Düsseldorf 40 Jahre als Retter in Düsseldorf

Feuerwehrmann Dieter Seiter (60), der die Pressearbeit der Wehr mitaufbaute, geht in Ruhestand.

Jetzt ist Schluss: Dieter Seiter hat sich am Mittwoch von seinen Feuerwehr-Kollegen verabschiedet und ist in den Ruhestand gegangen.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Er trägt die eine weiße Uniform, die er behalten darf. Seinen Helm hat er schon mit nach Hause genommen. „Der hat mir gute Dienste geleistet.“ Nach fast genau 40 Jahren hat sich Dieter Seiter am Mittwoch von der Düsseldorfer Feuerwehr verabschiedet. Einer, der in den schwärzesten Momenten der Stadtgeschichte vor die Kamera musste — der Anschlag am Wehrhahn, der Flughafenbrand. Denn er hat die Pressearbeit der Wehr in den 80ern mitaufgebaut.

Diese historischen Großeinsätze sind es, die dem 60-Jährigen nach vier Jahrzehnten in der Uniform im Gedächtnis bleiben. Vor allem die dümmsten Fragen von Journalisten dabei. Etwa die eines Reporters 1997 an dem explodierten Haus an der Krahestraße — sechs Menschen starben dort. Auf einem Garagenhof stand Seiter mit Journalisten, damit sie nah dran sein konnten — doch als Spürhunde unter den Trümmern nach Vermissten suchen sollten, mussten sie das Feld räumen, damit ihr Geruch die Tiere nicht verwirrte. „Da fragte ein Reporter, ob wir jetzt Pause machen würden!“ Seiter schüttelt noch immer den Kopf bei dem Gedanken. Pause machen, während noch Menschen vermisst werden. Unmöglich.

Manchmal war er auch selbst nah dran. Am Ende. Bei einem Brand im Kraftwerk etwa, als er durch einen zwei Meter tiefen Löschschaum-See nach draußen musste und plötzlich die Atemluft leer war. „Irgendwie habe ich es zur Tür geschafft. Das war Überlebenskampf“, schildert er.

Er nimmt aber auch Erinnerungen an kleine, kuriose Einsätze mit — wie jenen in Oberbilk, als eine ältere Dame die Retter rief, weil sie eine Ratte in der Küche vermutete. Die wurde kurzerhand von Seiter und seinem Kollegen komplett demontiert. Den letzten Küchenschrank öffneten sie schließlich auf dem Balkon — die Ratte sprang vier Etagen in die Tiefe und flitzte ins Gebüsch. Die Seniorin war so dankbar.

Überhaupt habe er viel Dankbarkeit erfahren, berichtet Seiter. Einmal reanimierte er einen Polizisten mit Herzstillstand im Präsidium, holte ihn schließlich zurück. Der Mann kam später mit Kuchen auf die Wache. „Heute tendiert der Bürger eher zu Beschwerden als zu Dank“, bedauert er.

Der gebürtige Süddeutsche will Düsseldorf die Treue halten. Natürlich auch der Feuerwehr, beratend etwa beim Thema Brandschutz. „Feuerwehr ist ein Leben!“, sagt er. Aber eines habe er sich für den Ruhestand vorgenommen: keine Termine vor 11 Uhr mehr.