Kommentar Die Stadtstrände haben einen guten und einen falschen Standort

Meinung | Düsseldorf · Die Stadtstrände sind schnell in die Kritik geraten. Ein Teil ist berechtigt, ein Teil basiert auf falschen Vorstellungen. Düsseldorf lässt da seine rheinische Gelassenheit vermissen, sagt unser Autor.

Der Stadtstrand am Robert-Lehr-Ufer könnte seine Umgebung beleben.

Foto: Julia Koch

Der Chef (Baas) der Düsseldorfer Jonges hat sich mit nur zwei Sätzen eine Menge Applaus verschafft. Beim wöchentlichen Heimatabend des Vereins kritisierte Wolfgang Rolshoven den zweiten Stadtstrand Düsseldorfs, der neben dem Museum „Kunst im Tunnel“ eröffnet hat. Im Internet äußern sich viele Düsseldorfer ähnlich, die CDU-Fraktion hat sich dem am Mittwoch in einer Pressemitteilung angeschlossen. „Unsere Enttäuschung ist groß. Denn unsere Befürchtungen haben sich leider erfüllt: Die hingewürfelten Container passen nicht zu der einzigartigen Rheinufer-Kulisse am KiT“, lässt sich darin der Fraktionsvorsitzende Rüdiger Gutt zitieren.

Der Platz am KIT zählte schon lange zu den beliebtesten Orten der Stadt.

Foto: Alexander Schulte

Bei allem Verständnis für den Ärger sollte man die Strände differenziert betrachten. Deshalb fünf Gedanken zur Diskussion um die Strände:

Wir werden kein zweites „Monkey’s Island“ bekommen. Viele Kritiker schreiben, dass sie Sand erwartet und einen Ort wie „Monkey’s Island“ erwartet hätten. „Monkey’s Island“ war ein (zeitlich begrenzter) Glücksfall. Es war eine Fläche, die zu dem Zeitpunkt, als man dort einmalig schön sitzen konnte, niemand brauchte und an der der Sand eben da war. An den Stadtstränden ist Sand nicht möglich, weil er bei Hochwasser in großen Mengen in den Fluss gespült würde. Das war auch lange vor der Eröffnung klar. Wem Sand noch wichtiger ist als der Rhein, der hat im „Treibgut“ in Lierenfeld ein mögliches Ziel.

Wir haben es mit einem privaten Anbieter zu tun, der auf privates Risiko handelt. Die Stadt hat die Flächen für die Stadtstrände genehmigt (und dabei einen Fehler gemacht, auf den wir im fünften Gedanken noch kommen), im übrigen agieren private Unternehmer. Sie haben eine Geschäftsidee, von der sie hoffen, dass sie funktioniert, und die sie sicher nicht absichtlich so umsetzen, dass sie damit Leute verärgern. Wie bei jedem Restaurant, das jemand eröffnet, steht es den Menschen frei, es gut oder schlecht zu finden, hinzugehen oder wegzubleiben. Aber es gibt keinen Grund, die rheinische Gelassenheit abzulegen.

In den Parks kann man sehen, dass auch Container funktionieren. Im Florapark, am Alten Bilker Friedhof und im Volksgarten (Emmastraße) stehen auch Container, aus denen Essen und Getränke verkauft werden. Der Betreiber hat an allen drei Stellen die Grünanlagen deutlich belebt und verzeichnet rund um die Sitzplätze mit die höchsten Kinderwagen-Quoten der Stadt. Wenn es dort funktioniert, war/ist es mindestens den Versuch wert, es auch am Rhein zu probieren.

Die Preise sind hoch, aber kein Muss. Diskussionen über Preise für Kaffee oder Snacks kann man an vielen Stellen in Düsseldorf führen, auch an den Stadtstränden. Dort haben die Besucher aber immerhin die Wahl, nichts verzehren zu müssen, sondern nur ein Angebot, das sie nutzen können, wenn es gerade zum Rest ihrer Planung passt.

Der Standort am KIT ist falsch gewählt. Der erste Stadtstrand hat am Robert-Lehr-Ufer eröffnet. In der Nähe gibt es zwischen Mitte Juli und Ende August auch das Open-Air-Kino mit seinem Beachclub, im übrigen aber ist dort nicht so viel im Angebot  da unterscheidet sich der Rheinpark von den genannten Grünanlagen. Der Stadtstrand könnte die Lücke schließen, wenn sich bewahrheitet, dass es dort eine Nachfrage gibt. Und die Umgebung ist nicht so atemberaubend schön, dass Container am Gesamtbild etwas verändern. Das ist am KIT anders. Die Wiese dort zählt laut belastbarer Umfragen zu den beliebtesten Stellen in Düsseldorf, sie ist gemütlich und offenbart einen wunderbaren Blick auf Rhein, Hafen, Brücken. Dort nehmen die Container dem Ort tatsächlich etwas, das hätte die Ratsmehrheit so nicht genehmigen müssen.

Fazit Mehr Gelassenheit hilft. Am Robert-Lehr-Ufer ist ein zusätzliches Angebot entstanden, bei dem sich zeigen wird, ob es genügend Fans findet. Wenn ja, macht das Düsseldorf vielseitiger, wenn nicht, ist das ausschließlich das Problem eines privaten Anbieters, der mit einer Idee gescheitert ist. Am KIT ist das Projekt Stadtstrand nicht erforderlich, da stellt sich nun die Frage, ob und wenn ja wie die Stadt aus der Nummer wieder rauskommt.