Unterbachs autofreies Ökodorf
Seit 25 Jahren gibt es das Ökologische Dorf. Dort wird der Gedanke der klassischen Dorfgemeinschaft mit neuem Leben gefüllt.
Düsseldorf. Das Ökologische Dorf in Unterbach wirkt wie eine Insel, die sich inmitten des städtischen Verkehrs, der Hektik und dem Stress behauptet hat. Hohes Gras bedeckt die Dächer der Häuser, ein kleiner Baum sprießt aus einer der Rasendecken hervor.
Seit 25 Jahren existiert die idyllische Siedlung. Datteln, Feigen und Avocados wachsen am Rande der kleinen Wege, die durch das Dickicht der Sträucher führen. Rechts und links gehen kleine Pfade ab, die zu den Eingängen der 30 Häuser führen.
Gläsern sind die Vorräume der Gebäude. Dort kann jeder hineinschauen, was sich im Inneren gerade abspielt. Es wirkt wie ein Paradies, das unscheinbar gedeiht und wächst, das von der Zeit unberührt existiert.
Verändert hat sich dort im Laufe der Zeit wenig. 1985 wurden drei Düsseldorfer auf eine gleichartige Siedlung in Hannover aufmerksam — und entschlossen sich dazu, in Düsseldorf Gleiches auszuprobieren. Mit der Stadt nahmen sie Gespräche auf und fanden ein Grundstück in Gerresheim, das nahezu perfekt zu ihren Plänen passte. Dort wollte man sie jedoch letztendlich nicht so recht haben — sie wurden nach Unterbach verfrachtet, an die Straße Am Langenfeldsbusch.
Zwei Jahre später, 1987, wurde dort mit dem Bau begonnen. Doch das Vorhaben stand unter keinem guten Stern — schon ein Jahr nach Baubeginn wurde der Bauunternehmer insolvent, keines der Häuser war bis dahin fertig geworden.
Doch die Gruppe entschied sich gegen einen juristischen Streit und baute selbst weiter. 17 000 Mark investierte jeder der 30 Hausbesitzer im Schnitt noch einmal in das Projekt. „Es war das Wunder von Unterbach, als die Siedlung fertiggestellt war“, sagt Timm Goecke. Er ist einer der Drei, die die Idee ins Leben gerufen haben.
Beim Bau der Häuser wurden fast ausschließlich Naturmaterialien verwendet — die Außenwände sind mit Holz verkleidet, Betonwände gibt es nur vereinzelt zwischen Doppelhaushälften.
Eine Kanalisation gibt es in der kleinen Siedlung absichtlich nur für Schmutzwasser, Regen versickert einfach im Boden. Doch es sind nicht nur die materiellen Gegebenheiten, die das Dorf zu einem ökologischen Projekt machen. „Hier lebt niemand einfach so für sich, es ist eine große Gemeinschaft, eine Familie“, sagt Bewohnerin Erika Wolff.
So finden auf dem Dorfplatz im Laufe des Jahres verschiedene Aktionen statt. Ob beim gemeinsamen Spaghettiessen oder dem alljährlichen Grünschnitt im Frühjahr — dort kommen alle Bewohner zusammen. Auch einen eigenen „Dorfbürgermeister“ gibt es: Jährlich wird ein anderer Bewohner gewählt, der sich um die Geschäftsführung kümmert.
Wer nun denkt, dass das Dorf hauptsächlich älteren Menschen eine Heimat bietet, irrt sich gewaltig. Die Gassen sind mit Leben gefüllt, Kinder rennen dort von einem zum anderen Ende des Dorfes. Sie brauchen sich nicht in Acht zu nehmen, denn Autos gibt es nicht im Inneren der Siedlung. Rund 50 bis 60 Kinder bevölkern zurzeit die ökologische Gemeinschaft in Unterbach.
„Unser Dorf wächst von innen heraus“, erläutert Wolff. Die erwachsenen Bewohner sind ein buntes Volk, das sich nicht mit einem Nenner beschreiben lässt. „Wir haben alle Berufe hier, viele Lehrer und Doktoren, aber auch alle möglichen anderen Berufsklassen“, fügt sie hinzu.
Mittlerweile sind zudem viele junge Familien ins Dorf gezogen. „Hier findet ein stetiger Wandel statt“, sagt Swantje Kielhorn, die mit ihrem Kind seit vier Jahren in der Ökosiedlung wohnt. „Es ist ruhig hier und gleichzeitig zentral gelegen.“ Sie möchte die Grasdächer der Hütten nicht mehr missen: „Es ist ein Paradies hier, woanders will ich nicht mehr wohnen.“