Stadt-Teilchen Wo Heine auf den Hund gekommen ist

Mitten in der Stadt ist Düsseldorf streifenweise gar nicht heiter. Etwa auf dem Mittelstreifen der Heinrich-Heine-Allee. Eine Bestandsaufnahme.

Foto: Sergej Lepke

Es gibt in Düsseldorf Orte, die man noch verschönern könnte. Besonders nach Ferienreisen erweitert sich der Blick, und man vergleicht die Heimatstadt mit anderen Stätten. Denk ich an Italien und Frankreich fallen mir lauschige Plätze, einladende Straßen und prächtige Alleen ein. Apropos Allee: Ich wüsste sofort, wo ich mit dem Verschönern anfangen möchte: Einen Ort, mit dem sich unsere Kunst- und Gartenstadt fürs Guinnessbuch der Rekorde bewerben könnte, den nördlichen Teil der Heinrich-Heine-Allee: und zwar als längstes Hunde-Klo der Welt.

Foto: Dieter Alsleben

Erst neulich sah ich dort wieder eine feine Dame, deren getrimmter Pudel auf Höhe der Kunstsammlung NRW sein unfeines Geschäft machte. Dabei wurde die heute viel befahrene Nord-Süd-Achse mitten durch die Stadt einst angelegt als Boulevard zum Lustwandeln zwischen Altstadt und Hofgarten. Später fuhr die Straßenbahn da durch. Die Chance, die sich durch die Demontage der Schienen ergab, wurde nie so richtig genutzt.

Was ist geblieben? Nun, ja, ein so genannter Grünstreifen soll es sein. Ist er aber nicht. Die meiste Zeit des Jahres ist er grau-beige, und wenn im Winter die Bäumchen kahl sind, sieht’s noch trister aus. Außer besagten Hundehaltern benutzt auch kaum jemand diesen Pfad.

Ich bin ihn einmal gegangen, probehalber. Psychologen empfehlen ja, man soll gewohnte Trampelpfade mal verlassen. Doch ich kam mir inmitten des Verkehrs beim Luftholen von Abgasen ziemlich deplatziert vor.

So wie die Meninas, jene pompösen spanischen Hofdamen mit ihren ausladenden Röcken, die aus Anlass der Quadriennale 2006 auf dem Pseudo-Boulevard platziert worden waren. Die drallen Damen, auf die besonders der damalige OB Joachim Erwin ein Auge geworfen hatte, waren schon irgendwie witzig. Und: Sie waren käuflich. Die Stadt zahlte für zwei von ihnen knapp 200 000 Euro.

Darüber war die Freude bei dem Künstler Manolo Valés größer als bei den Bürgern, jedenfalls legte er noch eine gratis drauf. Allerdings waren die Damen dem damaligen Direktor der Kunstsammlung K 20 ein Dorn im Auge und er setzte ihre Verbannung von diesem Straßen-Strich durch. Seitdem haben die drei Grazien auf der Wiese an der Ecke Jägerhof-/Jacobistraße eine neue Heimstatt gefunden. Dort sehen sie aus wie zwischengelagert. Und Heines Allee ist wieder auf den Hund gekommen.

Dabei war die Idee, die Strecke in Richtung Museumsmeile mit Kunst zu bespielen — zumindest zeitweise — eigentlich gar nicht so schlecht. Einen Laufsteg für eine Modenschau hätte der Mittelstreifen auch sein können.

Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass ich an dieser Stelle noch mal überrascht werde — muss ja nicht unbedingt vom Wahlplakat für den nächsten Oberbürgermeister sein. Vielleicht setzt ja irgendwann die Social-Media-Meute einen drauf: sich selbst. Dazu bräuchte es nur ein paar Pokemons statt Pudel.