Streik in Düsseldorf: Passagiere warten sieben Stunden auf den Flug
Viele Sicherheitskräfte legten am Donnerstag ihre Arbeit am Flughafen Düsseldorf nieder. Tausende Reisende waren davon betroffen.
Düsseldorf. Eliane Zürrer sitzt auf einer Sitzbank im Düsseldorfer Flughafen, lehnt sich weit zurück und kneift ihre Augen zusammen. Auf ihrem Schoß sitzt ihre zwei Jahre alte Tochter Luana, die weinerlich wissen will, wann es endlich nach Hause geht. Zwillingsschwester Jolina klammert sich an Vater Ronald fest.
Seit 14 Stunden ist die Familie unterwegs. Mit dem Flugzeug ging es am Dienstag vom mexikanischen Cancún nach Düsseldorf — eigentlich nur ein Zwischenstopp, um weiter nach Zürich zu fliegen.
Doch auf den Anschluss müssen die vier Schweizer noch mindestens siebeneinhalb Stunden warten, denn das Sicherheitspersonal des Flughafens in Düsseldorf streikt — wie auch die Kollegen in Hamburg — den gesamten Tag über.
Nur elf der 24 Sicherheitsschleusen sind geöffnet, rund 180 Flüge fallen aus — Tausende von Passagieren sind betroffen. Die Schlangen fallen allerdings deutlich kürzer aus als beim Streik Ende Januar. „Wir kündigen das möglichst früh an, weil wir nicht die Passagiere treffen wollen“, erklärt Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim.
„Ich frage mich, ob es da nicht einen anderen Weg gibt“, sagt Eliane Zürrer. „Die Passagiere leiden doch mehr darunter als die Arbeitgeber.“ Diese Meinung teilen auch Nina Dings und Stephan Buse, die aus Hamburg angereist sind, um nach Dubai zu fliegen. „So wenig Geld bekommen die Leute nicht, da gibt es deutlich schlimmere Jobs“, meint Buse.
Die Streikenden werben indes um Verständnis: „Wir möchten die Miete bezahlen können und nicht nachdenken müssen, ob wir unseren Kindern ein Spielzeug kaufen können“, erklärt Verdi-Vertrauensmann Andreas Rech.
Die Sicherheitskräfte fordern deutliche Gehaltserhöhungen: In der untersten Lohngruppe sollen die Arbeitgeber brutto statt 8,23 Euro pro Stunde künftig 10,73 Euro bezahlen. In den obersten Lohngruppen fordern die Streikenden brutto 16 Euro pro Stunde statt 12,36 Euro.
„Wenn jemand 160 Stunden pro Monat arbeitet, kommt er in der untersten Gruppe brutto auf etwa 1300 Euro im Monat. Davon bleiben netto nur rund 980 Euro übrig“, rechnet Rech vor. Das sei zu wenig für einen verantwortungsvollen Job. Nach Einschätzung von Verdi sollen 70 Prozent der Sicherheitskräfte in dieser Gruppe beschäftigt sein, obwohl sie ähnliche Aufgaben erfüllen wie ihre besser bezahlten Kollegen der Fluggastkontrolle.
Passagierin Adina van Woerden äußert Verständnis: „Ich finde es völlig in Ordnung zu warten, weil es für die Streikenden keine andere Möglichkeit gibt, auf ihre Situation aufmerksam zu machen.“
Scharfe Kritik kommt hingegen vom Flughafenverband ADV: „Die Proteste sprengen die Dimensionen eines Warnstreiks. Leidtragende der Arbeitsniederlegungen sind erneut Tausende von unbeteiligten Fluggästen und die Flughäfen, auf deren Rücken der Tarifkonflikt ausgetragen wird“, sagt Geschäftsführer Ralph Beisel.
Gunnar Vielhaack, Verhandlungsführer des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft in NRW, verweist auf „geringe Umsatzspannen“ der Arbeitgeber und kritisiert die „wirklichkeitsfernen Wünsche aus einem Paralleluniversum“. Für Freitag hat Verdi weitere Streiks an den Flughäfen Köln/Bonn und Hamburg angekündigt.