrieb er die musikalische Popkultur von Düsseldorf, Köln und dem Ruhrgebiet. Drei Orte, die auf der Landkarte verbunden die Form einer Banane ergeben. So entstand der Name der jetzigen Web-App.

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„In Düsseldorf ist Kunst und Musik häufig etwas elitär. Wir versuchen sie wieder greifbarer und authentischer zu machen“, erklärt Thorsten Schaar von Düsseldorf Tourismus GmbH. Dazu führt die Web-App den Nutzer durch 20 Orte in der Stadt und liefert zu jedem Informationen in Form von Texten, Bildern, Videos oder Soundschnipsel — vorausgesetzt der GPS-Sender des Smartphones ist aktiviert.

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„Wir wollten keinen klassischen Audioguide, wie man ihn aus dem Museum kennt. Deshalb haben Musiker wie die Broilers gebeten den Touristen etwas über ihre Lieblingsorte zu erzählen“, sagt Jan-Paul Laarmann, Projektleiter von „Urbanana“.

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Pure Freude (Hohe Str. 19 / Derendorfer Straße) Im Hinterhof-Café „Pure Freude“ erinnern Neonröhren an den gleichnamigen Plattenladen, den Carmen Knoebel 1979 eröffnet hatte. Die Frau des Künstlers Imi Knoebel betrieb bis dahin den legendären Ratinger Hof — ein prägender Ort der Punk — und New Wave-Szene. Bands wie Charley’s Girl oder Fehlfarben versammelten sich in ihrem Plattenladen zum Ideenaustausch. Daraufhin gründete Knoebel das Label „Pure Freude“, bei dem Bands wie „Mittagspause“ oder „S.Y.P.H.“ ihre ersten Platten veröffentlichten.

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Ex-Unique Club (Bolkerstr. 30) Der „Unique Club“ war elf Jahre lang einer der beliebtesten Ausgeh-Orte der Stadt. Unter der Leitung des kürzlich verstorbenen Labelchefs und Festivalmachers Henry Storch wurde hier Musik aus verschiedensten Subkulturen gespielt. Bis 2006 tummelte man sich im plüschig-roten Ambiente des einstigen Strip-Clubs.

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Cube (ehem. Downtown, Mertensgasse 8) Dort, wo heute die Diskothek „Cube“ die Subkultur zelebriert, residierte einst der legendäre Jazzclub „Downtown“. Ein dunkler, verrauchter Keller, vier Mark Eintritt und wilde Soli. Große Jazz-Musiker machten das „Downtown“ in den 1960er und 1970er Jahren berühmt.

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Hitsville (Wallstraße 21) Hitsville Records ist der Nachfolger des Plattenladens „Pure Freude“. Seit 1986 versorgt er Vinyl-Liebhaber mit 60er-Jahre-Rock, Jazz, Elektro, aber auch Klassik und Tango. Damit ist „Hitsville“ in Düsseldorf der einzige Plattenladen, dessen Ursprung noch in die 80er Jahre zurückreicht. Kunsthalle (Grabbeplatz 4) Die Kunsthalle zählt zu den wichtigsten Ausstellungshäusern für moderne Kunst in NRW. 1967 nach dem Entwurf von Konrad Beckmann errichtet, zählt sie zur sogenannten brutalistischen Architektur: ihre Konstruktion ist sichtbar, sie ist wie eine Skulptur geformt und ihre Fassade besteht aus Sichtbeton. In der Kunsthalle befinden sich auch der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, die renommierte Kleinkunstbühne Kom(m)ödchen sowie der Musik-Club Salon des Amateurs.

Stone (ehemals Ratinger Hof, Ratinger Str. 10) Der Ratinger Hof gilt als einer der wichtigsten Orte der deutschen Pop-Kultur. In den ausgehenden Siebzigern entstand hier eine neue Musik-Ästhetik. Hier gründeten sich Bands wie Fehlfarben, Die Krupps, Der Plan DAF oder ZK, die Vorgängerband der Toten Hosen. Studenten der Kunstakademie wie Sigmar Polke und Jörg Immendorff trafen sich mit der jungen Punk-Bewegung. Es sind viele Legenden, die sich um das „Drecksloch“ ranken, wie Fehlfarben-Sänger Peter Hein den „Hof“ beschreibt. Für die einen ein Ort der Toleranz, ohne Generationenkonflikte oder Bildungsdünkel. Für die anderen herrschte in der Szene extremes Konkurrenzdenken. 1989 schloss der Ratinger Hof, 2003 übernahm der die Alternative-Disco „Stone“ seinen Platz.

Kreuzherreneck (Altestadt 14) Das „Kreuzherreneck“ zählt zu den bekanntesten Traditionskneipen in der Altstadt. 1954 gegründet, avancierte es zu einer Kultstätte des Jazz. Seinerzeit nannte sich die Kneipe noch wie ihr Besitzer: „Bobby“. Studenten der Kunstakademie, ihre Professoren oder Musiker tranken Bier und aßen Schmalzbrote. Seinen Ruf als Szenekneipe hat das „Kreuzherreneck“ zwar eingebüßt, doch finden immer noch spannende Konzerte statt.

Kunstakademie (Eiskellerstraße 1) Die Kunstakademie ist weltweit bekannt für innovative Kunst-Bewegungen: die Düsseldorfer Malerschule im 19. Jahrhundert, die Kunst-Avantgarde um Joseph Beuys, Gerhard Richter oder Günther Uecker oder die Düsseldorfer Photoschule um Bernd und Hilla Becher. Doch Künstler der Akademie wagten auch Experimente mit Musikern. Sie trafen sich im „Creamcheese“ oder im „Ratinger Hof“. „Kraftwerk“ oder „Neu!“ wären ohne diese künstlerisch-musikalischen Allianzen nicht denkbar. Auch den Salon des Amateurs gründeten drei ehemalige Studenten der Kunst-Akademie.

Rheinhalle (Tonhalle, Ehrenhof 1) Heute ist die Tonhalle ein Hotspot für klassische Musik und Jazz. In den 1960er und 1970er Jahren spielten hier Weltstars der Rockmusik wie Led Zeppelin, The Who, Jimi Hendrix oder Leonard Cohen. Waren die Konzerte ausverkauft, strömten viele Fans in den Ehrenhof, um von dort aus die Klänge ihrer Idole zu hören.

Ehrenhof Düsseldorfs berühmte Elektro-Band Kraftwerk liebt nicht nur Autos und Eisenbahnen, sondern auch Radsport. Als letztes Jahr der Grand Départ der Tour der France zum erstmals in Düsseldorf stattfand, spielte Kraftwerk im Ehrenhof ein Best of Konzert. 15 000 Fans feierten das Sport-Musik-Spektakel mit 3-D-Brillen.

AK 47 (Kiefernstraße 23) Das AK 47 nennt sich selbst „Düsseldorfs Punkrockklupp No. 1“. Und tatsächlich gilt es für manche als einzige noch echte Punk-Kneipe der Stadt. Hier finden Solo-Konzerte aber auch internationale Punkfestivals „Once Upon a Time in Flingern“ statt. Das AK 47 liegt in einem Hinterhof an der Kiefernstraße, wo seit Jahrzehnten die alternative Gegenkultur zelebriert wird.

Zakk (Fichtenstraße 40) Das Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation zählt zu den ältesten soziokulturellen Zentren in Deutschland. Es wurde 1977 in einer einstigen Nagelfabrikhalle in Flingern ins Leben gerufen. „Kultur für alle“ lautet das Leitmotto des selbstverwalteten Zakk. Auf dem Programm stehen neben politischen Debatten, experimentellen Kulturangeboten auch Musikauftritte. Beim Lieblingsplatte Festival etwa erklingen seit 2016 wichtige Platten der deutschen Musikgeschichte.

Mitsubishi Electric Halle (Ex-Philipshalle, Siegburger Straße 15) Die 1971 in Oberbilk erbaute Mehrzweckhalle gilt als Top-Adresse für Musik-Konzerte. Hier spielten weltbekannte Rock- und Popstars von Johnny Cash über Stevie Wonder bis zu Tina Turner. Der niederländische Philips-Konzern war zunächst Namensgeber der Halle.

Hauptbahnhof, Gleis 17 (Konrad-Adenauer-Platz 14) „Wir laufen ein in Düsseldorf City“. So sprachen es Kraftwerk im Stück „Trans Europa Express“, das an dieser App-Station zu hören ist. 1977 posierten die vier Bandmitglieder an Gleis 17 für Fotos zum gleichnamigen Album.

Kling-Klang-Studio (Mintropstraße 16) Das Kling-Klang Studio war bis 2009 das privat geführte Aufnahmestudio von Kraftwerk. Mit der Gründung des Studios Anfang der 70er Jahre ging die Gründung der Gruppe einher. Hier wurde später auch das Album Trans Europa Express aufgenommen.

Ex-Creamchease (Neubrückstr. 12) Große Namen der Düsseldorfer Kunst- und Musikszene waren im Lokal Stammgäste, so zum Beispiel Joseph Beuys, Anatol Herzfeld und Günther Uecker. Nachwuchskünstler aus der Kunstakademie probierten sich hier aus, bevor auch sie zu Stars wurden. Das Creamchease existierte von 1967 bis 1976.

Salon des Amateurs Das Kunstcafé in der ehemaligen Kantine der Kunsthalle Düsseldorf ist vor allem ein Club mit anspruchsvollem, avantgardistischem Musik- und Kulturprogramm — vor allem elektronisch geprägt. Detlef Weinrich von Kreidler ist ein Betreiber, der auch selbst oft hinterm DJ-Pult steht. Pianist Hauschka steig auch von hier aus zum Weltstar auf.. 2011 benannte er ein Album nach dem Salon.

Em Pöötzke (Mertensgasse 6) Das Haus in der Mertensgasse gehört zu den ältesten der Stadt. Es beherbergt eine Kneipe, in der seit den 50er Jahren vor alles Livemusik gespielt wird, seit den 60ern hauptsächlich Jazz.

Königsallee/Bergischer Löwe (Graf-Adolf-Platz) Folgt man Düsseldorfs Prachtstraße in Richtung Graf-Adolf Platz findet sich das Denkmal des Bergischen Löwen. Vom Bildhauer Philipp Harth geschaffen steht es seit den frühen 60er Jahren an dieser Stelle am Stadtgraben. Hier war, vor allem in den 80er Jahren, der bevorzugte Treffpunkt für die große Mod-Szene der Stadt.

Engelchen, inkl. Schaukelstühlchen & Ex-Q-Stall (Kurze Straße) Mit (Punk-)Rock und Altbier wird hier im Biermuda-Dreieck auf kleinstem Raum gefeiert. Einfach eine gute Adresse zum Ausgehen sind das Engelchen und das Schaukelstühlchen. Leider nicht mehr der Q—Stall, der Club für Soulliebhaber ist geschlossen.