Tempo-Sünder: Rennstrecke Toulouser Allee

Auf der neuen Straße hat die Polizei extreme Verstöße gegen das Tempolimit gemessen. Doch der Stadt sind die Hände gebunden.

Düsseldorf. Gleich beide „Spitzenreiter“, die der Polizei beim Blitzer-Marathon am Freitag in die Laserpistole gerast sind, wurden auf der Toulouser Allee erwischt. Um 8.30 Uhr fuhr ein 48-Jähriger mit 94 km/h über die neue Straße — obwohl dort Tempo 50 gilt. Am Nachmittag raste dann ein 23-Jähriger in seinem Hyundai sogar mit 113 km/h an den Einsatzkräften der Polizei vorbei.

Die Konsequenzen im ersten Fall: 280 Euro Strafe, zwei Monate Fahrverbot, vier Punkte in Flensburg. Der 23-Jährige zahlt 480 Euro und muss den Führerschein drei Monate abgeben.

Und das waren noch nicht die gröbsten Tempoverstöße auf der neuen vierspurigen Verbindungsstraße zwischen Mörsenbroicher Ei und Wehrhahn: Laut Klaus Berendes, der den Blitzer-Einsatz der Polizei leitete, war zuvor schon ein 20-Jähriger mit 119 Stundenkilometern an der Toulouser Allee gemessen worden — in Papas Auto.

„Der Ausbau der Straße ist üppig — trotzdem gilt dort Tempo 50“, sagt Polizeisprecher Jochen Schütt. Das sei vielen Autofahrern offensichtlich überhaupt nicht bewusst. Denn die Straße ist nicht nur breit und gerade — sie ist auch zumeist leer. Erst Mitte Dezember wurde sie für den Verkehr freigegeben, noch nutzen nur wenige Autofahrer die neue Achse.

Auch deshalb hat die Stadt keine rechtliche Handhabe, auf der neuen Raser-Strecke mit stationären Blitzern einzugreifen. „Als Stadt dürfen wir nur an Unfallschwerpunkten und Gefahrenstellen blitzen“, erklärt Ordnungsamtsleiter Michael Zimmermann. „Und Unfälle hatten wir an der Toulouser Allee natürlich noch nicht — sie ist ja erst wenige Wochen offen.“

Ähnlich war die Lage beim Rheinufertunnel: Auch dort gab es nicht auffällig viele Unfälle. „Aber durch die vielen Ein- und Ausfahrten ist eine zu hohe Geschwindigkeit dort sehr gefährlich“, sagt Zimmermann. Im September 2008 raste dann eine Gruppe junger Männer in einem gemieteten Audi mit knapp 180 km/h durch den Tunnel, in dem damals Tempo 60 galt.

Schließlich wurde der Tunnel als Gefahrenpunkt definiert, seit 2009 gibt es in jede Richtung zwei stationäre Blitzanlagen — 68 000 Tempoverstöße wurden allein im ersten Jahr gemessen.

Diese Möglichkeit sieht Zimmermann für die Toulouser Allee bislang nicht. „Aber wir behalten die Entwicklung im Auge.“ Und: Die Polizei darf inzwischen nicht mehr nur an Unfallschwerpunkten und Gefahrenstellen messen, sondern überall. „Und wir werden diese Straße nicht vernachlässigen“, warnt Jochen Schütt.