Kunstszene Düsseldorf Galerist tanzt auf zwei Hochzeiten

Düsseldorf · Michael Beck aus der Düsseldorfer Carlstadt leitet auch ein Museum am Tegernsee.

 Der Düsseldorfer Galerist ­­Michael Beck.

Der Düsseldorfer Galerist ­­Michael Beck.

Foto: M. Beck/Michael Dannenmann

Der Galerist Michael Beck führt in der Carlstadt mit seiner Kollegin Ute Eggeling die Galerie Beck & Eggeling mitsamt einem Verlag, in dem 160 Kataloge erschienen sind. Damit nicht genug, ist er seit 2020 Chef des Gulbransson-Museums am Tegernsee, das er aus seinem Dornröschenschlaf erwecken will. Ein Galerist als Museumschef ist selten – dass ein Düsseldorfer Kunsthändler ein Museum der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen bespielt, wohl einmalig.

Bei einer Entfernung von rund 700 Kilometern zwischen beiden Standorten will so eine Vermittlerrolle eher irrwitzig erscheinen. 2023 steht Gulbransson zu dessen 150. Geburtstag im Mittelpunkt am Tegernsee, aber für eine Städtepartnerschaft zwischen dem Gulbransson-Museum und einem Düsseldorfer Institut fühlt sich Beck noch zu jung im Ehrenamt. Es sind eher familiäre Bande, die ihn dazu trieben, Museumschef zu werden.

Becks Vater Herbert und Gulbransson waren befreundet. Vater Beck organisierte zu dessen 85. Geburtstag eine Jubiläumsausstellung, die er im Barocksaal des Klosters Tegernsee eröffnete. Sohn Michael Beck wurde 1963 in Tegernsee geboren. Sein Vater war Künstler, seine Eltern sammelten Kunst, und die Künstler gingen bei ihnen ein und aus. Als Michael Beck vor einigen Jahren einen runden Geburtstag feierte und Hunderte von Kreativen ins Düsseldorfer Tanzhaus einlud, saß er glücklich an der Tischkante und schaute über die Köpfe all der Maler und Bildhauer hinweg. Inzwischen sind seine beiden Söhne ebenfalls in seiner Galerie tätig.

Wie für Heinz Mack und all die anderen Künstler seiner Galerie will er sich für Olaf Gulbransson (1873–1958) einsetzen, den bravourösen Zeichner, der 42 Jahre lang der legendären Satirezeitschrift „Simplicissimus“ mit über 2400 Zeichnungen diente. Seit 1929 lebte er im Schererhof, einem uralten Bauernhof oberhalb von Tegernsee, wurde Professor an der Akademie der Künste in München und Mitglied der Reichskulturkammer, des Kontrollorgans für Kulturschaffende im Dritten Reich. Er gehörte zu den Unterzeichnern des „Protestes der Richard-Wagner-Stadt“, der sich gegen Thomas Mann richtete. Der Literaturnobelpreisträger flüchtete daraufhin ins Exil. Das NS-Regime hofierte Gulbransson, allerdings hat er kein Parteibuch gehabt.

Das Olaf-Gulbransson-Museum wurde von Sep Ruf gebaut, dem Architekten des Kanzlerbungalows in Bonn. Schirmherren des Stiftervereins waren Ludwig Erhard und Theodor Heuss. Nun versucht der Düsseldorfer Galerist in Corona-Zeiten den Komplex am Tegernsee zu neuem Leben zu erwecken und sein Kunsthaus in der Carlstadt am Leben zu erhalten. Beim Tanz auf zwei Hochzeiten will er seinen Job und sein Ehrenamt unter einen Hut bringen.