„Unsensibel“ oder „legitim“: Streit in der Kulturpolitik
Opposition reagiert auf Sparüberlegungen. OB Elbers betont, dass es in der Tonhalle einen Nachfolger für Boreyko geben wird.
Düsseldorf. „Stadt will Kulturchefs einsparen“: Der WZ-Artikel vom Mittwoch schlug im Rathaus sogleich hohe Wellen. Die Opposition kritisiert Einsparüberlegungen durch Personalunionen bei städtischen Kulturinstituten.
„Es ist unglaublich, wie unsensibel OB Elbers und seine CDU derzeit im Kulturbereich agieren“, schimpft Cornelia Mohrs (SPD) und nennt als Beispiele auch den Streit um die Besetzung der Heine-Preis-Jury mit Peter Kern oder die Probleme in der Opernehe mit Duisburg.
Zu den Planspielen, die Leitung des Goethe-Museums nach dem Ausscheiden von Volkmar Hansen ab 2013 gegen den Widerstand des Kuratoriums nicht mehr neu zu besetzen, sagt Mohrs: „So vergrätzt man am Ende Stifter und Kulturschaffende.“
Marit von Ahlefeld (Grüne) meint: „Bei der Personalpolitik in den Instituten zeigt sich wieder, dass die Stadt hier nur einfallslos verwaltet und Chancen zur strategischen Weiterentwicklung nicht nutzt.“ Es mangele an einer transparenten Kommunikation und Vernetzung mit Politik, Kuratorien und Kunstvereinen.
Dem widerspricht FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus: „Dass man überlegt, ob man Institutsleitungen zusammenlegen kann, ist völlig legitim, das geschieht ja gerade, damit beim Programm nicht gespart werden muss.“ Er fügt aber hinzu: „Das muss in jedem Einzelfall auf seinen Sinn hin geprüft werden und dürfte extrem schwierig umzusetzen sein.“
Oberbürgermeister Dirk Elbers hat hingegen die „fortwährenden Spekulationen“ zurückgewiesen, die Stelle des kaufmännischen Direktors beim Museum Kunstpalast — Carl Grouwet geht 2013 — würde nicht nachbesetzt. Dies entbehre jeder Grundlage. „Beat Wismer als künstlerischer Leiter braucht einen starken kaufmännischen Leiter an seiner Seite, der das Museum Kunstpalast national und international vermarktet“, sagte Elbers.
Ebenso dementierte er Überlegungen, ob Düsseldorf in Zukunft mit nur noch einem Generalmusikdirektor für Oper und Konzert auskommen könne. Boreyko bleibe noch zwei Jahre in Düsseldorf und selbstverständlich werde es danach einen Nachfolger geben: „Die Symphoniker brauchen und werden einen eigenen Chefdirigenten für die Symphoniekonzerte haben.“
Dass ein Chef für Tonhalle und Rheinoper so ungewöhnlich nicht ist, hat John Fiore bewiesen, der die Musikhäuser von 2000 bis 2008 in Personalunion leitete. Auf jeden Fall sind zwei Generalmusikdirektoren teuer.
Vor allem Boreyko lässt sich seine gerade mal sechs „Sternzeichen“-Programme per anno mit je drei Konzerten fürstlich honorieren, etwa 240 000 Euro soll allein die Stadt ihm im Jahr zahlen, außerdem bekommt er ein dickes Zubrot durch Auftritte mit anderen Orchestern.