Stadt will Kulturchefs einsparen
Aktuell soll das Goethe-Museum dem Heine-Institut unterstellt werden, Ähnliches blüht bei Theater- und Filmmuseum.
Düsseldorf. Der ganz dicke Rotstift steht in der Düsseldorfer Kulturszene nicht zur Debatte. Aber gespart werden soll auch hier, das machte Oberbürgermeister Dirk Elbers jüngst im WZ-Interview klar, als er provokant fragte: „Braucht jedes unserer Kulturinstitute wirklich einen eigenen Leiter? Benötigen wir für Tonhalle und Rheinoper zwei hochbezahlte Generalmusikdirektoren?“
Die Zusammenlegung von Kultureinrichtungen liegt angesichts knapper kommunaler Kassen im Trend. Und da auch in der Landeshauptstadt die Gewerbesteuer nicht mehr so üppig fließt, gibt es Einsparbestrebungen.
Aktueller Fall: das Goethe-Museum. Dessen langjähriger Direktor Volkmar Hansen ist 67 Jahre alt und scheidet Ende des Jahres aus. Hinter verschlossenen Türen ist nun ein Streit über Hansens Nachfolge entbrannt.
Nach WZ-Informationen gibt es nun auch in der Politik Überlegungen, den Leitungsposten gar nicht mehr neu zu besetzen, sondern die Einrichtung dem Heine-Institut und somit dessen Chefin Sabine Brenner-Wilczek zuzuschlagen.
Die 35-Jährige hat das Heine-Institut medial aufgemöbelt und setzt auf jugendliche Besucher. Eine solche Auffrischung wünscht man sich offenbar auch für das Goethe-Museum.
Bei der Kippenberg-Stiftung, deren Gründer Anton Kippenberg mit seiner Goethe-Sammlung die Entstehung des Goethe-Museums überhaupt erst möglich gemacht hat, stoßen solche Gedankenspiele auf Empörung. Und auf Ablehnung.
Das Kuratorium der Stiftung besteht nicht nur auf einer Neubesetzung, sondern verlangt für das Museum auch einen renommierten und vor allem wissenschaftlich anerkannten Goethe-Experten.
„Da sind wir uns absolut einig“, sagt ein Kuratoriumsmitglied zur WZ, und fügt vorsorglich auch gleich in Richtung Stadt und Politik hinzu: „Die Ausschreibung für einen neuen Leiter des Goethe-Museums zum 1. Januar 2013 muss erfolgen, das legt ein juristisch wasserdichten Vertrag fest.“
Nach Informationen der WZ sind weder Sabine Brenner-Wilczek noch Heike Spies, die stellvertretende Direktorin des Goethe-Museums seit 1996, Wunschkandidaten im Kuratorium für die Hansen-Nachfolge.
Kulturdezernent Hans-Georg Lohe äußert sich ausweichend zum Thema. „In der nächsten Verwaltungskonferenz und im Kuratorium geht es um Stellenbesetzungen.“ Zur Unruhe im Kuratorium sagt Lohe: „Wir werden einen einvernehmlichen Weg finden.
Offenkundig ist jedoch, dass auch in Düsseldorf die Liste der Einsparpotenziale im Kulturbereich wächst. Beispiel Musik: Gut möglich, dass 2014 mit dem Weggang Andrey Boreykos, Chefdirigent in der Tonhalle, nur noch Axel Kober als GMD der Oper in dieser Position verbleibt.
Ebenfalls in der Diskussion: der Posten des Kaufmännischen Direktors der Stiftung Museum Kunstpalast. Carl Grouwet verlässt das Haus im nächsten Jahr, die Stelle soll angeblich eingespart werden.
Vermutlich eine Reaktion auf die von Eon angekündigten Sparmaßnahmen. Bis Ende 2014 läuft der Vertrag mit dem Energiekonzern über die Public Private Partnership für das Museum. Ob dann die jährliche Spende von 1,1 Millionen Euro weiterfließt, ist mehr als fraglich.
In drei Jahren könnte auch das Theatermuseum ins Visier der Synergieeffekte-Sucher rücken. Der Leiter der Einrichtung, Winrich Meiszies, ist 61 Jahre alt. Es soll Überlegungen geben, Meiszies Ruhestand möglichst stadtkassenschonend zu nutzen. Mögliche Variante: Das Theatermuseum geht über in die Obhut des Filmmuseums.