Uni-Prüfung nur mit Erlaubnis der Eltern

Vor anderthalb Jahren verließen zwei Jahrgänge das Gymnasium. Zum Teil sind Studenten nach G8 noch minderjährig.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Rund anderthalb Jahre sind vergangen, seit der doppelte Abiturjahrgang das Gymnasium verlassen hat. Die Heinrich-Heine-Universität brachte das damals vor allem logistisch an ihre Grenzen. Immerhin musste sie von einem Semester auf das andere deutlich mehr Studenten auf dem Campus unterbringen als die Jahre zuvor.

Foto: Judith Michaelis

Nun zeigt sich: Den Zuwachs von rund 20 000 auf 30 000 Studenten in den vergangenen Jahren zu bewältigen war nicht die einzige Herausforderung, der sich die Uni stellen musste. Denn die Studenten werden nicht nur mehr, sondern auch immer jünger: Viele sind, wenn sie sich an der Universität einschreiben, noch nicht volljährig.

Das wiederum bedeutet, dass sie auf dem Campus gar nicht alles selbst erledigen können: Ob es um die Unterschrift auf dem Mietvertrag fürs Zimmer im Studentenwohnheim oder die „Ersti-Fahrt“ geht — ohne Einverständniserklärung der Eltern geht in viele Fällen nichts.

Selbst bei der An- und Abmeldung zu Prüfungen hätten die Eltern dabei sein müssen, sagt Stefan Süß, Prorektor für Studienqualität und Personalmanagement. „Wir haben das gelöst, indem die Eltern in solchen Fällen eine generelle Ermächtigung erteilt haben“, sagt Süß. Das führe schon einmal dazu, dass Eltern beim Dozenten anrufen, um ihre Kinder wie zu Schulzeiten krankzumelden. „Ihnen erklären wir dann, dass das nicht nötig ist“, sagt Süß.

Doch wie sieht es mit dem Wissenstand aus? Hinkt der jüngere Jahrgang dem älteren hinterher? Süß sagt: „Nein.“ Allerdings sei dies auch schwer zu beurteilen, da der Dozent ja nicht weiß, wer im Seminar zu welchem Jahrgang gehört. Allerdings ist die Zahl der Prüfungen, die Studenten in den vergangenen anderthalb Jahren versiebt haben, im Schnitt nicht angestiegen. Deshalb geht Süß davon aus, dass die G8er ganz gut mit den G9ern mithalten können.

Oskar Smollny von der Fachschaft Medien- und Kulturwissenschaften und Kommilitone Finn Blug sehen das ein wenig anders. Sie haben die Befürchtung, dass es sich unterm Strich auch auf die Qualität der Lehre auswirkt, wenn die Studenten immer jünger werden. „Gerade in den Geisteswissenschaften geht es ja nicht um reine Wissensvermittlung, sondern darum, zu reflektieren und den Diskurs zu suchen“, sagt Blug (23). „Die Leute sind einfach unerfahrener“, ist auch Smollnys Einschätzung.

Ganz von der Hand weisen mag das auch Süß nicht, allerdings gibt er zu bedenken, dass dies nicht nur G8 sondern auch dem Wegfall der Wehrpflicht geschuldet sei. „Viele beenden im Juli die Schule und beginnen im Oktober ihr Studium. Dazwischen liegt nicht wahnsinnig viel, um den Horizont zu erweitern“, sagt er.