Kultur in Düsseldorf Platz für Open-Air-Bühne gesucht

Düsseldorf · Das Theater war im Sommer wegen der Pandemie in den Nordpark ausgewichen. Das ist in diesem Jahr nicht mehr möglich.

Helge Neuber führt seit vielen Jahren das Theater Takelgarn an der Philipp-Reis-Straße.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Seit Jahrzehnten ist das Theater Takelgarn eine Institution in Düsseldorf. Die Bühne an der Philipp-Reis-Straße ist ein typisches Kleinod für Freunde von Kabarett, Comedy und Kindertheater – jedenfalls bis die Corona-Pandemie kam. In den Lockdowns blieb das Bühnenlicht aus. Auch wenn sich die Lage mal ein wenig entspannte, konnte Theaterchef Helge Neuber nicht auf die Schnelle ein Programm erstellen. Kreativ wurden er und sein Team dennoch: Sie kauften für viel Geld die Ausstattung für eine Open-Air-Bühne und bauten sie erst auf dem Gelände der Galopprennbahn, dann auf der Engländerwiese im Nordpark auf. So konnten Künstler ihre Programme zeigen.

Für die Saison 2022 aber sieht es schlecht aus für das Takelgarn. Die Stadt Düsseldorf lässt den Aufbau einer Bühne auf der Engländerwiese nicht mehr zu, eine Alternative gibt es noch nicht. „Wir suchen schon lange und dringend einen Platz, um unsere Open-Air-Bühne im Frühling wieder aufbauen zu können“, sagt Helge Neuber. Bis jetzt aber ohne Erfolg. „Wir hatten eigentlich gehofft, im Nordpark auf Dauer ansässig zu werden, um unseren Gästen eine Kontinuität zu bieten.“ Eine weitere Nutzung des denkmalgeschützten Nordparks als Spielstätte ist ausgeschlossen, teilt ein Sprecher der Stadt mit. „Die Grünanlage soll den Besucherinnen und Besuchern zu Erholungszwecken dienen.“ Auf der Wiese sind jährlich zwei Veranstaltungen zulässig, weitere Veranstaltungen sind nur in Ausnahmefällen möglich.

Dass die Stadt die Pläne vom Takelgarn nun durchkreuzt, ist ein Problem für Helge Neuber, denn: „Wir müssten schon längst mit der Programmplanung 2022 fertig sein oder wenigstens begonnen haben“, sagt er. Aber ohne Bühne keine Planung – und wird nicht bald ein Platz gefunden, wird es immer schwerer, Künstler für das Programm zu buchen.

Alte Bühne ist in der Pandemie nicht wirtschaftlich

Die Bühne im Theater Takelgarn an der Philipp-Reis-Straße wieder in Betrieb zu nehmen, kommt für Helge Neuber vorerst nicht infrage. „Wir haben etwa 70 Plätze und je nach Corona-Inzidenz können wir nur einen Teil besetzen. Aber für 30 oder 40 Zuschauer können wir nicht einen Künstler anreisen lassen“, so Neuber. Sein Theater hat vor der Pandemie zu großen Teilen von Künstlern aus ganz Deutschland profitiert, aber für weniger Besucher lohnen sich Anreise und Hotel nicht. „Das wäre auf Dauer ein Verlustgeschäft.“ Natürlich gibt es auch in Düsseldorf und Umgebung viele gute Entertainer, „aber mit ihnen allein können wir kein komplettes Programm füllen.“ Und auch, wenn der Zuschauerraum voll besetzt werden dürfte, er würde es kaum sein. „Unsere Gäste sind eher etwas älter und in Zeiten der Pandemie vorsichtig.“

Die Open-Air-Auftritte im vergangenen Sommer auf der Engländerwiese im Nordpark seien zwar besser besucht gewesen, aber nur selten ausverkauft. „In dem langen Lockdown bis Juni 2021 haben sich viele Menschen offenbar mit digitaler Kultur arrangiert“, vermutet Neuber.

Für seine Open-Air-Takelgarn-Bühne ist eine Freifläche mit mindestens 1200 Quadratmetern nötig, gut wäre, wenn es in der Nähe schon Stromversorgung gebe sowie Parkplätze und einen guten Anschluss zum ÖPNV. Neuber hofft, dass zum Beispiel Schützenplätze oder ähnliche Flächen möglich sind.

Wenn bald ein Platz für die Open-Air-Bühne gefunden ist, wird das Theater-Team sofort die Arbeit aufnehmen und Kabarettisten, Comedians und andere Künstler anfragen. Neuber ist auch für Ideen offen, die Bühne an Musiker zu vermieten oder Kulturfestivals zu organisieren.

Die Stadtverwaltung teilt mit, dass Flächen in städtischen Parkanlagen als Spielstätte nicht zur Verfügung stehen. „Die Düsseldorfer Parkanlagen sind gerade in den Sommermonaten Anziehungspunkt für Erholungssuchende und entsprechend stark frequentiert“, sagt der Sprecher. Helge Neuber gibt die Hoffnung nicht auf. „Wir haben gut mit der Stadt zusammen gearbeitet und wollen sie gern weiter als Partner haben“, sagt der Takelgarn-Chef.