Düsseldorfer Kabarett-Bühne plant neues Stück Schlachtplatte zieht satirische Bilanz

Düsseldorf · Es ist viel passiert in 2021. Da gab es Redebedarf beim Ensemble Schlachtplatte. Das Kabarett-Quartett arbeiteten sich von ABBA über Impfgegner bis zu Trump an den Themen ab, die das Land bewegten.

Das Schlachtplatte-Ensemble (v. l.) auf einem Werbeplakat: Robert Griess, Dagmar Schönleber, Henning Schmidtke und Sebastian Rüger.

Foto: Mayr/F. Mayr

Zum Start ins neue Jahr war das Kommödchen mit 2G-Regel voll. Hätte das Publikum nicht während der gesamten Vorstellung Masken tragen müssen, wäre es für zwei Stunden fast so wie vor der Pandemie gewesen. Doch keine Bilanz ohne Corona, Quer- und Leerdenker. Temporeich, witzig und manchmal auch bitterböse beleuchteten Dagmar Schönleber und ihre drei Mitstreiter die unrühmliche Rolle der Nato beim Abzug aus Afghanistan, brachten peinliche Reden von Donald Trump oder das Gerangel um den CDU-Vorsitz in Erinnerung und ließen auch die Genderdebatte, Kirchenskandale und den Klimagipfel nicht unerwähnt. 16 Jahre Angela Merkel waren dem Schlachtplatte-Ensemble sogar ein Medley mit Henning Schmidtke am Klavier wert, der außerdem eine Herbert Grönemeyer-Parodie ablieferte, die nur noch von Sebastian Rügers Udo Lindenberg-Interpretation getoppt werden konnte. Die Vier stehen sonst Solo auf der Bühne oder wie Sebastian Rüger als Teil des Duos Ulan & Bator. Vier „Einzelkämpfer“ also, die sich als Quartett hervorragend ergänzten und übrigens auch gesanglich erstaunlich gut harmonierten.

Karl Lauterbach bekam
auch sein Fett weg

Dagmar Schönleber ließ ihrem Wunschtraum, „einmal Königin zu sein“ (gerne samstags von 11 bis 12 Uhr) freien Lauf: „Ich würde mich dafür einsetzen, dass Hass-Posts nur noch gereimt werden dürfen.“ Karl Lauterbach bekam auch sein Fett weg, indem die vier Kabarettisten durchspielten, wie er sich als Teil von Vierlingen wohl für seine zahlreichen TV-Auftritte abspricht. Robert Griess versäumte es nicht, auf die Lage der Kleinkünstler hinzuweisen. Auch wenn er auf humorige Art sein Quarantäne-Tagebuch öffnete, wusste jeder im Saal, dass es in seiner Performance um Existenzbedrohliches und die Kritik am zweierlei Maß von Kleinkunst und der „großen Kunst“ ging, die mitunter Millionenumsätze macht.

Umsätze, die wünscht sich auch das Kommödchen. Schließlich steht 2022 für Kay und Elke Lorentz ein großes Jubiläum ins Haus. „Seit 75 Jahren wird hier Programm gemacht. Das möchten wir gerne groß feiern“, sagt Elke Lorentz. Ihr persönlicher Jahresrückblick fällt gemischt aus. „Ich würde am liebsten nur noch nach vorn schauen“, sagt sie in Gedanken an die schwierigen Monate, die hinter dem Theater liegen. Aber dann kann sie 2021 doch noch etwas Positives abringen. So wurde das erste gestreamte Stück in der Geschichte der Kreativschmiede im Herzen der Altstadt, „Crash – ein Drama in vier Fenstern“, ein Erfolg. „Wir haben es seit Juni neunmal gespielt und jedes Mal waren die 200 Karten für den Stream ausverkauft“, bilanziert sie.

Bewusst hatten Kay und Elke Lorentz die Zuschauerzahl auf 200 für den Stream begrenzt. „Wir wollten nicht mehr Plätze vergeben, als wir auch im Saal haben“, erklärt die Chefin und ergänzt: „Als wir wieder spielen durften, kamen viele, die das Stück online gesehen haben, um es live auf der Bühne noch einmal zu erleben.“ Überhaupt habe das Publikum Theater und Ensemble sehr unterstützt. „Die Leute haben uns immer wieder Mut gemacht und sind uns treu geblieben.“ Sie hofft, dass es nicht wieder Beschränkungen der Zuschauerzahl gibt. „Wenn wir nur die Hälfte der Plätze belegen dürfen, rentiert es sich für uns nicht mehr“, gibt die Theaterchefin zu. Doch genug des Rückblicks. Zeit für einen Ausblick. „Wir arbeiten gerade an ‚Bulli, ein Sommermärchen‘, einem neuen Stück, das wir im März auf die Bühne bringen wollen“, stellt Elke Lorentz in Aussicht. Außerdem will das Kommödchen seine Kooperation mit dem Robert-Schumann-Saal fortsetzen, die mit dem Gastspiel von Lisa Eckart im Dezember begann. Geplant sind Auftritte von Mathias Richling (12. März), Christian Ehring (31. März), Florian Schröder (14. Mai) und Eckhart von Hirschhausen (24. Mai).