Handel Mega-Supermarkt Zurheide in Düsseldorf fehlen bis zu 2000 Kunden pro Tag
Der Umsatz in dem riesigen Edeka-Supermarkt in der Innenstadt stimmt noch nicht. Doch die Inhaber kämpfen und hoffen, dass sich die Frequenz deutlich erhöht. Ihr Konzept bleibt.
Düsseldorf. Ja, es müssten viel mehr Kunden kommen, das sagt Rüdiger Zurheide sofort. 5000 sollten es sein, aktuell sind es aber nur 3000 bis 3500, die täglich in seinem riesigen Edeka-Markt an der Berliner Allee/Ecke Graf-Adolf-Straße einkaufen. Er hat gemeinsam mit seinem Bruder Marco den 10 000 Quadratmeter großen Lebensmittelmarkt mitten in der Innenstadt im ehemaligen Horten und späteren Kaufhof-Haus im März eröffnet.
Es ist der achte und der größte Markt des Familienunternehmens, das in Düsseldorf seit fast zehn Jahren an der Nürnberger Straße ebenfalls einen Edel-Lebensmittelmarkt mit Gastronomie betreibt. Auch am Standort in Reisholz habe es damals Anlaufschwierigkeiten gegeben, doch nach dem ersten Jahr sei der Laden gelaufen. „Wir sind also das Kämpfen gewöhnt“, beschreibt Rüdiger Zurheide seine Situation.
Der 39-Jährige ging am Dienstag mit einem Presserundgang im Mega-Markt in die Offensive. Und beschönigte nichts. Ein Problem nennt er als erstes: „Der Kunde, der hier zum ersten Mal hinkommt, fühlt sich überfordert.“ Von der Größe des Lebensmarktes, aber auch vom gastronomischen Konzept. Denn an der Berliner Allee werden nicht nur normale und edle Lebensmittel verkauft, der Markt ist auch Produktionsstätte.
Allein 140 Produkte sind es in der offenen Pâtisserie, in der sieben Konditoren täglich frische Pralinen, Törtchen und Torten und besondere Eissorten herstellen. „Wir wollen hier das Beste produzieren“, sagt Zurheide. Das Eis sei wirklich ein Highlight. Auch wenn die Kugel 1,80 Euro koste, viele Kunden würden die Qualität sehr loben. Aber eine gut laufende Eistheke kann das Haus nicht retten. Und so gibt der Chef zu: „Wir tun uns mit dem Gesamtmarkt schwer.“
Eine Eröffnung im Frühjahr sei zudem nicht ideal. „Wir hatten seitdem keinen Tag mit schlechtem Wetter, da wollen die Leute draußen sein und sind nicht bereit, sich auf ein neues Haus einzulassen“, sagt Zurheide. Gleich zur Eröffnung habe der Rohrbruch vor der Eingangstür geschadet, es habe bereits sechs mal Feueralarm gegeben, weil die Technik nicht funktionierte, auch die Rolltreppe sei mal ausgefallen.
Unmut gibt es zudem bei den Kunden darüber, dass sie das Parkhaus nicht kostenlos nutzen können. „Wir müssen ihnen erklären, dass wir hier nur Untermieter sind, das Parkhaus uns nicht gehört“, erläutert Zurheide. Er spricht von moderaten Gebühren (1,50 Euro für die erste Stunde). Die aber werden den Kunden nicht von Zurheide erstattet. Das sei schwierig, schließlich könnte es ja sein, dass sie nicht nur für den Einkauf im Lebensmittelmarkt dort parken, sondern auch noch Stunden auf der Kö bummeln. Überhaupt kämen 70 Prozent der Kunden bislang mit der Bahn oder zu Fuß.
Knapp 200 Mitarbeiter sind aktuell im Markt beschäftigt. Das sind rund 15 Prozent weniger als zur Eröffnung, doch man beginne immer mit einem größeren Team. Aufgestockt werde nur bei höheren Umsätzen. Doch Zurheide macht deutlich: „Nein, wir sind nicht zufrieden. Ich bin seit 22 Jahren im Betrieb. Hier ist es wirklich extrem schwer.“
Bei all den Widrigkeiten der ersten Monate setzt das Unternehmen aber darauf, die Qualität zu halten. Deshalb beschäftige man in allen Abteilungen Experten. Zurheide ist stolz auf die spanischen Schinkenschneider, Köche, Grillmeister und Sommeliers und ermuntert die Kunden: „Sie können alle fragen, nach Zutaten, nach Rezepten, jeder Mitarbeiter hier kann alles erzählen.“ Doch dieses Konzept „der Experten hinter der Theke“ sei bei den Kunden nicht bekannt genug.
Natürlich läuft bei Zurheide nicht alles schlecht. Gefragt ist die 800 Quadratmeter große Bio-Abteilung. Auch das vegetarische Restaurant Pythagoras (mit 30 warmen Speisen und 22 Vorspeisen) laufe mittags sehr gut, aber abends herrsche eben „Stillstand“. Auch die Champagner-Theke sei am Wochenende beliebt, am Wochenanfang aber „tot“.
Rüdiger Zurheide wählt deutliche Worte. Und dennoch strahlt er Zuversicht aus, spricht vom „Gewöhnungsprozess der Kunden“ und sagt: „Das entwickelt sich hier genauso wie in unseren anderen Märkten.“ Das sollte es bis zum März tun. Denn die Kalkulation des ersten schwierigen Jahres ist in die Finanzierung des gesamten Projektes eingeflossen.