Stadtplanung mit Weichzeichner

Manipulative Bilder sollen oft die Öffentlichkeit überzeugen. Die WZ hat den Vorher-Nachher-Test gemacht.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Der Wettbewerb um die Bebauung des Kö-Bogens ist auch ein Kampf der Bilder. In den vergangenen Monaten haben Architekten und Planer Darstellungen präsentiert, die zeigen sollen, wie die City rund um Dreischeibenhaus und neuem Jan-Wellem-Platz künftig aussehen soll.

Foto: Simulation: mfi

Am 10. April wird voraussichtlich der Entwurf von Ingenhoven zur Grundlage der Planung gekürt. Dabei ist unter anderem eine Hausfassade zu sehen, die fast gänzlich hinter Pflanzen verschwindet. Eine Gebäudeteil Richtung Dreischeibenhaus erscheint durchsichtig, als hätte er keine Wände. Was haben solche Bilder mit der späteren Realität zu tun? Diese Frage kam nur am Rande der Debatte vor.

Dabei zeigt schon der Fall der Libeskind-Bauten, wie weit Vision und Realität oft auseinander liegen: Beschlossen wurde das Projekt mit Ansichten, die üppig begrünte Gebäudeeinschnitte in der Fassade zum Hofgarten zeigten. Die Realität sieht doch deutlich anders aus.

Kein Einzelfall: Schon einige Jahre ist es her, da erhitzten die Düsseldorf Arcaden am Bilker Bahnhof die Gemüter. Jahrelang wurde um das Projekt gestritten, nach der Fertigstellung wurde dann wiederholt Kritik an der bescheidenen Architektur und dem tristen Vorplatz geübt. Da ist es interessant, sich noch einmal die Zukunftsvisionen aus der Zeit vor dem Bau vor Augen zu führen: Zu sehen sind da eine elegant wirkende Fassade, ein Platz in Sandsteinoptik voller Menschen, mit U-Bahnhof und hohen Bäumen — ein Anblick, der Vision geblieben ist.

Solche Diskrepanzen sind nicht immer nur Zufall: Meist arbeiten die Bauplaner mit Büros zusammen, die sich auf Simulationen spezialisiert haben. Manche Architekten gehen nach der Maxime höchstmöglicher Detailtreue vor. Andere aber widerstehen offenbar der Versuchung nicht, die Bilder aufzuhübschen. Die Techniken dafür sind in der Branche kein Geheimnis.

Wie so oft im Leben treffen beim Betrachten solcher Darstellungen Gefühl und Vernunft aufeinander. Wer ein paar Bäume einfügt oder Größenverhältnisse verändert, macht sich vielleicht angreifbar. Er kann aber darauf hoffen, dass die geschönte Darstellung ihre emotionale Wirkung erzielt. Und die kann bei Architekturdiskussionen am Ende ausschlaggebend sein.