Düsseldorf Umbau des Polizeipräsidiums: Die Kostenexplosion am Jürgensplatz

Der Umbau des Polizeipräsidiums kostet 157 statt 62 Millionen Euro. Ende 2020 soll er fertig sein.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Die Kostenexplosion beim Umbau des Polizeipräsidiums durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB) sprengt mittlerweile vollkommen den Rahmen. Nach den 2008 zum Projektstart kalkulierten Kosten von 62 Millionen Euro lag der BLB 2011 schon bei 75 Millionen, Ende 2012 ging es rauf auf 93 Millionen — vergangene Woche legte der BLB seinem Verwaltungsrat einen „Nachtrag“ von noch einmal 63,9 Millionen Euro vor, den der genehmigte. Macht zusammen gut 157 Millionen Euro. Kostensteigerung in Prozent: 153!

Für den Düsseldorfer CDU-Landtagskandidaten Olaf Lehne ist das eine „Vollkatastrophe“ und ein „Dauer-Systemfehler“, denn: „Es reiht sich ein in eine lange Reihe von BLB-Pleiten — auch in Düsseldorf. Notwendig wäre ein viel strengeres Controlling.“ Lehne erinnert an die exorbitanten Kostensprünge beim neuen OP-Zentrum der Uni-Klinik, aber auch daran, dass sich im Schloss Kalkum oder den Ex-Mannesmann-Gebäuden am Rhein seit Jahren nichts tue. Auch sein SPD-Gegenspieler Markus Weske nennt die immensen Mehrkosten am Jürgensplatz „sehr ärgerlich“, aber: „Man muss schon genau hinschauen, dort gibt es ein ganzes Ursachenbündel“.

Und das schnürte NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans jetzt im Unterausschuss Landesbetriebe des Landtages auf. Den mit 24,5 Millionen Euro größten Anteil an den neuerlichen Mehrkosten weist der Minister den Bauverzögerungen zu. Wie berichtet, hatte ein Unternehmer eine Vergabebeschwerde für den Bau der Tiefgarage eingereicht und so einen Baustopp des Gesamtprojektes von Anfang 2014 bis April 2015 erzwungen. Jeder Tag Stillstand treibt die Kosten, zum Beispiel, weil die Polizei Fremdräume anmieten muss.

„Bausollerweiterung“ heißt der Posten, der mit neun Millionen Euro zu Buche schlägt. Dahinter verbergen sich zum Teil Wünsche von Polizeipräsident Norbert Wesseler, der Ende 2015 einige Verbesserungen bei der Ausstattung von Labor, Büroräume, Leitstelle und der Gewahrsamsräume angemeldet hatte, „damit man anschließend auch Büros hat, in die die Kollegen gern gehen“, sagte er damals der WZ. Das sei in Ordnung, findet SPD-Politiker Weske, „denn das hat ja einen Mehrwert für die Bürger und ihre Sicherheit. Was sollen die von einem so teuren Umbau halten, der am Ende aber nur veraltete Standards bietet“.

Weiterhin summiert der BLB zusätzliche Planungskosten und Risikovorsorge sowie unvorhergesehene Baumaßnahmen zu etwa 30 Millionen Euro extra auf.

Wann soll das alte, neue Präsidium bezugsfertig sein? „Unser neuer Zeitplan sieht dafür das Jahresende 2020 vor“, sagt Nicole Zander, BLB-Sprecherin in Düsseldorf. In anderthalb Jahren seien die neuen Gebäudeteile fertig, dann könne der Altbau komplett freigezogen und gut zwei Jahre lang saniert werden. Zander betont freilich, dass auch diese Terminierungen nur Schätzungen seien, die durch unerwartete Baugrundfunde, schwieriges Wetter oder neue Vergabebeschwerden obsolet werden könnten.

Die Polizei ist natürlich nicht erfreut über die immer neuen Verzögerungen, schließlich müssen die Beamten zum Teil in Containern und unter Baulärm arbeiten. Äußern möchte man sich am Jürgensplatz zu den neuesten Verwerfungen aber nicht: „Das ist allein Sache des BLB“, sagt Sprecherin Susanna Heusgen. Immerhin, so Heusgen, hoffe man jetzt, im Sommer den vorübergehenden Umzug ins ehemalige Innenministerium an der Haroldstraße abwickeln zu können.