Düsseldorf Toter Obdachloser aus Düsseldorfer Altstadt war oft allein
Er schlief an den Kasematten, wollte wohl nicht in eine Notunterkunft.
Düsseldorf. Wer war der 55-jährige Obdachlose, der — wie berichtet — am Abend des ersten Weihnachtstages tot auf einer Treppe am Bolker Stern gefunden wurde? Und warum musste er sterben? Sehr viel Genaueres kann auch am Mittnoch noch niemand sagen, klar ist wohl nur, dass der 55-Jährige nicht Opfer eines Gewaltdeliktes geworden, sondern erfroren ist. Bei den Armen Brüdern, in Düsseldorf zuständig für die Wohnungslosenhilfe, kannten Streetworker den Mann: „Ein tragischer Fall“, sagt Jürgen Plitt, der Leiter der Wohnungslosenhilfe bei dem Sozialwerk, „er war überwiegend alleine auf der Straße unterwegs, nicht so in der Szene vernetzt.“
Der Mann habe oft an den Kasematten am Rheinufer übernachtet, „unsere Streetworker haben ihm mehrfach explizit die Winternothilfestelle an der Prinz-Georg-Straße empfohlen, aber er hatte daran kein Interesse“, sagt Plitt. Fifty-Fifty-Geschäftsführer Hubert Ostendorf wusste in „Bild“ von Herzproblemen des Verstorbenen zu berichten.
Auch Roland Buschhausen, der Leiter des Sozialamtes, äußert sich betroffen über den Todesfall: „Es ist sehr gefährlich, im Winter auf der Straße zu leben — auch wenn kein Frost herrscht.“ Nasskalte Witterung sei besonders für Menschen in geschwächtem Zustand bedrohlich. „Wir freuen uns über jeden, der in eine der Anlaufstellen geht.“ Es gebe genügend warme Plätze, in Düsseldorf müsse niemand auf der Straße schlafen. Aber natürlich kann man niemanden zwingen, die Einrichtungen aufzusuchen — 100 bis 150 Menschen wollten laut Stadt auf der Straße leben: Scham, Angst vor Behörden, Alkohol- und Drogensucht oder psychische Probleme seien die Hauptgründe, warum Obdachlose die Angebote nicht annähmen.
Ausdrücklich lobt der Sozialamtsleiter die Mitarbeiter des Ordnungs- und Servicedienstes (OSD) der Stadt: „Sie schauen auf der Straße genau hin, wer wann und wo Hilfe benötigt, und reagieren.“ Und sähen ihre Rolle eben keineswegs in erster Linie im Verscheuchen von Obdachlosen oder Straßenmusikanten.
Winternothilfe Prinz-Georg-Str. 58, täglich (bis 15. März) 19-7 Uhr; Notschlafstelle Ariadne für Frauen, Querstraße 4, 24 Stunden geöffnet, Tel. 580 63 66; Notschlafstelle für Männer, Harkortstraße 27, 24 Stunden offen, Tel. 8766 688; Franziska-Schervier-Haus, Kaiserswerther Straße 13, 19.30- 8 Uhr, Tel. 60 28 3500; Drogenhilfe, Erkrather Str. 18, 21- 11 Uhr; „Knackpunkt“, Grupellostr. 29, für Mädchen und junge Frauen Telefon 35 92 43.