Düsseldorf Wasserversorgung: Wie das Trinkwasser in den Hahn kommt
An drei Standorten fördern die Stadtwerke Trinkwasser. Das kommt sowohl aus dem Rhein als auch aus dem Erdreich.
Düsseldorf. Im Prinzip hat sich im Wasserwerk Flehe seit einem Jahrhundert nur wenig verändert. „Das Rheinwasser wird genau so nach oben gefördert wie schon vor 100 Jahren“, sagt Christoph Wagner, Leiter der Düsseldorfer Wasserwerke. Insgesamt gibt es davon drei im Stadtgebiet. Das Fleher Werk ist jedoch das älteste.
Für die Düsseldorfer Wasserversorgung spielen zwei Quellen eine wichtige Rolle. Zum einen das Grundwasser. Viel wichtiger ist aber der Rhein. „Wir wissen nie so ganz genau, wie das Verhältnis der beiden Quellen ist“, sagt Wagner. Das Trinkwasser sei immer ein Mix aus beiden Wässern. Ist der Rheinpegel hoch, kommt mehr Wasser aus dem Fluss, als wenn er wenig Wasser führt. Dann kommt mehr Wasser aus dem Grund. „Im Regelfall haben wir ein Verhältnis von 20 Prozent Grundwasser und 80 Prozent Rheinwasser.“
Eine lange Galerie aus Brunnen zieht sich am Rheinufer im Süden entlang, von Himmelgeist bis hin zur Fleher Brücke. Jeder Brunnen ist 12 Meter tief — und unter der Erdoberfläche umgeben von einer uralten Schicht aus Sand, Lehm und Kies. „Ein natürlicher Filter“, sagt Christoph Wagner. Zur Rechten der Brunnen fließt der Rhein, zur Linken fließt das Grundwasser durchs Erdreich. Das kommt aus dem Bergischen Land und sickert von dort aus langsam gen Rhein. Der schlängelt sich durch ein leichtes Tal und ist das Ziel der Wasserflüsse.
Dort kommt es jedoch zumindest im Bereich der Pumpen-Galerie nicht an. Es wird vorher angesaugt, wie auch das Wasser, das vom Rhein aus unter der Wasseroberfläche angesaugt wird. Doch auch wenn die Brunnen nur wenige Meter vom Ufer entfernt liegen — bis das Wasser die Filterschicht durchlaufen hat und an den unterirdischen Rohren der Brunnen ankommt, dauert es mindestens sechs Wochen. „Die meisten denken, dass das nur wenige Stunden dauert“, sagt Wagner. In den sechs Wochen aber würden sich nahezu alle Schadstoffe in der natürlichen Filterschicht absetzen. Und genau dafür ist die konzipiert.
Über der Erde sieht man davon nur wenig. Lediglich die Deckel der Brunnen sind in der Wiese eingelassen. „An der Filterschicht unter uns wurde seit 100 Jahren nichts verändert“, sagt Wagner.
Bis in die 60er und 70er Jahre hinein reichte diese natürliche Filtrierung vollkommen aus, um das Wasser später trinken zu können. „Die Qualität war hervorragend“, so Wagner. Doch dann nahm die Industrie in der Stadt zu, die Abwässer sammelten sich im Rhein. Der wurde mit der Zeit mehr und mehr zur Kloake. „Dagegen konnten Lehm, Kies und Sand alleine nichts mehr ausrichten“, er.
Gebaut wurde ein neues Gebäude, das ganz der Wasseraufbereitung verschrieben war — und es auch heute noch ist. Zwar sind es heute nicht mehr die giftigen Abwässer der Fabriken, die dem Rhein zusetzen. Vielmehr sind es Rückstände von Medikamenten und andere unsichtbare Chemikalien, die nicht in der Filterschicht hängenbleiben. „Deswegen müssen wir auch heute noch mehr tun als das Wasser bloß abzusaugen.“
Von den Brunnen angesaugt, fließt das Wasser in die untere Etage des Wasserwerkes. Ein uraltes dickes Rohr verbindet die einzelnen Brunnen unter der Erde in einer Art Galerie. „Das ganze System funktioniert ohne Pumpen“, sagt Wagner. Denn vor 100 Jahren war die Stromversorgung längst nicht so gut, wie sie es heute ist. Aus dem Rohr fließt das Wasser in einen großen Schachtbrunnen. Von dort aus geht es weiter in die Aufbereitungsanlage.
In einer großen Halle unter Tage rumort es dort gewaltig. In vielen grünen Rohren wird das Wasser dort mit Ozon versetzt — einem hochätzenden Stoff, der die chemischen Bestandteile angreift und dafür sorgt, dass Schadstoffe im Wasser gespalten werden. So verändern sich Farbe, Geruch und Geschmack des Trinkwassers. Sobald das Ozon mit Sauerstoff in Berührung kommt, zerfällt es. Eine Etage darüber überwacht derweil Mario Hahn mit seinem Team jeden einzelnen Schritt der Wasseraufbereitung. In seiner Schaltzentrale sieht er alles auf unzähligen Monitoren. Auch, wie viel Wasser gerade so gefördert wird.
„Am Tag speisen wir etwa 30 Millionen Liter von Flehe aus ins Netz“, sagt Hahn. Von allen drei Wasserwerken aus strömen insgesamt 140 Millionen Liter tagtäglich in Düsseldorfs Wassernetz. Hahn und seine Leute sehen auch, wer das Gelände betritt. „Die Werke sind hochgradig abgesichert“, versichert er: Ein Anschlag auf das Trinkwasser beispielsweise wäre kaum durchführbar. „Wir haben nur wenig Angriffspunkte auf dem Gelände. Alle Rohre und Behälter ständen schließlich unter Hochdruck.
Bevor das frisch aufbereitete Wasser ins Netz eingespeist wird, muss es noch eine letzte Station passieren. In großen Kesseln wird es ein letztes Mal gefiltert, dieses Mal durch Aktivkohle. „Da bleiben dann die letzten Schadstoffe hängen“, sagt Wagner. Anschließend geht es für das Wasser auf eine weite Reise. Insgesamt 1800 Kilometer Leitungen verlaufen unter der Stadt — das entspricht einer Strecke von Düsseldorf bis Barcelona.