Wersten Die Gruppe Märchenfieber spielt „Vom Fischer und seiner Frau“

Die Theatergruppe aus Wersten zeigt, wie aktuell das Grimm-Märchen über Ilsebills Habgier ist.

Bei der Probe der Theatergruppe Märchenfieber im Stephanushaus in Wersten.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

„Meine Frau die Ilsebill, will nicht so wie ich wohl will.“ Diese Zeilen zeigen das ganze Dilemma des gutmütigen, aber armen Fischers Matti im Märchen der Gebrüder Grimm „Vom Fischer und seiner Frau“. Matti wohnt mit seiner Frau, der Ilsebill in einer kleinen alten Fischerkate. Eines Tages fängt er beim Fischen einen sprechenden Butt. Dieser bittet um sein Leben. Da der Fischer ein gutherziger Mann ist, gewährt er ihm die Bitte. Zum Dank erfüllt der Butt ihm einen Wunsch. Die Ilsebill ist aber nie lange zufrieden und stellt immer größere Ansprüche – bis das Unheil seinen Lauf nimmt.

Die Gruppe „Märchenfieber“ macht daraus eine Geschichte in der Geschichte. Die Rahmenhandlung spielt im Hier und Jetzt: Auf dem Wunschzettel des coolen Teenagers Kevin-Alexander stehen nur ausgefallene Wünsche: Ein Auto soll es sein, dazu eine Reise nach L.A. und das neueste iPhone. Am Strand trifft er einen alten Butt, der ihm sagt: „Bei uns im Wasser hat keiner so abgedrehte Wünsche.“ Er erzählt dem Jungen eine Geschichte: „Da gab es mal eine Frau…“ Hier beginnt die zweite Geschichte, das Märchen vom Fischer mit seiner habgierigen und niemals zufriedenen Frau Ilsebill sowie dem Butt in einer jüngeren Version.

„Wir haben zu diesem Stilmittel gegriffen, weil wir neun Darsteller sind“, sagt Karen Baum, die seit 2004 auf der Bühne steht. Hinzu kommen noch ein paar Figuren, die es im Original-Märchen nicht gibt, wie zum Beispiel die drei seekranken Seemänner, denen schon beim Gedanken an Ilsebills Wunsch, ein Schiff zu besitzen, übel wird. „Wir haben viele Elemente in das Stück eingebaut, damit die 70 Minuten abwechslungsreich sind“, sagt Baum. Dazu gehören auch die Kotztüten, die verteilt werden, falls der Seegang unruhig werden sollte. Auch aktuelle Bezüge wie der Dieselskandal wurden in das Stück eingebaut.

Ausgestattet wurden die Schauspieler vom Kostümfundus des Akki. „Fehlende Kostüme, wie für die beiden Fische, näht Marie Fisch vom Akki extra für uns“, sagt Baum. Bühnenbild und Requisiten haben die Mitglieder von Märchenfieber selbst angefertigt und die Tanzchoreografin Marina Hüls hat Tanz- und Gesangseinlagen mit den Darstellern einstudiert. Für einige sind die Musicalelemente eine ganz schöne Herausforderung. „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie anstrengend Multitasking ist, also gleichzeitig zu singen, tanzen und den Hammer zu schwingen“, sagt Baum.

„Märchenfieber ist mein Ausgleich zum Alltagswahnsinn“, sagt sie. Es sei toll mit Leuten, die man schon so lange kennt, kreativ rumspinnen zu können und dabei etwas auf die Beine zu stellen. Die Werstener Weihnachtstradition fortzuführen, spornt die Laienschauspieler an. „Das ist gelebte Stadtkultur und wir freuen uns, wenn die Bezirksvertretung 9 uns weiterhin mit einem kleinen Beitrag unterstützt.“

Der Erlös ist wie immer für einen guten Zweck: Die Einnahmen der Vorstellung am 1. Dezember fließen an die Don-Bosco-Stiftung „Mit Herz und Hand für Wersten“. Am 2. Dezember wird der Erlös an die evangelischen Kindertagesstätten in Wersten gespendet. Am letzten Spieltag, am 9. Dezember, gehen die Einnahmen an die Henri-Dunant-Grundschule.

Trotz einiger Abwandlungen nimmt die Geschichte von Ilsebill auch bei den Machern von Märchenfieber einen unheilvollen Verlauf. Kevin-Alexander aus der Rahmenhandlung lernt aber vom alten Butt, dass es noch wichtigere Dinge als ein Smartphone gibt. Seine Wünsche verändern sich, sagt Baum. „Das ist eine Weihnachtsgeschichte, die trotz der Moral Spaß machen soll.“