Vereine in Düsseldorf Dankeschön-Punkte für etwas Lebenszeit
Düsseldorf · Für eine Stunde Lebenszeit gibt es beim Tauschring Düsseldorf 20 „Dankeschön“. Mit dieser Währung können die mittlerweile 170 Mitglieder des 1999 gegründeten Vereins Dienstleistungen, Handwerkshilfe und vieles mehr tauschen.
Die Idee ist simpel: Wer etwas gut kann, bietet es anderen Mitgliedern an, wer etwas braucht, wird bei anderen fündig. Das kann von Dienstleistungen wie Einkaufshilfen oder Fahrdiensten über Beratungen hin zu Begleitungen und handwerklicher Hilfe reichen.
Auf der Webseite des Tauschrings Düsseldorf sind die aktuellen Anzeigen nach Rubriken geordnet angegeben. Jeden Monat wird eine aktuelle Liste der Mitglieder samt Kontaktdaten intern verschickt, allerdings nur mit Vornamen. „Das hat etwas mit Datenschutz zu tun“, erklärt Margret Liebl, seit vielen Jahren Organisatorin des Vereins. Damit es nicht zu Verwechslungen kommt, sind die Nachnamen abgekürzt. „Wichtig ist die Angabe des Stadtteils – für jemanden aus Pempelfort macht es wenig Sinn, jemanden aus Benrath zur Hundebetreuung zu fragen.“ Die Kontaktaufnahme zwischen den Mitgliedern geschehe basierend auf der Liste und den Anzeigen meist selbstständig. „Trotzdem werde ich häufig auch angerufen oder bekomme E-Mails“, erzählt Liebl. Fast alle Mitglieder kenne sie persönlich, von den meisten habe sie auch im Kopf, was sie anbieten oder suchen.
Ein weiteres wichtiges Element ist das Dankeschön-Konto. Für jede angenommene Anzeige gibt es Dankeschön-Punkte, für jede genutzte Anzeige werden welche abgebucht. „Und pro Monat werden fünf Punkte für die Verwaltung abgezogen“, erklärt Margret Liebl. Man könne aber auch pausieren. Und für gemeinsame Ausflüge oder Wanderungen oder kostenlose Angebote müsse man keine Punkte ausgeben. „Einzig für Fahrdienste wird bei uns echtes Geld ausgetauscht, 30 Cent pro Kilometer.“
Viele Tauschring-Mitglieder sind schon in Rente und können in dem Verein nicht nur unkompliziert Hilfe bekommen, sondern schließen auch neue Bekanntschaften. Mehrere Treffen im Monat führen die Vereinsmitglieder zusammen.
„Es macht richtig viel Spaß, ganz unterschiedliche, aufregende Menschen kennenzulernen“, sagt Franziska Blachertz, die seit 2017 beim Tauschring ist. Sie bietet Hilfe im Garten an, kocht oft für andere und als ehemalige psychiatrische Krankenschwester übernimmt sie auch Demenzbetreuung. „Das kann wirklich nicht jeder machen, und ich habe einen recht guten Zugang zu diesen Menschen.“
Die Treffen „schützen vor der Langeweile und geben Anregungen“, meint Gaby, die mit vier bekannten gleich beim ersten Besuch in den Verein eintreten möchte. „Wir haben das über Mundpropaganda gehört, gegoogelt – und jetzt sind wir hier“, sagt Brigitte, die mit den anderen gern wandern gehen will. Was genau sie anbieten wollen, wissen noch nicht alle. Marie hat einen Transporter. „Da kann man gut sperrige Sachen hin- und herfahren.“ Alle hoffen, hier die Hilfe zu finden – und anzubieten – die es in der Nachbarschaft nicht gibt und für die ihre Kinder dann doch zu weit weg leben oder zu wenig Zeit haben.
Während der Corona-Pandemie habe man sich im erlaubten Rahmen mal privat getroffen, auch mal in Parks zusammengesessen. „Es war eine schwierige Zeit. Deshalb bin ich sehr froh, dass unsere Weihnachtsfeier im vergangenen Dezember stattfinden konnte “, sagt Margret Liebl. Fast 50 Mitglieder hätten zusammen gefeiert. Und das soll natürlich auch in diesem Jahr wieder so werden.