Virusexperten proben den Ernstfall

Wehrleute und Ärzte üben den Transport eines Hochinfektiösen von einem normalen Krankenhaus in die Uni-Klinik.

Foto: Christian Beier

Die Abläufe müssen ganz genau sitzen, es dürfen keine Fehler passieren: Im Solinger Krankenhaus Bethanien fand gestern eine Übung zum Thema Transport eines hochinfektiösen Patienten nach Düsseldorf statt.

Das Szenario der Übung sah am Morgen so aus: Den „Patienten“ spielt ein Solinger Feuerwehrmann. Die Solinger Rettungskräfte bringen den Mann am Morgen in die Klinik nach Aufderhöhe. Denn er steht im Verdacht, sich mit einem hochansteckenden Erreger angesteckt zu haben. Die Symptome des Patienten sind hohes Fieber, Darmblutungen, Muskelschmerzen - kurz, er klagt über mehr als eine Grippe. Ob die SIS, die Sonderisolierstation der Uni-Klinik Düsseldorf, das Ziel für den Patienten ist, muss sich schnell zeigen. Steht ein Patient im Verdacht, eine hochansteckende, am Ende auch tödlich verlaufenden Krankheit zu haben, dann läuft ein Fahrplan ab, der gesetzlich bestimmt ist.

Das Solinger Gesundheitsamt wird übungsmäßig eingeschaltet, denn Infektionen mit hochansteckenden Erregern sind meldepflichtig — auch im Verdachtsfall. Bethanien verfügt seit 2004 über eine Infektionsabteilung, in der Patienten von der Außenwelt isoliert werden können, erklärt Prof. Dr. Winfried Randerath. Der Chefarzt von Bethanien verfolgt die Übung nicht nur aus Interesse, einige seiner Kollegen sind in den Ablauf eingebunden. Uni-Klinik und Bethanien gehen bei der Übung daher eine Art Check-Liste durch. Ergebnis der Übung und der Untersuchung: Es besteht ein Verdacht auf Krim-Kongo.

Die SIS in Düsseldorf wird angefahren, wenn eine solche Virus-Infektion vorliegt. Jetzt reagiert auch die Düsseldorfer Feuerwehr. Mit sechs Fahrzeugen rückt sie nach Solingen aus. Darunter ist ein Rettungswagen, der selbst wie eine Isolierstation konzipiert ist.

Zwischen der gekachelten Einfahrt für den Rettungswagen und der Infektionsstation Bethanien bauen die Düsseldorfer Kräfte eine abgesperrte Zone mit Flatterband und Blinklichtern auf. Große Kisten mit einem Desinfektionsbecken und Schutzanzügen werden in den ersten Stock vor den Stationseingang gewuchtet.

Der Aufbau wird 30 Minuten dauern. Georgios Sofianos, Oberarzt der Station, ruft deshalb eine weitere Kollegin hinzu. Sie erscheint im Schutzanzug, löst einen anderen Arzt ab, der den Infizierten betreut. Beobachtet wird das alles von Stefan Boxnick. Er ist der Hauptkoordinator der SIS in der Landeshauptstadt. Das sei eine „völlig abgeschirmte“ Einrichtung, erklärt er. 40 Ärzte und 60 Pfleger betreuen dort maximal drei Patienten rund um die Uhr, aufgeteilt in Zwei-Stunden-Schichten. Danach werde das Arbeiten in den Schutzanzügen unerträglich. Maximal vier Stunden dauert es, bis die SIS startklar ist. Die Zusammenarbeit mit der Düsseldorfer Feuerwehr sei seit 2014 vereinbart, erklärt der Leiter des Solinger Gesundheitsamts, Joachim Eichenberg. Er lobt, wie eingespielt das Team sei.

Auch der zuständige Ordnungsdezernent Jan Welzel ist vor Ort. Er erklärt: „Zunächst sind wir als Stadt verantwortlich, wenn ein solcher Infektionsfall auftritt.“ Daher interessiert ihn, ob die Arbeit zwischen den Solingern und Düsseldorfern auch im Fall der Übung reibungslos verläuft. Das klappt. Das Desinfektionsbad zwischen dem „schwarzen“ Bereich, dem mit der Infektion, und dem „weißen“, dem ohne, steht.

Der Infizierte wird auf einer Schwerlasttrage abtransportiert, eskortiert von sechs Fachkräften in orangenen Schutzanzügen. Zum Glück ist es nur eine Übung. Solche Extremfälle kommen selten vor. Aber auch bei Verdacht auf die Infektion mit Lassa oder Ebola läuft es so ab — diese Fälle gab es bereits, aber selten.