Übersichtskarte Überfall-Serie auf Seniorinnen: Bereits 17 Taten
Vor allem im Norden der Stadt kommt es seit einem Monat immer wieder zu Überfällen auf ältere Frauen. Mal gibt der Täter sich als Handwerker aus, mal verfolgt er seine Opfer bis in den Hausflur. Die Polizei mahnt zur Vorsicht.
Düsseldorf. Düsseldorf erlebt seit Ende April eine Serie von Raubüberfällen auf ältere Frauen. 17 Taten verzeichnet die Polizei bis jetzt — und hat eine Ermittlungskommission gegründet. Zudem sollen verdeckte Kräfte vor allem im Norden für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen. „Wir haben aktuell ein Problem“, sagt Polizeisprecher Markus Niesczery. Um wie viele Täter es gehe, sei noch nicht bekannt.
Die Serie begann offenbar am 20. April mit einem Überfall in der Nähe des Großmarktes. Da klingelte ein angeblicher Handwerker an der Tür einer 85-Jährigen und wollte durch ihre Wohnung in den Hinterhof gelangen. Doch als er sich einmal Zutritt verschafft hatte, brachte er die Seniorin brutal zu Boden, fesselte sie mit Klebeband und durchsuchte die Räume, türmte dann mit Schmuck und Geld. Neun Tage später gab es einen ähnlichen Fall am Rather Kreuzweg — der Modus operandi war der gleiche, Opfer eine 79-Jährige.
Dann wurde der Abstand zwischen den Taten, die in der „EK Band“ bearbeitet werden, enger. Jetzt aber wurden meist Frauen bis zu ihren Haustüren verfolgt, dort oder im Hausflur angegriffen. Der Täter riss ihnen die Halskette ab, in zwei Fällen hielt er die alten Damen auch von hinten fest, durchsuchte sie in aller Ruhe und raubte ihre Geldbörse. Allein drei Taten gab es etwa am 12. und am 18. Mai — 17 waren es in diesem vergangenen Monat insgesamt. Der Schaden ist nicht zu beziffern — mal erbeutete der Räuber nur Modeschmuck für wenige Euro, manchmal aber auch wertvolle Erbstücke. Meist geliebte Erbstücke.
Schnittstelle zwischen den Überfällen durch falsche Handwerker und die Halsketten-Räuber bildet eine Tat am 18. Mai in Pempelfort: Dort wurde an der Ehrenstraße ein Ehepaar Opfer eines angeblichen Heizungsmonteurs. Der Ehemann fragte letztlich zu kritisch nach, wollte den Täter nicht in die Wohnung lassen — und da riss dieser der 83-jährigen Frau noch die Kette vom Hals, bevor er flüchtete.
Ob die Taten in einem direkten Zusammenhang stehen, kann EK-Leiter Dirk Sybertz nicht sagen. „Es sind immer Frauen, meist um die 80, oft langsam zu Fuß unterwegs“, erklärt er. Die Täterbeschreibungen unterscheiden sich allerdings. In vielen Fällen ist von einem etwa 30-jährigen, 1,80 Meter großen Südländer die Rede, in anderen von einem 1,70 bis 1,75 Meter großen Mann, der fließend Deutsch, aber mit Akzent spricht. Ist es eine Bande? Oder gibt es einen ursprünglichen Täter und Nachahmer? Das kann die Polizei noch nicht beantworten. „Aber wir haben Angst, dass da gerade jemand auf dem Geschmack kommt“, verdeutlicht Polizeisprecher Markus Niesczery.
Deshalb warnt die Polizei speziell ältere Frauen, möglichst nicht mit einer Hand- sondern Gürteltasche auf die Straße zu gehen, Schmuck verdeckt zu tragen. Wer sich Geld von der Bank hole, sollte es sich in einem separaten Raum auszahlen lassen. Seniorinnen sollten wachsam sein, beim Verdacht, dass sie verfolgt werden, öffentliche Orte aufsuchen und möglichst sofort die 110 wählen. Und auch die übrige Bevölkerung sei aufgerufen speziell ein Auge auf die Seniorinnen zu werfen, auf mögliche Verfolger zu achten und im Zweifelsfall die Polizei zu rufen.
Am Freitag um 11 Uhr gibt es eine Infoveranstaltung zur Raubserie mit Lutz Türk, Seniorenbeauftragter der Polizei, im Zentrum Plus an der Westfalenstraße 26.