Tina Teubner begeistert im Kommödchen „Ich bin die Summe Ihrer Pathologien“
Düsseldorf · „Ohne dich war es immer so schön“, heißt das neue Kommödchen-Programm von Tina Teubner und Ben Süverkrüp. Bis Samstag ist es zu sehen.
Tina Teubner, Ben Süverkrüp und das Kommödchen – das ist eine vertrauensvolle, über viele Jahre gefestigte Dreieinigkeit. Fast alle Premieren haben die Kabarettistin und ihr kongenialer Pianist und Ehemann in Düsseldorf gefeiert. Ihr neues Programm „Ohne dich war es immer so schön“ konnte mit einem Jahr coronabedingter Verzögerung endlich aufgeführt werden und ist noch bis Samstag zu sehen. In den Jubel nach der ersten Vorstellung fällt Teubners Appell: „Wenn ihr Freunde habt, die euer Format haben, bitte schicken.“ Das kann man nur unterstreichen. Der Abend ist rund, unterhaltsam und spaßig.
Teubner hat ihr Publikum im Griff, vom ersten Moment an. Sie legt ein rasantes Tempo an den Tag und beugt vor: „Manches klingt bei mir ein bisschen schroff, das ist professionell, ich bin ganz weich und lieblich, ich zerfließe wie ein Camembert im Sommer.“ Lautes Lachen, man kennt ja seine Tina. Mit milder Strenge beäugt sie, wen sie da vor sich hat: „Rechts spüre ich eine filigrane, intellektuelle Ausstrahlung, links eine rustikale.“ Sie spüre auch den Stress, die Wut, „ich bin die Summe Ihrer Pathologien“.
Genüsslich stachelt sie die üblichen Frotzeleien mit Süverkrüp an. Der sitzt dabei duldsam am Klavier, schweigt und lächelt. Bringt er sich vorsichtig ein, wird er gekonnt ausgebremst. Wenn die beiden aber gemeinsam musizieren, erlebt man vollendete Harmonie. Teubner singt nicht nur, sie hat Geige studiert und ist eine Meisterin auf der singenden Säge, die sie wehklagend einsetzt. Es gibt so viel zu bemängeln auf der Welt! Dem brillanten Pianisten wird aber auch ein hinreißendes Solo gegönnt. Bei einer musikalischen Tour de Force mutieren Klassiker von Mozart, Chopin und Beethoven zu Schlagern.
„Ohne dich war es immer so schön“ ist wortgewaltig und witzig, wie etwa die Nummer über ehrgeizige Eltern und deren Getue, „die Diskussion über die Sockenfarbe und das Geschiss, wenn das Gemüse die Nudel berührt“. Andererseits sei das Rumgetrampel auf der Jugend ungerecht, auch in der Pubertät. Sobald eine Raupe sich verpuppt und zum Schmetterling wird, sei man schließlich auch entzückt. In die heiteren Töne mischt sich Tiefsinn. Es ist nicht lustig, wenn sich die Liebe aus dem Ehealltag schleicht, wenn Informationsmüll das Gehirn verstopft und man nichts mehr peilt: „Die Welt hat ihre Bedienungsanleitung verlegt.“ Das Lied über die alte Mutter und deren verwehtes Leben berührt besonders. Tina Teubner hat die Gabe, ihre Zuschauer zum Lachen zu bringen. Und manchmal auch zum Weinen.
Info Am Freitag und Samstag um 20 Uhr im Kommödchen. Karten: Tel. 0211/329443,