Freizeit Ein Spieleabend auf der Düsseldorfer Ratinger Straße im Viertelstunden-Takt
Düsseldorf · Beim Speed-Gaming in der Kneipe Retematäng wechseln die Teilnehmer immer wieder Tisch und Spiel. Bei der Auswahl kommen nostalgische Gefühle auf.
Auf dem Tisch liegen drei Pflaumen, zwei Bananen und vier Erdbeeren. Langsam deckt einer der Spieler seine nächste Karte auf. Und schont läutet die kleine, silberne Glocke in der Mitte. Seine Gegenspielerin war schneller – hat die drei Bananen zuerst gesehen und drei und zwei zusammengezählt. Beim Spieleklassiker „Halligalli“ kann es schon mal hektisch werden. Doch so manch einer fühlt sich direkt in seine Jugend zurückversetzt.
Darum soll es beim Speed-Gaming auch ein bisschen gehen, findet Laura Latka, Geschäftsführerin von „Memorial Events“, die die Spieleabende organisiert. Seit Herbst 2018 gibt es das „Speed-Gaming“ in Köln, in Düsseldorf fand im „Retematäng“ am Dienstag der zweite Spieleabend statt. Die Idee kam bei einem Besuch in einer Bar in Köln, die viele Spiele im Regal stehen hat, die sich die Gäste selbst nehmen dürfen. In Szene gesetzt waren die aber nicht. Das habe Laura Latka ändern wollen. „Außerdem spiele ich selbst total gerne“, sagt sie.
Alle 15 Minuten wird der Spieltisch gewechselt
Am Dienstag hat sie einige Klassiker im Gepäck. Auf der Bar stehen zum Beispiel Uno, Monopoly, Tabu, ein ganz altes Tipp-Kick-Tischfußballspiel und auch Kinderspiele wie Lotti-Karotti oder Plitsch-Platsch-Pinguin zur Auswahl. Am Anfang dürfen sich die Gäste für jeden Tisch ein Spiel aussuchen. Nach 15 Minuten gibt Laura Latka ein Signal – alle stehen auf und setzen sich nach kurzem Beine vertreten auf einen anderen Platz. Dort wird weitergespielt – mit dem Spielstand, den die Gäste dort vorfinden. So können auch länger dauernde Spiele, wie eben „Monopoly“ oder „Scotland Yard“ in Angriff genommen werden.
An diesem Abend sind etwa 15 Spieler gekommen – aus ganz unterschiedlichen Gründen. Anja (32) etwa probiert gerne Neues aus. Sie hat im Internet von den neuen Spieleabenden gelesen und sofort Interesse gehabt. „Ich spiele sonst eher selten aber hatte jetzt mal richtig Lust drauf“, sagt sie. Mit Freundin Susann (33) hat sie sich zu zwei noch Unbekannten an den Tisch gesetzt. Jenny (33) und Ronja (25) sind auch zusammen hier und hoffen, ein paar neue Leute kennenzulernen. Ronja spielt eigentlich gerne – habe aber nicht so oft die Gelegenheit dazu. „Deshalb wollte ich die heute nutzen“, sagt sie.
Jenny dagegen ist eine eingefleischte Spielerin. Sie macht regelmäßig Spieleabende mit den Nachbarn. Da seien es meist eher langwierige Spiele, wie „Siedler von Catan“ oder „Risiko“. „Manchmal ist es schwierig, genug Leute für einen Spieleabend zusammenzukriegen“, sagt sie. Deshalb habe sie sich gefreut, dass hier jemand die Organisation übernimmt und sie sich nur an den Tisch setzen muss. Die vier Frauen haben sich in der ersten Runde für „Tabu“ entschieden.
„Heute ist die Runde noch recht klein. Aber das wird schon noch“, sagt Laura Latka. Bei den Kölner Abenden kommen mittlerweile 50 bis 60 Personen. Aber eine intimere Runde sei auch schön, sagt die Eventmanagerin. Sie findet es wichtig, auch mal eine Alternative zu haben zu den typischen Club- und Ausgeh-Abenden. „Hier muss man sich nicht aufbrezeln. Hier kann man mal ganz locker hinkommen und neue Leute kennenlernen“, sagt sie. Sie habe einige Leute im Freundeskreis, die von anderswo hinzugezogen sind. Die hätten berichtet, dass sie anfangs Schwierigkeiten gehabt hätten, Anschluss zu finden.
Beim Spieleabend könne man einfach über dem Spielbrett ins Gespräch kommen. Gerade die alten Spiele, die man noch aus der Kindheit und Jugend kennt und bei denen die Regeln schnell wieder ins Gedächtnis gerufen sind, seien gute Eisbrecher. Meistens, so Laura Latkas Erfahrung, kommen die, die einmal da waren, dann immer wieder.
Latka findet, Düsseldorf könne mehr solcher Veranstaltungen vertragen. Über die typischen Club-, Kneipen- und Konzertveranstaltungen hinaus gebe es zu wenig Programm, sagt sie und wagt den Vergleich mit Köln. Dort seien ihr mehr unterschiedliche Events für jeden Geschmack aufgefallen. Sie hofft, mit ihren Spieleabenden mehr Leben in die Düsseldorfer Veranstaltungslandschaft bringen zu können.
Die nächsten Speed-Gaming-Abende finden am 2. April und am 7. Mai ab 19 Uhr statt, beide Male im „Retematäng“ an der Ratinger Straße 43.