Alpesh Chauhan am Pult der Symphoniker Ein Dirigent, der die Überraschung liebt

Alpesh Chauhan ist neuer Gastdirigent der Düsseldorfer Symphoniker. Sein Bild hängt nun auch in der Musikergalerie der Tonhalle.

Neu in der Galerie der Musikstars in der Tonhalle: Alpesh Chauhan (M.) neben Intendant Michael Becker (l.) und Fotograf Alexander Basta.

Foto: Susanne Diesner/Tonhalle

Ein kompletter Neuling ist der britische Dirigent Alpesh Chauhan in Düsseldorf keineswegs. In der Tonhalle dirigierte er bereits Bruckner und Beethoven sowie das Neujahrskonzert 2020. Der Dirigent, als Principal Guest Conductor Nachfolger von Alexandre Bloch, hat aber nun einen festen Platz in der Musikergalerie der Tonhallen-Rotunde. Und er leitet die Düsseldorfer Symphoniker ein weiteres Mal beim Neujahrskonzert.

Direkt gegenüber von Udo Lindenberg, dort wo zuvor Robert Schumann gehangen hatte, schaut nun Alpesh Chauhan den Foyer-Flaneuren in Schwarz-Weiß entgegen. Damit stammen nun alle 32 Porträts von dem Fotokünstler Alexander Basta, der auch den hauptamtlichen Orchesterchef Adam Fischer sowie dessen Vorgänger Andrey Boreyko und John Fiore fürs fotografische Großformat verewigte. Lebende und mittlerweile verstorbene Musikerinnen und Musiker mit Tonhallen-Beziehung gehören zur Dauerausstellung – von Alexandre Bloch bis Sir Neville Marriner. In Planung ist noch ein Porträt des Pianisten Igor Levit.

Beim Fotoshooting vor seinem neuen Porträt erschien Alpesh Chauhan leger im Freizeit-Look mit weißen Turnschuhen. Der 31-Jährige wirkt in Zivil jungenhafter als im klassischen Frack, den die Konzertbesucher bislang kennenlernten. Auf Plakaten und während des Konzerts schaut der Brite mit indischen Wurzeln meist ernst. Und auch das neue Porträt zeichnet einen eher nachdenklichen Menschen mit forschendem Blick.

Beim Gespräch macht Chauhan einen gelösten, fast quirligen Eindruck. Wenn er über Musik spricht, sprüht er vor Leidenschaft und findet kaum einen Punkt. Ein Neujahrskonzert zu dirigieren, sei für ihn eine ganz tolle Sache, sagt er. „In dieses Format passen viele Musikstücke, die sich in ein traditionelles Symphoniekonzert nicht integrieren lassen“, erklärt der noch junge, aber bereits international viel beschäftigte Dirigent.

Bei den Opern-Intermezzi kamen Hartgesottenen die Tränen

Die Opern-Intermezzi aus den Puccini-Opern „Madama Butterfly“ und „Manon Lescaut“ gingen emotional so sehr zu Herzen, dass selbst Hartgesottenen die Tränen kämen. In einem locker geformten Programm wie diesem sei die Aufführung vieler solcher Kleinode innerhalb eines Konzerts möglich. Man habe sich diesmal auch nicht auf ein Generalthema verständigt, sondern einfach in die große Wundertüte gegriffen: „Durch Corona war das Jahr 2021 sehr anstrengend und unerfreulich, und jetzt wollen wir ganz einfach Musik spielen, die Freude und Hoffnung macht.“ Dazu gehören Evergreens von Leonard Bernstein wie die „Candide“-Ouvertüre und Tänze aus der „West Side Story“. Besonders angetan habe es ihm das Stück „Masquerade“ der englischen Komponistin Anna Clyne (geboren 1980): „Masquerade ist wie eine Party“, sagt Chauhan, „da ist alles verrückt, wild und wie im Zirkus.“  Es begeistere ihn, wie viel Unterschiedliches in fünf Minuten stecken könnten.

Seit seinem Debüt bei den Düsseldorfer Symphonikern mit Bruckners Vierter Symphonie konnte sich Chauhan mit dem Orchester mittlerweile vertraut machen. „Ich kenne jetzt jedes Mitglied persönlich.“ Zudem schätze er die hohe Flexibilität der Symphoniker, die typisch sei für ein erfahrenes Opern-Orchester. Zu Chauhans wichtigsten Komponisten im Repertoire gehören zunächst Bruckner und Schostakowitsch: „Damit stelle ich mich gerne vor.“

Spätromantik und frühe Moderne seien sein Schwerpunkt: Brahms, Tschaikowski, Strauss, Prokofieff, Britten, Lutoslawski – um nur einige zu nennen. Klassiker wie Haydn und Mozart schätze er zwar ungemein, doch in der groß besetzten und farbenreichen Symphonik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts könne er als Dirigent besonders aus sich herausgehen.