Theater Flin: „Man muss besessen sein, anders geht es nicht“

Das Theater Flin wurde 1999 gegründet, Kassenschlager ist die Geschichte der Mutter Ey.

Düsseldorf. 385 Meter orangefarbener Samt. Das ist der Stoff, hinter dem im Theater Flin Träume auf der Bühne Wirklichkeit werden. Schon Gründgens hat im alten Düsseldorfer Schauspielhaus hinter dem historischen Stöffchen gespielt.

"Durch den Vorhang ist die Farbe Orange zum Markenzeichen des Theaters geworden", sagt Philipp Kohlen-Priebe. Im Kontrast zum warmen Farbton steht schlichtes Schwarz im Zuschauerraum. Kein Schnickschnack soll vom Geschehen auf der Bühne ablenken.

Seit 2003 sind Oliver Priebe und Philip Kohlen-Priebe die Doppelspitze im Flingeraner Hinterhoftheater. Abend für Abend begrüßen sie nicht ihre Zuschauer, sondern ihre Gäste. "Gastfreundschaft ist die Grundlage unseres Erfolgs. Wer zu uns kommt, soll spüren, dass er nicht zu einer beliebigen anonymen Masse gehört", sagt Kohlen-Priebe.

Weitere Zutaten des Erfolgs sind Fleiß und Abwechslung. Nur wenige Ruhetage gönnen sich die beiden Künstler, die - wenn sie nicht gerade auf der Bühne stehen - Getränke ausschenken oder Büroarbeit erledigen. "Auch bei 90-prozentiger Auslastung, wie in diesem Jahr, ist das Theater keineswegs ein Selbstläufer. Wenn man anfängt sich zurückzulehnen, geht der Laden den Bach runter", ist sich Kohlen-Priebe sicher.

Die Betreiber stemmen die Finanzierung der Kleinkunstbühne ganz ohne Subventionen. 20 Jahre Theater- und Bühnenerfahrung helfen den beiden Profis dabei, das kleine Wirtschaftunternehmen am Leben zu erhalten.

Zu echten Kassenschlagern haben sich besonders die Eigenproduktionen entwickelt. Erfolgreichstes Stück in der Geschichte des Theaters ist die Adaption des Goethe-Klassikers Faust, "Fast Faust oder des Pudels Kern".

Mit Stücken wie diesem soll Hochkultur in ein kleinkunst-taugliches Format gebracht werden, welches das Publikum nicht abschreckt, sondern begeistert. Diese Bodenständigkeit ist es, die auch den Charakter des Stadtteils ausmacht, in dem das Theater Flin seit zehn Jahren beheimatet ist. Flingern bedeutet für die beiden Kulturschaffenden Heimat und Kreativität.

Mit 85 Zuschauerplätzen ist das Theater ein so intimer Ort, dass sich Künstler dort ausprobieren können. Selbst etablierte Größen, wie der Comedian Ingo Oschmann, testen hier ihr Programm in puncto Publikumswirkung. Auch Kindertheater, Kabarett und Varieté haben im Theater Flin ihren Platz. Am Ende aber macht nicht das Programm alleine den Erfolg aus: "Man muss besessen sein und das Theater lieben, anders geht es nicht", sagt Kohlen-Priebe.