Bankenbilanz Volksbank setzt auf die Altstadt

Düsseldorf · Gegen den Branchentrend hält die Volksbank ihren Wachstumskurs. Sie will vor allem Präsenz zeigen, wo sich die Konkurrenz zurückzieht.

Die beiden Vorstände Rainer Mellis und Klaus Reh (r.).

Foto: Volksbank

Der Bankensektor macht momentan nicht mit besonders guten Nachrichten von sich reden. Im Gegenteil. Die Stadtsparkasse in Düsseldorf schließt Filialen in Serie und baut Personal ab, die Deutsche Bank macht Milliardenverluste, der Sparda-Bank West steht ein Kahlschlag bevor. 2000 bis 3000 Bankangestellte dürften nach Einschätzung von Rainer Mellis, Sprecher des Vorstandes der Volksbank Düsseldorf Neuss, in der Region ihren Arbeitsplatz verlieren. Doch bei der Bilanz-Pressekonferenz für sein Institut hatte Mellis nun wiederum keine Hiobsbotschaften zu verkünden. Die Genossenschaftsbank bleibt auf Wachstumskurs, und zwar in mehrfacher Hinsicht.

Filialen Im Gegensatz zu anderen Banken und Sparkassen schließt die hiesige Volksbank keine Filialen. Und das ist laut Mellis auch nicht geplant. Zwölf Standorte sind es allein im Stadtgebiet Düsseldorf, und an prominenter Stelle wächst an der Bolkerstraße in der Altstadt gerade eine weitere Filiale heran. In die Schlagzeilen geraten war hier im vergangenen Jahr die Schließung der Stadtsparkassen-Filiale, die viele Altstadtwirte verärgerte, da sie infolge dessen nur noch an Automaten ein- und auszahlen konnten. Genau diese Lücke will die Volksbank nun füllen. Zwei Geldautomaten sind bereits im Domizil mit der Hausnummer 31 installiert, im zweiten Quartal soll dann gemeinsam mit der genossenschaftlichen Reisebank ein „bemannter Kassen- und Geldautomatenstandort“ eingerichtet werden. Die Konditionen für die Dienstleistung sollen mit den Wirten im einzelnen verhandelt werden.  Auch Berater sollen laut Mellis möglichst am Standort eingesetzt werden, sodass dann eine komplette Filiale aufgebaut wäre. Er formuliert sogar eine Kampfansage: „Wenn andere Service abbauen, werden wir da sein.“

In Wittlaer ist man nun in die ehemaligen Räumlichkeiten der Stadtsparkasse gezogen, um etwa auch mehr Schließfächer anbieten zu können. In Oberkassel ist die Filiale modernisiert worden.

Kunden Auch bei den Bankkunden hofft die Volksbank darauf, vom Service-Abbau der Konkurrenz profitieren zu können. Das spüre man deutlich an den Standorten, wo sich andere Häuser zurückgezogen hätte, führt Mellis aus. Dort wo etwa plötzlich nur noch ein Geldautomat der Volksbank in der Nähe sei, wollten Anwohner und Kunden anderer Banken auf Dauer keine Gebühren für eine Abhebung zahlen und seien zum Wechsel bereit. 1260 neue Mitglieder verzeichnete die Bank, sodass sie nun knapp 25 000 Kunden hat.

Personal Auch beim Personal tritt Mellis selbstbewusst auf. „Wir stellen weiter Mitarbeiter ein und sind auf der Suche nach guten Leuten.“ 316 Angestellte gibt es aktuell im Geschäftsgebiet und 25 Auszubildende.

Zinsen Während etwa die Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck schon für Privatsparer bei kleinsten Summen Negativzinsen erhebt, ist das für Vorstand Klaus Reh kein Thema. „Darüber denken wir im Moment nicht nach.“ Lediglich bei institutionellen Anlegern bei Einlagen ab einer Million Euro würden Negativzinsen erhoben, je nach Verhandlung sind dann etwa -0,5 Prozent fällig. Der Grund lege in der Vorgabe, Überschüsse der Bank bei der Europäischen Zentralbank zu ebenjenem Einlagenzins parken zu müssen.

Trotz der Niedrigzinsphase verbucht die Bank einen Zinsüberschuss, er stieg um zwei Prozent von 25,442 auf 25,934 Millionen Euro.

Ergebnis Reh spricht trotz „herausfordernder Rahmenbedingungen“ von einem „erfolgreichen Jahr“. Das Betriebsergebnis vor Bewertung lag nun bei 12,133 Millionen Euro, im Vorjahr waren es noch 11,228. Im Fünf-Jahresvergleich verbucht die Bank sogar ein Plus von 40 Prozent. Der Jahresüberschuss stieg leicht von 2,4 auf 2,435 Millionen Euro. Die Bilanzsumme kletterte von 1,478 auf 1,582 Milliarden Euro.

Gründe für das gute Ergebnis liegen laut Reh vor allem im Kundengeschäft und bei den Provisionen. Die Kundeneinlagen stiegen um zehn Prozent auf 1,17 Milliarden Euro, die Kundenkredite um 7,8 Prozent auf 952,29 Millionen Euro. Der Provisionsüberschuss wuchs in ähnlicher Größenordnung um sieben Prozent.