Sundermann & Palm aus Düsseldorf Alte Firma mit jungem Geschäftsführer
Düsseldorf · Sundermann & Palm ist in Flingern als Fachgroßhandel für Farben, Tapeten und Bodenbeläge mit gutem Ruf bekannt. Nun feierte das Unternehmen, in dem der Geschäftsführer einst als Praktikant begann, das 100-jährige Bestehen.
Wenn man Farbe benötigt, dann geht man zum nächsten Baumarkt und kauft sich einen Eimer. So dachte Marcel Lauricella Anfang 2005, als er gerade die Schule beendet und keine Ahnung von einem Farbengroßhandel hatte. Das sollte sich ändern, denn der Vater seiner damaligen Freundin besorgte ihm einen Praktikumsplatz bei der Firma Sundermann & Palm an der Ackerstraße, in der er nur für ein paar Wochen mal einen kaufmännischen Beruf und die Abläufe in einem Großhandel kennenlernen wollte. Aus dem Hineinschnuppern sind inzwischen 18 Jahre geworden: Lauricella arbeitet immer noch für Sundermann & Palm und hat sich zum alleinigen Geschäftsführer in dem Traditionsunternehmen hochgearbeitet, das zuletzt sein 100-jähriges Bestehen feierte. Mit einem solchen Werdegang hat der 35-Jährige selbst auch nicht gerechnet. Nach dem Praktikum war er der erste Auszubildende überhaupt bei Sundermann & Palm, als Groß- und Außenhandelskaufmann arbeitete er anschließend zunächst im Vertrieb. Es folgte eine Zeit als Prokurist, bevor er 2017 zum Geschäftsführer ernannt wurde – zwei Jahre noch zusammen mit dem alten Geschäftsführer Kai Wieschermann, der sich Ende 2019 aus der Firma zurückzog. Fortan lenkte der ehemalige Lehrling die Geschicke alleine und stand kurz darauf mit der Corona-Pandemie vor seiner ersten Bewährungsprobe.
„Die Sorgen um das Geschäft, aber vor allem auch um die Mitarbeiter haben mir damals wirklich schlaflose Nächte bereitet. Von heute auf morgen war alles anders und ich als noch junger Mensch musste dafür sorgen, dass alles weiter funktioniert“, erzählt Lauricella. Was damals noch keiner ahnte: Wirtschaftlich profitierte Sundermann & Palm von den Corona-Jahren, weil die Menschen in der Pandemie das Renovieren für sich entdeckten. Nichtsdestotrotz mussten sich die älteren Kollegen erst einmal noch daran gewöhnen, dass der ehemalige Azubi jetzt der Chef ist und auch Änderungen vornahm. Der Eingangsbereich wurde etwa neu gestaltet und freitags ist nun – im Sinne der Mitarbeiter – schon um 15 Uhr statt um 16.30 Uhr Feierabend.
Auch mit den leicht veränderten Öffnungszeiten ist es laut Lauricella aber weiterhin möglich, das Firmenmotto „Geht nicht, gibt es nicht“ zu erfüllen. Der Service sei das A und O, um gegen die vielen und auch teils größeren Mitbewohner in Düsseldorf zu bestehen und die Stammkunden weiterhin zu bedienen. So sei es schon vorgekommen, dass zwei Mitarbeiter kurzerhand nach Holland gefahren sind, um einen größeren Posten an Fliesenteppichen abzuholen, weil der Kunde diese am Wochenende verlegen wollte. Ansonsten wäre die Ware erst am Montag vom Spediteur geliefert worden. Martina Stork aus der Buchhandlung erzählt: „Wir sind die kleinen Gallier neben den großen Unternehmen. Bei uns bekommen die Kunden erst einmal ein Käffchen, früher gab es auch noch Zigaretten dazu.“ Dann erinnert sie an den alten Chef Hartmut Stange, „einen Ehrenmann der alten Schule“, bei dem der Handschlag zählte.
Hartmut Stanges Vater Otto hatte das Geschäft 1952 übernommen. Nach dem Tod des Vaters wurde Hartmut Stange 1979 Chef. Nach vielen Wachstumsjahren stürzten 2000 die Pleiten von drei Großkunden auch Sundermann & Palm in die Krise, aus der die Firma aber gestärkt hervorging. 2002 starb Hartmut Stange und seine Anteile gingen an seine Frau Marlies über. Obwohl sie seit 1978 im Betrieb mitgearbeitet hatte, überließ sie die Führung anderen, sodass Hartmut Stanges Neffe Kai Wischermann Geschäftsführer und Mitinhaber wurde.
Am heutigen Dienstag feiert Marlies Stange ihren 83. Geburtstag. Noch immer kommt die Chefin regelmäßig vorbei und schaut an der Ackerstraße nach dem Rechten. Inzwischen sind Stange und Lauricella beim „Du“ – auch das hat sich der 35-Jährige erarbeitet.