Unger-Spiele standen kurz vor der Absage

Wegen der parallel stattfindenden NRW-Meisterschaft fehlten für das alte ART-Sportfest Helfer und Kampfrichter. Nun gibt es eine Lösung.

Foto: Bernward Franke

Zunächst die gute Nachricht: Die Wilhelm-Unger-Spiele mit ihren knapp 360 Teilnehmern finden auch dieses Jahr statt. Die schlechte wäre gewesen: Das große Leichtathletik-Fest des ART im Rather Waldstadion hätte wegen der parallel stattfindenden NRW-Meisterschaft in Bottrop ausfallen müssen. Und viel fehlte nicht: Am Montagabend standen ART-Leichtathletik-Chef Jochen Grundmann und Meeting-Managerin Andrea Remus vor der Absage der traditionellen Spiele. Es fehlten versierte Kampfrichter und Helfer.

Nun hat der ART noch genügend fleißige Helfer gefunden, die sich um den Platzaufbau und den Service für die vielen hundert Gäste kümmern. Bei den versierten Kampfrichtern sieht es aber mau aus. Die hat der Leichtathletik-Verband Nordrhein (LVN) allesamt nach Bottrop bestellt. Übrig für Düsseldorf bleiben die älteren Kampfrichter, von denen kaum einer unter 70 Jahre alt ist. Und wer sich den ganzen Tag lang beim Weitsprung bücken muss, um die Werte vom Maßband abzulesen, der weiß spätestens am nächsten Tag bei seinem Muskelkater, welche Knochenarbeit das ist.

Der Konflikt zwischen NRW-Meisterschaften und Unger-Spielen hatte sich schon bei der Terminierung im vergangenen Herbst angedeutet. Aus heutiger Sicht würde ART-Chef Grundmann die Überschneidung bestimmt nicht noch einmal wagen. Aber: „Wir wollten besonders der Jugend noch ein Top-Angebot machen, damit die die Normen für die Deutschen Jugend-Meisterschaften Ende des Monats schaffen können.“ Denn in Bottrop gibt es keine Jugend-Wettbewerbe.

Die NRW-Meisterschaften in dieser Form gibt es erst seit sechs Jahren. Die damalige Landesregierung hatte (finanziellen) Druck gemacht, um das NRW-Bewusstsein, das im Rahmen der 70-Jahr-Feier bemängelt wurde, zu schärfen.

Seit über 100 Jahren hatte es Westdeutsche Meisterschaften gegeben, praktisch auf dem Boden der alten napoleonischen Rheinprovinz und Westfalen. Doch dann fielen sie im Vorjahr den politisch gewollten NRW-Meisterschaften zum Opfer — trotz ihrer Popularität. Noch vor zwei Jahren hätte sich im Rheydter Grenzland-Stadion niemand vorstellen können, dass es die letzten „Westdeutschen“ sein würden. Doch der Abschied war würdig — mit überragenden Leistungen wie Olympia-Normen und fantastischer Stimmung. Damals hatte sich Maximilian Thorwirth (SFD 75) mit Abdi Uja Hundessa (Mainz) im 1500-Meter-Lauf einen Spurt um den erfolgreichen letzten West-Meistertitel geliefert, dass es die Leute laut anfeuernd von den Sitzen riss.

Die beiden treffen auch morgen Nachmittag in Bottrop aufeinander, diesmal aber gegen ganz schnelle und gut bezahlte Kenianer. Thorwirth hofft trotzdem, dass er bis zu seiner Bestzeit (3:41 Minuten) mitrennen kann. Im Hinterkopf hat er dabei die EM-Norm für Berlin (3:38 Minuten). In Bottrop ebenfalls dabei sind die 21 Jahre alte ART-Speerwerferin Katrin Missing (Deutsche U 23-Vizemeisterin) und die frühere U 20-EM-Starterin Sandra Gottschalk (100 Meter Hürden) vom ART.

Und was passiert parallel im Rather Waldstadion? Da absolviert Zehnkämpfer Maximilian Kluth (ART) „einen Vierkampf mit Hochsprung, Kugelstoßen, Diskuswerfen und Speerwerfen“. Der 17-Jährige wäre gern bei der U 20-WM kommende Woche in Tampere (Finnland), konnte sich trotz erreichter WM-Norm (7290 Punkte) in der deutschen Ausscheidung aber keins der beiden Tickets sichern. Daher will Kluth im August bei den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Wesel zeigen, dass er noch besser sein kann.

Bei der NRW-Gala in Bottrop sind auch einige der stärksten Sprinter aus Sambia dabei, die sich in Düsseldorf auf die Afrika-Meisterschaften vorbereiten. Deren Teamleitung hatte am Donnerstag Kontakt mit dem ART aufgenommen, um auch die übrigen Athleten in einem Wettkampf unterzubringen. Das klappt — von 11 bis 19 Uhr bei den Unger-Spielen im Rather Waldstadion. Gut, dass die nicht ausfallen.