Run & Speak Sprachkurs beim Laufen - wenn Englisch lernen schnell macht

Laufend sein Englisch oder Deutsch verbessern. Gleichzeitig Körper und Geist trainieren. Bei Steffi Buss ist das möglich. Die ehemalige Hochleistungssportlerin und Sprachtrainerin bietet Sprach- und Laufkurse in einem an. Das Ganze nennt sich Run & Speak.

Die Lauftstrecken variiert Steffi Buss (im hellgelb-schwarzem Trikot). Hier mit einem Kunden bei einer ihrer Touren.

Foto: Buss

Düsseldorf. Das Konzept von Run & Speak ist einfach. Während einer gemeinsamen Laufrunde wird Konversation auf Englisch oder auf Deutsch als Fremdsprache praktiziert. Die Themenwahl richtet sich nach den Bedürfnissen des Schülers. Das kann die Vorbereitung für ein Bewerbungsgespräch sein, Themen, die den Beruf betreffen oder auch einfach mal Gespräche, die von der Sprachtrainerin angeschoben werden. Buss Zusatz-Ausbildung als Coach kommt ihr da zu Gute.

Die Anforderungen, die ein potentieller Schüler mitbringen muss, sind, was die Sprache betrifft, höher, als die läuferischen Fähigkeiten. Da der Fokus auf Konversation liegt, ist das Konzept für reine Sprachanfänger weniger geeignet, für Laufanfänger oder Nordic Walker mit der Fähigkeit, sich in der fremden Sprache einigermaßen zu unterhalten, aber schon.

„In einem Vorgespräch teste ich erst einmal das Niveau und frage die Ziele ab, was die Leute vor-haben. Sowohl im sprachlichen Bereich als auch was das Läuferische betrifft. Danach richtet sich dann mein Programm”, erklärt Buss, „von vorgefertigten Trainingsplänen halte ich nichts. Ich gehe individuell auf den Läufer ein.“

Die Kunden, die zu Buss kommen, wollen laufen und gleichzeitig ihre sprachlichen Fähigkeiten verbessern oder umgekehrt. „Durch mein Angebot wird so mancher erst motiviert, etwas für seine Fitness zu tun, also zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen”, sagt Buss. So wie der 46-jährige Thomas. Der Bauingenieur, der in einem international tätigen Unternehmen beschäftigt ist, muss in seinem Beruf öfter Englisch kommunizieren. Und da er sich auch körperlich fit halten will, suchte er speziell nach solch einem Angebot. „Ich dachte mir, so etwas müsste es doch geben. Aber es hat eine Weile gedauert, bis ich das Angebot Run & Speak gefunden habe.”

Die Idee, diesen ungewöhnlichen Sprachkurs zusätzlich zu ihrem klassischen Sprachtraining in Firmen anzubieten, ist 2009 als Teil ihres wohl kalkulierten Gesamtkonzepts „Run and see Düs-seldorf“ entstanden: „Ich habe mich gefragt, was ich gut kann und das möchte ich gerne anbieten. In meinem Fall ist das, anderen Menschen Deutsch oder Englisch beizubringen, individuell auf sie einzugehen, etwas zu zeigen und zu laufen”, erklärt Buss ihre Geschäftsidee. „Ich bewege gerne Leute — psychisch und physisch — und mich selber natürlich auch. Ich möchte mit Leuten daran arbeiten, sich geistig und körperlich zu verbessern”, ergänzt Buss. Neben den sportlichen Stadt-führungen, genannt „Sightrunning“ (Run and see) bildet Run and speak so die Verbindung zu ihrer seit 2001 ausgeübtenTätigkeit als Sprachentrainerin.

Tatsächlich scheint Buss mit ihrem Angebot noch immer einzigartig zu sein. Bedarf scheint es aber zu geben. Läufer greifen auf MP3-Player zum Sprachenlernen zurück und versuchen so beides miteinander zu verbinden, geben dann aber oft wieder auf, wie Läufer in Laufforen frustriert berich-ten. Die Konversation fehlt und die Rückmeldung eines Sprachtrainers. Aber auch bei Fern-Sprachkursen über Telefon oder Skype fehlt die direkte persönliche Betreuung. Ein Sprachtrainer, der greifbar ist, kann besser auf den Schüler und Sonderwünsche individuell eingehen.

Thomas geht mit Buss einmal die Woche zum Sprachtraining laufen. Das Programm dabei ist da-bei jedesmal anders. Manchmal gibt der Bauingenieur das Thema vor, manchmal schlägt Buss etwas vor, wenn der 46-Jährige kein spezielles Anliegen hat. „In mein spezielles Fachgebiet mit den ganzen Fachausdrücken hat sich Steffi eingearbeitet”, lobt Thomas die Betreuung.

Auch beim Lauftraining gestaltet Buss den Termin abwechslungsreich. „Mir würde sonst selber langweilig werden”, sagt sie augenzwinkernd. Die Laufstrecken wechseln ab und auch das Trai-ningsprogramm. Kraftübungen werden zwischendurch eingebaut und es kann auch schon mal vorkommen, dass Buss den 46-Jährigen einen Berg hochscheucht. „Dann kann ich natürlich nicht reden, sondern bin vollkommen außer Atem, aber ansonsten ist das Tempo so gewählt, dass wir uns problemlos dabei unterhalten können”, sagt Thomas.

Diese Form des Sprachtrainings hat außer der Effizienz, gleichzeitig Körper und Geist fit zu halten, noch weitere Vorteile, erklärt Buss. „Der Rahmen ist ein ganz anderer. Der Unterricht ist während einer Freizeitaktivität, die Spaß macht. Die Atmosphäre ist lockerer. Das Reden fällt dann oft leich-ter. Hinzu kommt, dass das Gehirn beim Laufen mehr Sauerstoff bekommt. Das erleichtert das Denken.” Thomas hat bewusst sein Sprach-Lauf-Training nach Arbeitsschluss gelegt: „Ich bin dann entspannter”, sagt er.

Der Nachteil bei dieser Art des Unterrichts: Währenddessen können keine Notizen gemacht wer-den. Buss fängt diesen Manko auf, indem die Abstimmung des Unterrichts und Terminabsprachen auf Englisch erfolgen. Selbst kurze WhatsApp-Nachrichten sind auf Englisch. „Manchmal schickt Steffi auch eine Nachbearbeitung nach einem Training hinterher. Natürlich auf Englisch, zum Bei-spiel um neue oder schwierige Vokabeln noch mal aufzuschreiben. Die fragt sie dann beim nächs-ten Mal ab”, erzählt Thomas. Je nach (Schreib-)Bedarf kann auch aus aktuellem Anlass das Trai-ning mal ins Büro verlegt werden.

Sein Englisch habe sich verbessert, sagt der Bauingenieur. „die Zahl der Telefonkonferenzen steigt rasant und ich merke von Woche zu Woche, dass ich mich sicherer fühle. Auch mein Voka-belschatz hat sich erheblich erweitert.” Und was die Fitness betrifft? „In jedem Fall auch”, ist seine Antwort.