Düsseldorf Uni hält 21 000 Tiere zu Versuchszwecken

Hochschule kündigt mehr Transparenz an. Zahl der Versuche oder der getöteten Tiere ist aber noch geheim.

Düsseldorf. Die Heinrich-Heine-Universität will der Öffentlichkeit künftig mehr Einblick in die Arbeit der „Zentralen Einrichtung für Tierforschung und wissenschaftliche Tierschutzaufgaben“ (Zett) geben. Uni-Sprecher Joachim Tomesch bestätigte am Mittwoch auf WZ-Anfrage: „Die Hochschulleitung befasst sich aktuell mit diesem Thema und unser Ziel und Wunsch ist, dass wir da so transparent werden wie in allen anderen Bereichen.“ Tierversuche seien in einigen Fällen gesetzlich vorgeschrieben. „Moralisch können wir diese Debatte allerdings nicht gewinnen“, sagt er und fügt hinzu: „dennoch müssen wir uns weiter öffnen.“

Zunächst hat sich die Uni dafür entschieden, mit Infos über die Tierversuchsanlage online zu gehen. Ziele, Grundsätze, Argumente, Nutzen und Ergebnisse der Arbeit werden dort erläutert.

Diese neue Herangehensweise ist auch das Ergebnis einer Kampagne des Düsseldorfer Tierschutzvereins. Motto und provokante These zugleich: „Alle elf Minuten verliebt sich ein Single auf Parship. Alle vier Minuten stirbt ein Tier bei Tierversuchen in Düsseldorf.“ Um zu erfahren, ob das wirklich stimmt, konnte jeder interessierte Bürger auf der Internetseite des Projekts „Tierversuche ohne uns“ eine vorformulierte E-Mail mit sechs Fragen an die Rektorin der Heine-Uni, Anja Steinbeck, senden. So wollten die Tierschützer einen Ein- und Überblick über Tierversuche an der Uni bekommen, den sie bislang verweigerte. Auch die WZ hat in der Vergangenheit wiederholt die Erfahrung gemacht, dass Fragen zu Tierversuchen von der Uni nur unzureichend beantwortet wurden.

Monika Piasetzky, Vorsitzende des Tierschutzvereins: „Etliche 1000 Leute hat unsere Kampagne erreicht und die meisten haben die E-Mail an die Rektorin abgeschickt.“ Ende Juni kam dann die ersehnte Stellungnahme der Uni. Darin hieß es, dass die Uni die Entwicklung von Alternativen zu Tierversuchen unterstütze, dass jedoch einige Forschungsergebnisse ausschließlich über Tierforschung zu erzielen seien. Insgesamt 21 200 Tiere würden im Zett gehalten. 98 Prozent davon seien Mäuse, aber auch Schweine, Affen, Hunde, Katzen, Schafe, Fische und Frösche gehörten dazu. „Andere Fragen, die wir gestellt haben, wurden nicht beantwortet“, berichtet Piasetzky. Auch auf Nachfrage der WZ wollte die Uni keine Angaben etwa über die Zahl der Versuche und zu Tode gekommenen Tiere pro Jahr machen. Tomesch: „Die Hochschulleitung muss erst zu einer Entscheidung kommen, was und wie kommuniziert wird.“

Den Tierschützern geht das nicht schnell genug. Deshalb haben sie sich zu einer weiteren E-Mail-Aktion entschlossen, die aktuell noch läuft. „Der Handel mit Gen-Versuchstieren boomt, der Preiskampf ist ein Motor für mehr Tierversuche“, betont Piasetzky. Dabei hätten EU und auch die NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze eine schrittweise Verringerung bis hin zur völligen Abschaffung aller Tierversuche versprochen.

Die Transparenz-Erklärung nimmt Piasetzky der Uni jedenfalls nicht ab: „Ziel der Uni ist ganz klar, dass sich die Wogen glätten, damit sie in Zukunft wieder ungestört im Verborgenen experimentieren kann.“