Düsseldorf Verseuchtes Grundwasser: Millionen-Klage gegen Flughafen
Anwohner Klaus Gendrung fordert Entschädigung für das verseuchte Grundwasser. Der Flughafen lehnt die Verantwortung ab.
Düsseldorf. Im Mai vor drei Jahren bekamen viele Grundstückseigentümer im Düsseldorfer Norden Post vom Umweltamt. Seitdem dürfen sie ihre privaten Brunnen nicht mehr nutzen, das Schwimmen in den Kaiserswerther Seen ist verboten und auch die Angler müssen ihren Fisch woanders fangen. Denn das Grundwasser ist mit perflourierten Tensiden, kurz PFT genannt, verseucht. Anwohner Klaus Gendrung, dem zwei Grundstücke an der Kittelbachstraße gehören, will sich das nicht gefallen lassen. Er fordert vier Millionen Euro Schadensersatz vom Flughafen, denn der soll für die Verschmutzung mit der Chemikalie verantwortlich sein. Am Dienstag begann der Zivilprozess vor dem Landgericht.
Unstrittig ist: PFT wurde viele Jahre lang von der Flughafen-Feuerwehr im Löschwasser benutzt. Erhebliche Rückstände befinden sich unter anderem auf der Flughafen-Wache und an mehreren Stellen, wo größere Löscheinsätze stattgefunden haben. Zum Beispiel an der Landebahn, auf der 2005 eine Maschine der Atlas Air verunglückt ist.
Rund um den Suitbertus-See hat Gendrung ein kleines Paradies mit seltenen Baumarten geschaffen: „Nach einem Gutachten wurde das Grundstück 2012 auf 3,6 Millionen Euro geschätzt. Jetzt ist es praktisch wertlos. Denn als der 62-Jährige das Gelände veräußern wollte, sprangen mehrere potenzielle Käufer ab, nachdem die PFT-Verseuchung bekannt geworden war. „Wir haben mehrfach versucht, uns mit dem Flughafen zu einigen. Aber am Ende blieb nur die Klage“, erklärte Gendrung.
Der Flughafen bestreitet, für die Verschmutzung verantwortlich zu sein. Denn in einem Gutachten sei festgestellt worden, dass es sich bei dem im Wasser gefundenen PFT möglicherweise um eine andere Chemikalie handele als die aus dem Löschschaum. Es müsse eine andere Quelle geben, die noch nicht gefunden wurde. Auf der anderen Seite hat der Flughafen mit der Stadt Methoden entwickelt, wie man die Tenside beseitigen kann. Ende 2015 startete eine Grundwasseraufbereitungsanlage.
Das Gericht ließ offen, wie es entscheiden wird. Allerdings gebe es kein Eigentumsrecht auf Grundwasser, wie die Vorsitzende Richterin Katrin Jungclaus anmerkte. Am 2. August soll eine Entscheidung fallen. Viele Anwohner aus dem Norden verfolgten am Dienstag den Prozess, darunter auch Siegfried Küsel, der Vorsitzende des Heimat- und Bürgervereins Lohausen/Stockum: „Für uns ist der Ausgang des Verfahrens sehr wichtig. Rund 3000 Bürger im Norden sind von dem Problem betroffen.“