Stadt-Teilchen Petit Paris Plages

Hach, ich war bei den Beach Boys! Zumindest bei dem, was davon übrig ist. Vorige Woche waren sie da, in der Halle an der Siegburger Straße. Summer in Paradies, Surfin USA, und good, good, good Vibrations.

Foto: Melanie Zanin

Fun, Fun, Fun!

Ok, der Sound ließ zu wünschen übrig. Lag möglicherweise aber auch am nachlassenden Hörvermögen der Oldie-Fans. Aber irgendwann, wenn an den Tribünenrändern Rock’n-Rollstühle parken, wird Wiederhören eben wichtiger als Hören. Kennt man sogar von der ganz großen Oper.

Düsseldorfs Grand Départ in Zahlen
14 Bilder

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Aber das Hawaii-Hemd passt noch. Vor allem zur coolen Hintergrund-Projektion, auf der knackige Surfing Girls schaumgekrönte Wellen reiten, während sich links und rechts pausenlos psychedelische Prilblumen drehen. Und immer, immer wieder geht die Sonne unter. Aber die Beach Boys noch nicht!

Da branden sie dann auf die Erinnerungen, besonders bei 30 Grad an der Düssel, brennende Sehnsüchte nach Sonne und Sand, Meer und Musik. Man möchte sofort die Füße in den Sand krallen, in die Sonne blinzeln, dem Ohrwurm Zucker geben oder zumindest Süßstoff. Hier und jetzt. Aber wo kann man in Düsseldorf an solchen Hundstagen noch lustvoll stranden?

So wie früher auf Monkeys Island. Oder für kurze Zeit auf dem Dach eines Kaufhauses, im „Treibgut“ am Stahlwerk. Was braucht’s da mehr als ein paar Schüppen Sand, einen Ikea-Liegestuhl, nen kühlen Drink, ein bisschen Sunshine Reggae auf die Ohren - geht auch spontan mit der Kühltasche am Rheinufer. Für Wild-Griller gibt es am anderen Ufer den Paradiesstrand an der Lausward. Oder man trifft sich gepflegt auf der Pebble’s Terrasse vom Hyatt und genießt bei einem Cocktail und happy Häppchen den Panorama-Blick auf die Stadt.

Paris präpariert sich gerade wieder für Paris Plages, bereits zum 16.Mal gibt es dort diesen Weltstadtstrand am Fluss, mit Programm bis zum Rathausvorplatz: Morgens Tai Chi, nachmittags Tanztee, zwischendurch Tischfußball, oder sich einfach in einen (kostenlosen!) Liegestuhl am Wasser plumpsen lassen. Ist auch für Touristen toll, die sich in der Pariser Sommerhitze die Füße wund gelaufen haben.

Als mein Klein-Paris mal etwas Ähnliches plante, muss es einen Sonnenstich gehabt und sich in der Jahreszeit vertan haben: Da wurde Schnee ans Rheinufer geschaufelt und auch gleich zum Wettkampf aufgerufen. Die Neusser auf der anderen Rheinseite sind da viel gelassener. Sie feierten im Mai wieder ihr Street Beach Festival im Schatten des Quirinus-Münster mit Palmen, Cocktails und Barbecue.

Vielleicht kann Düsseldorf einfach nicht gut mit den verschiedenen Jahreszeiten umgehen, meint, muss sich immer gleich eventmäßig abstrampeln, statt einfach mal dem süßen Nichtstun eine Plattform zu bereiten. Statt Grand Depart hätte ich viel lieber Petit Paris Plages am Rhein. Meinetwegen sogar beides.

Aber da hör ich schon wieder die Argumente knirschen. Viel zu teuer dieses Rankarren und Wiederwegschaufeln von so viel Sand. In Paris holten sie dafür immer 5000 Tonnen aus der Normandie. Vorbei. In diesem Jahr wird Paris Plages erstmals nicht auf Sand gebaut. Wetten, dass es trotzdem wieder schön wird im Sommer an der Seine? Vorbildschön!