Schulalltag zu Hause Vollzeitjob und Homeschooling – „nicht zu schaffen“

Düsseldorf · Kristina Tewes und ihr Mann arbeiten jetzt beide zu Hause. Und sollen ihren drei Kindern Schulalltag bieten.

Kristina Tewes macht mit Jonas (12, von links), Janna (8) und Julian (7) Schule am Küchentisch.

Foto: Tewes

Wer Kristina Tewes aus Unterbilk dieser Tage fragt, wie es denn läuft derzeit mit dem Unterricht zu Hause, der bekommt eine deutliche Antwort: „Es ist nicht zu schaffen!“ Sie und ihr Mann arbeiten derzeit beide Vollzeit im Home Office, nebenbei soll sie für drei schulpflichtige Kinder in unterschiedlichen Klassen so etwas wie Schulalltag am Küchentisch organisieren.

Schon ihr eigener Arbeitsalltag in Zeiten sozialer Distanz ist für die Social-Media-Managerin stressiger als sonst. Eine Telefonkonferenz jagt die nächste, parallel kommen massenhaft E-Mails – und jeder erwarte sofort Antwort, weil sie doch schließlich „nur“ zu Hause sitzt. „Manchmal beneide ich die Kollegen, die nach so einem Home-Office-Tag allein auf dem sonnigen Balkon sitzen können“, sagt die 42-Jährige.

Sie kann das nicht. Schließlich sollen sie und ihr Mann, der jetzt als Journalist von zu Hause arbeitet, auch noch Lehrer für Julian (7), Janna (8) und Jonas (12) sein, die nicht nur unterschiedlichen Stoff haben, sondern auch unterschiedliche Wege, um an diesen zu gelangen. Hier wird Unterrichtsmaterial zentral über die Klassenpflegschaft an die Eltern weitergereicht, dort hat ein Lehrer eine eigene Webseite eingerichtet, um Kontakt zu den Schülern zu halten, wieder ein anderer arbeitet mit Youtube-Videos. „Das ist ein echter Zeitfresser“, sagt die Mutter. Der ursprüngliche Plan, einheitlich über das digitale NRW-Schulnetz „Logineo“ zu arbeiten, sei gescheitert, weil das System überlastet gewesen sei.

Die Eltern versuchen, den Unterricht zu Hause vormittags abzuhalten, „um Struktur in den Tag zu bringen“, so Kristina Tewes. Mehr als ein bis zwei Stunden sind allerdings nicht drin. Denn am Nachmittag soll – neben dem Job der Eltern – „Zeit für schöne Dinge“ sein. Jannas Klavierlehrerin schaltet sich per Skype zum Üben dazu, Jonas unterstützt den jüngsten Bruder bei dessen Versuchen an der Gitarre, gemeinsam wird Sport zu den Online-Videos der Alba-Berlin-Basketballer getrieben. Aber auch Mathe-Nachhilfe wird jetzt digital gegeben – und fällt eine Stunde aus, muss Mama wieder mit zugeschicktem Fördermaterial ran.

Bisher hat die Familie den Stoff für alle Kinder geschafft – „mit Ach und Krach“, sagt Tewes: „Wir haben das Wochenende durchgemacht. So haben wir den Plan erfüllt. Und ich bin froh, dass nach drei Wochen die Ferien kommen – das ist unser Puffer, um noch etwas nachzuarbeiten.“ Zusatzaufgaben, die einzelne Lehrer zur Verfügung stellen, fallen hinten runter. „Wir machen uns schon Gedanken, ob nach dieser Zeit alle Kinder auf dem gleichen Stand sein werden.“

Bei der Bezirksregierung Düsseldorf beruhigt man indes: Man wolle keineswegs den Stundenplan in die häusliche Arbeit verlagern. „Es gilt für alle Beteiligten – Lehrkräfte und Eltern –, Augenmaß zu bewahren“, so ein Sprecher. Sollten beim Wiederbeginn des Unterrichts unterschiedliche Lernstände bestehen, sei es Aufgabe der Lehrer, Schüler individuell zu fördern. Dies sei schließlich ohnehin „stetiger pädagogischer Auftrag an Schulen“.