Müllsammel-Aktion Unsere zweite Premiere beim Dreck-weg-Tag
Düsseldorf · Gute Tat Unser Autor hat sich am Saubermachen in seiner Nachbarschaft beteiligt – mit überraschenden Erkenntnissen und einem seltsamen Gruppennamen.
Ist unser Müllsack jetzt halb voll oder halb leer? Und welche Betrachtungsweise wäre in diesem Fall die bessere? Der Dreck-weg-Tag und unsere Runde über den und um den Fürstenplatz haben am Samstag zu diesen zwei philosophischen Fragen geführt. Das untere Ende unserer Wirbelsäule meldete uns, dass wir uns reichlich gebückt haben. Andererseits erfüllte sich unser Plan, mindestens einen sich schwer nach außen beulenden blauen Sack an die Awista zu überantworten, nicht. All die Dinge, die da zusammengekommen sind, füllen ihn bis ziemlich genau zur Mitte.
Die Handschuhe bewähren sich schon in Minute eins
Für unsere Familie war es die zweite Premiere beim Dreck-weg-Tag. Im vergangenen Jahr waren wir zu einem der beiden großen Treffpunkte der Aktion, zur Theodor-Heuss-Brücke, gefahren und hatten dort beim Sammeln geholfen. Da die Temperaturen an jenem Tag am Rheinufer unter Null lagen, waren wir sehr bald so blau wie unser Müllsack und mussten die Aktion mit Rücksicht auf unsere Tochter leider beenden.
Mit Blick auf die naheliegende Aufwärmmöglichkeit entschieden wir uns dieses Jahr für die eigene Nachbarschaft und eine eigene Gruppe. Wir meldeten uns auf Wunsch der Erstgeborenen mit dem Namen Die Zahnbürsten („Die machen auch sauber“) an und holten im Laufe der vergangenen Woche an einer der Ausgabestellen unsere Ausrüstung ab: einen neuen Sack und ein neues Paar Handschuhe. Dass die Westen in diesem Jahr weiß waren, war für uns nicht so bedeutend, wir zogen einfach die orange-farbenen aus dem Vorjahr nochmal an.
Die Handschuhe bewährten sich schon vor unserer Haustür, als wir das erste Ex-Lolli-Stäbchen einsammelten und merkten, dass wir nichts merken. Die Handschuhe sind so robust, dass Ekel beim Aufheben garantiert ausgeschlossen war. Bis zur Ecke unserer Straße kam schon einiges zusammen, auch die erste Erkenntnis: Es ist leider sinnfrei, sich nach Zigarettenstummeln zu bücken. Es liegen einfach zu viele davon herum. Dafür muss mal einer einen Spezialstaubsauger erfinden oder alle rauchenden Düsseldorfer von E-Kippen überzeugen.
Unser Weg über den Fürstenplatz und durch drei Seitenstraßen verlief recht unspektakulär. Aufsehenerregende Fundstücke, von denen andere Helfer gerne berichten und die auf Fotos im Internet zu sehen sind, waren uns nicht vergönnt. Der mutmaßlichen Höhepunkte bildeten ein Paar schwarzer Frottee-Socken, Reste von Silvesterböllern sowie zwei Scheiben Gurke. Das war für uns mit der guten Nachricht verbunden, dass es in unserem Viertel relativ sauber ist und die Mitarbeiter der Awista hier eine guten Job machen.
Und das war mit der schlechten Nachricht verbunden, dass für uns viel Detailarbeit anstand. Der Weg zur nächsten Mülltonne auf dem Fürstenplatz scheint unseren Mitmenschen vor allem dann zu weit zu sein, wenn sie etwas Kleines loswerden wollen: Wir haben sehr viele Kronkorken gefunden, reichlich Verpackungen von Schokoriegeln und auch die Schachteln zu den erwähnten Kippen.
Ablegen neben dem Papiercontainer hat Folgen
Noch etwas war auffällig: Der herumliegende Müll nimmt zu, wenn man sich einem Supermarkt oder einem Büdchen nähert. Offenbar scheint es bei den Konsumenten der gerade erwähnten Bierchen und Snacks den Reflex zu geben, unmittelbar nach Verlassen der Verkaufsräume sich aller lästigen Ummantelungen zu entledigen. Letzte wichtige Beobachtung: Wir haben viele Dinge gefunden, die vermutlich mal in einen Papiercontainer sollten, die aber mangels Platz daneben drapiert wurden und vom Wind dann zer- und über den Spielplatz verteilt wurden.
Unser Fazit: Wir wollen nächstes Jahr wieder mitmachen, wieder bei uns in der Gegend oder an der Schule unserer Tochter, dann am liebsten mit Freunden oder Nachbarn. Wir wollen im Alltag beobachten, was wir eigentlich mit Kleinmüll machen, wenn wir unterwegs sind. Unsere Runde hat eine gute Stunde erfordert, dann platzierten wir mit vorsichtiger Skepsis den Sack vor unserer Tür, so wie es der Mann beim Abholen der Aufrüstung gesagt hatte. Tatschlich war der Sack wenige Stunden später verschwunden. Vermutlich dank der rundfahrenden Awista-Mitarbeiter und nur vielleicht, weil eine andere Gruppe in unserem Kiez ihren Sack mehr als halb voll kriegen wollte.