Kultur Im Strudel der Wahrheit
Verschwörungserzählungen haben Konjunktur. Was das Junge Börsenensemble natürlich nicht ahnen konnte, als es sich 2020 das Thema „Verschwörungen“ vornahm.
Verschwörungserzählungen haben Konjunktur. Was das Junge Börsenensemble natürlich nicht ahnen konnte, als es sich 2020 das Thema „Verschwörungen“ vornahm. Corona zum Trotz ist das Ensemble dran geblieben, probte online und recherchierte in Sozialen Netzwerken, den Tummelplätzen für Verschwörungsgläubige. Auf dieser Basis entwickelten die Darstellerinnen Jasmin Hübel, Riccarda Martin Garcia, Marie Claire Pielmeier und Melissa Quiter ihre Figuren. Die dabei entstandenen Texte fügte Regisseurin Ute Kranz zum Stück „Im Strudel der Wahrheit“ zusammen.
Bei der Premiere am vergangenen Donnerstag dominierte zunächst ein Sprechchor die Börsen-Bühne. Der zählt im schnellen Stakkato auf, wer alles im Internet unterwegs ist: keine „Community“, sondern eine kaum fassbare Masse von Einzelnen. Deren soziale Isolation veranschaulichen die Regenschirme, mit denen sich das Ensemble gegenseitig auf Abstand hält (Bühne und Kostüme: Sabine Kreiter).
Was die Figuren im realen Leben umtreibt, offenbaren ihre Monologe. Da sind die Fanatikerinnen, die sich auf politische oder religiöse „Wahrheiten“ stürzen. Aber auch die Aussteigerin aus der digitalen Welt, die sich in ihr Baumhaus zurückzieht. Doch so unterschiedlich die Weltsichten auch sein mögen – dass sie alle von Ängsten beherrscht werden, machen Video-Einspieler deutlich, die die Gesichter der Schauspielerinnen in Großaufnahme zeigen.
Nach dem offenen Ende des Stücks suchte Moderatorin Paulina Rinne das Gespräch mit den Premierengästen. Die sahen in den Figuren „Leute, die keinen Austausch haben“, die mit ihren Problemen allein seien. Wer wollte, konnte mit den Darstellerinnen noch mal eine Szene durchspielen. Die Fragen der Freiwilligen waren ebenso einfach wie hilfreich: „Warum denkst du denn so?“ Oder auch: „Vielleicht bist du da ja wie sie?“ dad