Düsseldorf-Bilk Terror-Spur führt nach Düsseldorf

28-Jähriger in Bilk festgenommen. Hatten die Attentäter von Brüssel Verbindungen zu Islamisten in Deutschland?

Der Salafist Samir E. ist in Bilk festgeommen worden.

Foto: Marius Becker

Düsseldorf. Es ist eine ruhige, gutbürgerliche Wohngegend in Düsseldorf. Hier lebt der nun im Zusammenhang mit den Terroranschlägen von Brüssel verhaftete Samir E. (28) bereits seit vielen Jahren. Dass hier jemand eventuell Kontakt mit den Terroristen hat, die in Brüssel die verheerenden Attentate ausgeführt haben, ist für die Anwohner nur schwer zu glauben.

Der 28-Jährige ist aber für die Polizei kein Unbekannter. „Er ist uns seit langem durch verschiedenste Straftaten bekannt“, sagt Ralf Herrenbrück, Sprecher der Staatsanwaltschaft, unserer Zeitung. Der gebürtige Düsseldorfer mit Migrationshintergrund wurde erst vor kurzem wegen Bandendiebstahls zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Die ist noch nicht rechtskräftig, weil der Verurteilte Rechtsmittel eingelegt hat.

Der Verdächtige ist zudem als Salafist bekannt. „Er wurde bei dem Versuch, nach Syrien auszureisen, von den türkischen Sicherheitskräften an der Grenze aufgegriffen. Zeitgleich sei im Sommer 2015 dort Ibrahim El Bakroui, einer der Attentäter vom Brüsseler Flughafen, aufgegriffen worden. Die türkischen Behörden hätten beide verdächtigt, sich auf der Seite der Islamisten am syrischen Bürgerkrieg beteiligt zu haben oder noch beteiligen zu wollen. Samir E. und El Bakroui seien daraufhin nach Amsterdam abgeschoben worden, den Ausgangspunkt ihrer Reise.

„Wir sind uns nicht sicher, ob ein Zusammenhang zwischen den beiden besteht“, so Herrenbrück. Konkrete Hinweise auf geplante Attentate habe es nicht gegeben. „Wir haben uns trotzdem für den Zugriff entschieden. Es bestand nun die Gefahr, dass sich der Düsseldorfer der Verbüßung der Freiheitsstrafe hätte entziehen wollen“, sagt der Staatsanwalt. Kontakte zu Düsseldorfer Salafisten hält Herrenbrück für sehr wahrscheinlich. „Die sind alle untereinander sehr gut vernetzt.“

Der 28-Jährige wurde am späten Donnerstagabend von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei im Düsseldorfer Stadtteil Bilk festgenommen. Der Haftbefehl sei wegen Bandendiebstahls vollstreckt worden. Gegen den Mann werde aber auch „wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ ermittelt. Vor der Wohnung des Verdächtigen standen auch am Freitag noch Polizisten. Die Beamten untersuchten unter anderem den Computer und die Unterlagen des Festgenommenen.

Nur wenige Anwohner haben überhaupt etwas von dem Großeinsatz der Polizei am späten Donnerstagabend mitbekommen. Doch alle hatten eins gemeinsam: Sie waren total entsetzt, dass sich so etwas in ihrer unmittelbaren Umgebung abgespielt hat.

„Ich kann gar nicht glauben, dass solche Menschen hier wohnen. Von dem Einsatz habe ich erst gar nichts gemerkt, die Polizei war ziemlich leise“, meint Abdel Rudi, der direkt gegenüber dem Haus wohnt, in dem Samir E. verhaftet wurde. Einer anderen Nachbarin, die aus Furcht ihren Namen nicht nennen will, ist die Angst ebenfalls deutlich anzumerken: „Ich wohne seit 20 Jahren hier und kenne jeden in dem Haus. Aber dass dort jemand eventuell mit den Attentätern von Brüssel zu tun haben soll, ist für mich eigentlich unvorstellbar.“

Celina D. wollte gegen 21.30 Uhr aus dem Haus, doch dort stand alles voller Polizisten. „Die meisten waren in Zivil und alle waren bewaffnet. Ich war total erschrocken, da ich gar nicht wusste, was hier passiert. Dann kamen auf einmal etwa zehn maskierte Beamte aus dem Nachbarhaus und führten einen Mann ab. Der war etwa 30 Jahre, ziemlich groß und kräftig, und hatte keine Haare auf dem Kopf.“

Die Behörden wollen nun prüfen, ob sich E. und El Bakraoui näher gekannt haben oder gemeinsam in der Türkei unterwegs waren. Die Ermittlungen wegen Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat beziehen sich auf diese Türkei-Reise.