Vinyl: Ein Trend mit offener Zukunft

Viele Händler der Plattenbörse im Bürgerhaus Reisholz haben Zweifel, ob die alten Tonträger mehr sind als ein kurzes Revival.

Foto: Josef Hildenbrand/dpa

Vinyl ist nicht länger verstaubt, sondern schon längst wieder hoch gefragt. Schallplattenbörsen sind entsprechend beliebt: Schon zum fünften Mal in diesem Jahr lud das Bürgerhaus Reisholz am Samstag dazu ein. Die Händler vor Ort wissen genau, woran die neuentdeckte Liebe für das alte Vinyl liegt: Siegfried Kurz zum Beispiel sieht eine qualitative Überlegenheit des Vinyl gegenüber der CD. „Auf einer teuren Anlage merkt man, dass die Vinyl-Schallplatte dynamischer klingt als die CD. Der Frequenzbereich einer Platte ist besser wahrnehmbar.“ Die momentane Welle der Vinyl-Euphorie sieht er aber nicht als besonders zukunftsfähig.

Sammler des begehen „schwarzen Goldes“ sind dankbar für das Angebot an Schallplattenbörsen. Einer von ihnen ist Bernd Küster (57). Für ihn ist die Börse ein sehr gefragtes Konzept: „Ich bemerke, dass die Nachfrage nach Vinyl stetig wächst. Am besten kann man das an den größer werdenden Vinyl-Regalen der Elektronikmärkte beobachten.“ Woran das liegt, ist für ihn klar: „Die Menschen wollen ihre Lieblingsmusik in den Händen halten und auch der Sammlerwert der Musik ist bei Schallplatten wertstabil.“ Musik übers Internet zu hören, findet er „furchtbar unpersönlich“: „Die Fans können sich nicht mehr mit der Musik identifizieren. Selbst viele der internationalen Musikgrößen setzen wieder auf Vinyl. Eine Schallplatte zu besitzen, ist heute auch eine Frage des Prestiges.“

Ob die Schallplatte eine Zukunft hat, hinterfragt auch Küster. „Es wächst eine Generation heran, die nicht mehr mit Musikträgern in Berührung kommt. Deswegen kann ich für die Zukunft eine Renaissance der Schallplatte zumindest in Frage stellen.“ Händler Hans Königshausen hingegen sieht die Zukunft des Vinyls als gesichert an: „Ich bemerke, dass vor allem junge Menschen wieder auf Schallplatten aufmerksam werden. Gründe für diese Rückbesinnung sind ein wärmerer Klang des Vinyls im Vergleich zu digitalen Musikträgern. Und allein die Covergestaltungen der Vinyl-Platten sind oftmals kleine Kunstwerke mit absolutem Kultstatus.“ Die Zukunft der CD beobachtet er hingegen kritisch: „Eine beschädigte CD ist praktisch nicht mehr abspielbar und damit unbrauchbar.“

In den 90er Jahren konzentrierte man sich fast ausschließlich auf CDs und das Revival der Vinyl-Scheiben um das Jahr 2010 ließ die Verkaufszahlen der CD weiter sinken. „Die Börse hier in Reisholz wird immer stärker frequentiert, was sicherlich ein Merkmal dafür ist, dass Vinyl und CD noch lange nicht tot sind“, sagt Königshausen.

Rolf Weineck (69) ist Schallplattensammler und verbindet mit Vinyl auch Erinnerungen an seine Jugend: „Die Schallplatte hat meine Jugend geprägt und für diese Art des Musikhörens muss man sich einfach viel Zeit nehmen.“ Eine große Wiedergeburt der Schallplatte hält aber auch er für unwahrscheinlich: „Für Sammler wird Vinyl weiterhin von Interesse sein, aber den großen Coup erwarte ich nicht mehr.“