Trickdiebe: Betrügerische Nummer mit der 110

Immer wieder fallen Senioren auf Trickdiebe rein. Die Polizei spricht von Tätern aus dem Ausland.

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Düsseldorf. Die Polizei warnt seit Monaten vor dem „110-Trick“. Bei dieser Masche geben Betrüger sich als Polizisten oder Juristen aus und nehmen unter der Notrufnummer 110 Kontakt zu ihren Opfern auf. Mittels Verschwörungstheorien bringen sie Senioren dazu, wildfremden Menschen ihr Geld auszuhändigen, indem sie behaupten, Einbrecher hätten es auf sie abgesehen. Wie die WZ berichtete, fielen gerade erst drei Frauen im Alter von 86 bis 89 Jahren auf Betrüger herein. In einem Fall versteckte das Opfer ein kleines Vermögen unter einem Auto.

Was sind das für Leute, die keine Skrupel haben, ältere Menschen um ihr Hab und Gut zu bringen, sie tagelang telefonisch terrorisieren und einschüchtern? „Die Täter kommen aus der Gewinnspielmafia und telefonieren von Wohnungen aus und Callcentern im Ausland“, sagt Lutz Türk. Der Kriminalhauptkommissar ist Seniorenbeauftragter der Polizei und beschäftigt sich seit 20 Jahren mit dem so genannten Trickbetrug an der Wohnungstür, der fast immer Senioren trifft.

In 90 Prozent der Fälle, erklärt Türk, geht die Sache gut aus, hängen die potenziellen Opfer den Hörer ein, wenn ein dubioser Anruf kommt und widersetzen sich dem Versuch der perfiden Manipulation. Die zehn Prozent jedoch, die zu einem unguten Ende gelangen, haben es in sich. Selbst ein Profi wie Türk staunt über die kriminelle Energie, die die Täter entwickeln. „Ich bin baff, wenn ich höre, zu welchen Mitteln sie greifen.“ So ist es schon vorgekommen, dass am Tag der Geldübergabe Polizeibeamte, die den Betrug aufdecken konnten, vor der Tür des Opfers stehen, das nicht öffnen will, weil es glaubt, es habe die „echte Polizei“ am Telefon. „Die Betrüger rufen ununterbrochen an“, sagt Türk. „Bis sie am Ziel sind.“ Den Opfern bleibt schlichtweg keine Zeit, mit anderen Menschen über die Angelegenheit zu sprechen.

Teilweise fingierten die Täter über die Leitstelle Einsätze in der Nähe der Opfer-Wohnung; dies möglichst mit Martinshorn und Blaulicht. Dann rufen sie beim Opfer an, das den Alarm hört und setzen es unter Druck, indem sie behaupten, die Einbrecher hätten schon im Nachbarhaus zugeschlagen. Erklärt sich das Opfer zur Geldübergabe bereit, kommt es vor, dass Taxifahrer engagiert werden, um das Paket abzuholen und so ungeahnt zu Komplizen krimineller Machenschaften werden.

Obrigkeitsgehorsam ist wohl ein Grund, weswegen trotz aller Hinweise in den Medien Senioren auf die Masche der falschen Polizisten oder Juristen hereinfallen, manche sogar ein zweites Mal. Zudem vermögen ältere Menschen nicht mehr so fix zu reagieren, wenn sie mit beunruhigenden Dingen konfrontiert werden. „Sie geraten leicht in Panik“, sagt Türk. „Am Telefon wird ein enormer Druck aufgebaut, das ist nicht zu unterschätzen.“

Lutz Türk kann die Zentren Plus und Begegnungsstätten schon nicht mehr zählen, in denen er vor Betrugsfällen gewarnt hat. Und er wundert sich, dass die Resonanz teilweise verschwindend gering ist. „Im Oktober und im November habe ich zwei Vorträge gehalten, beide Male kam nur eine Seniorin.“ Fast ein bisschen böse sei er angesichts des Desinteresses geworden, wo doch die Folgen solcher Taten so schwerwiegend seien.