TV-Sitzung aus Düsseldorf — ein Potpourri der Peinlichkeiten

Wie „Brings“ die Düsseldorfer Konkurrenz in Grund und Boden spielte — auch das zeigte die Ausstrahlung am Mittwoch. Unser Karneval ist wieder in der Kreisklasse angekommen.

Foto: Michaelis

Das Beste kommt zum Schluss. Was in dem Fall nicht schwer war. Jahrzehntelang hätte man sich in Grund und Boden geschämt, wenn Kölner das Finale einer Düsseldorfer TV-Sitzung bestreiten. Aber die Erleichterung im Saal war auch vorm Fernseher spürbar, als Brings die ersten Töne spielten. Am Mittwoch wurde die TV-Sitzung ausgestrahlt. Wie durch Zauberhand erhoben sich die kostümierten Narren von den Tischen und machten sich auf den Weg zur Bühne, nachdem sie fast zwei Stunden (im Saal noch viel länger) eine Parade der Peinlichkeiten erdulden mussten. Spätestens mit dem Auftritt der Kölschen Karnevals-Rocker wurde der Klassenunterschied offenbart. Die einzigen, die sich bei dem Potpourri der flachen Witze köstlich amüsieren konnten, waren die Narren aus Düsseldorfs südlicher Vorstadt — aus Schadenfreude an der blamablen Vorstellung.

Es gab Zeiten, da fing die Fernsehsitzung mit dem behäbigen Einmarsch der Vereine und Garden mit Pauken und Trompeten an. Das war alles andere als prickelnd, aber immerhin wurde der Zuschauer darauf vorbereitet, dass es jetzt um Karneval geht. Inzwischen beginnt die Begrüßung fast formlos. Was mäßig stimmungsvoll begann, ließ schon beim ersten Redner stark nach. Immerhin merkte Jürgen Beckers als „Hausmann“ an, dass ein doofes Publikum eigentlich besser ist. Und hat damit vermutlich Recht. Darüber kann man nachdenken, aber nicht lachen.

Fernsehsitzung: Schunkeln, tanzen, singen
65 Bilder

Fernsehsitzung: Schunkeln, tanzen, singen

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Was danach kam, war kaum besser. Höhepunkt der Rede des „Sitzungspräsidenten“ war das Erscheinen der Kellnerin, die dem Mann ein neues Altbier auf die Bühne brachte, um die drögen Witze herunter zu spülen. Christian Pape wollte da nicht nachstehen und ist offenbar beim Herausschneiden von den WDR-Redakteuren übersehen worden. Passend zu seinem Sessions-Song „Das macht doch nix, das merkt doch keiner“.

Untermalt wurden die weitgehend witzfreien Wortbeiträge von der dazu korrespondierenden Musik. Wenn Alt-Schuss das platte „Lalala“ trällert, mag man kaum glauben, dass die Band mit „Die Sterne funkele“ oder „An der längsten Theke der Welt“ Songs geschrieben hat, die zum Liederbuch der Düsseldorfer Narren gehören. Und auch das „Altbierlied“ der Fetzer ist alles anderes als originell.

Zur Ehrenrettung: Es gab ein paar Ausnahmen. Tatsächlich hat der Autor bei Markus Krebs herzlich gelacht. Das einzige Mal in zwei Stunden Sendezeit. Das ist zweifellos Geschmackssache, aber der Mann kann’s einfach.

Und auch Kokolores um Frontfrau Urmel Strunk haben gezeigt, dass man die Hoffnung auf Besserung nicht aufgeben muss. Und das, obwohl ihr eingängiger Sessions-Song „Jeck erst recht“ ebenfalls herausgeschnitten wurde. Offenbar um das Niveau der Darbietungen nicht weiter zu stören.

Und dann kam Prinz Carsten. Der ehemalige DEG-Torwart gab Belanglosigkeiten von sich, schwärmte davon, wie man durch die Säle getragen wurde und knipste dabei mit den Augen, als würde er damit rechnen, dass ihm jede Sekunde ein Puck entgegen fliegen könnte. Immerhin konnte der kurz zuvor bei Brings aufgewachte Zuschauer feststellen, dass es hier wieder um Karneval geht.

Das war nur selten der Fall. Dass Karneval in seinem Ursprung etwas damit zu tun hat, der Obrigkeit einen Spiegel vorzuhalten? Längst vergessen. Eine Büttenrede mit politischen Seitenhieben? Fehlanzeige. Ein närrisches Zwiegespräch? Gibt es nicht. Geschweige denn Düsseldorfer Platt. Ein Beispiel an den Kölner oder Mainzern sollte man sich nehmen. Die würden einen Teufel tun, ihre närrischen Traditionen aufzugeben, damit auch Berliner oder Nordfriesen vor dem Fernseher jeden Gag verstehen.

Was bleibt, ist Stefan Kleinehr als tragische Figur. Der hatte es vor vielen Jahren geschafft, den Düsseldorfer Karneval mit neuen Ideen aus seiner Lethargie zu wecken und auch die Fernsehsitzung zurück in die erste Liga zu bringen. Jetzt ist man aber wieder in der Kreisklasse angekommen. Wie der denkwürdige Auftritt von Brings belegt.