Vom Mittelmeer an den Rhein

Zu Hause gab es keine Arbeit, also suchten ein Grieche und ein Spanier ihr Glück in Düsseldorf. Zwei Begegnungen.

Düsseldorf. Handwerklich geschickt rollt Dimitrios Bulampanidis die mit Fleisch gefüllten Weinblätter zusammen. Jeder Griff sitzt. Die Arbeit geht dem jungen Mann leicht von der Hand. Der 19-Jährige arbeitet im griechischen Restaurant „Taverna Toxotis“ an der Kaiserswerther Straße.

Doch dass er sich dort um Gemüse, Fleisch und Obst kümmern darf, ist keine Selbstverständlichkeit. Denn Dimitrios ist einer von insgesamt 653 362 europäischen Zuwanderern, die im vergangenen Jahr in die Bundesrepublik kamen. Gründe für die meisten Einwanderer: die hohe Arbeitslosigkeit und fehlende Zukunftsperspektive in der Heimat.

Der junge Grieche spricht kaum Deutsch, daher muss sein Chef, Taki Paraschoudis, hin und wieder dolmetschen. „In meiner Heimat habe ich keine Zukunft mehr gesehen. Ich hatte keinen Job, kein Geld und kann froh sein, dass ich nicht am Strand mein Nachtlager aufschlagen musste“, sagt er.

Die Familie blieb in Griechenland, als Sohn Dimitrios vor einem Jahr nach Deutschland kam. Seit sechs Monaten arbeitet er in dem griechischen Restaurant.

Dimitrios Bulampanidis, 19, über seine Lage in Griechenland

Das neue Land, in dem er lebt, gefällt ihm gut, wären die Umstände jedoch besser, würde er sofort wieder in seine Heimat zurückkehren. Eine deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen Situation in Griechenland sieht er vorerst aber nicht.

Die Zahl der griechischen und spanischen Zuwanderer steigt: So gab es nach Angaben des Amtes für Statistik und Wahlen im vergangenen Jahr 451 Griechen und 423 Spanier, die ihr Glück in Düsseldorf suchten. Zum Vergleich: im Jahr 2010, waren es etwa nur halb so viele.

Doch Probleme mit den Zuwanderern gibt laut dem Einwohnermeldeamt nicht. „Wir können über keine Schwierigkeiten oder Verzögerungen bei den Meldeverfahren berichten“, sagt Ralph Huth, vom Einwohnermeldeamt. Auch die zum Teil erheblichen sprachlichen Defizite stellen laut Huth kein Problem dar: „Zum einen sprechen viele europäische Zuwanderer zumindest ein paar Brocken Deutsch, und zum anderen haben wir gut ausgebildete Mitarbeiter, die, wenn gar nichts mehr geht, auf Englisch und Französisch zurückgreifen können“, erklärt Huth.

Dass die wirtschaftliche Situation in den Mittelmeerländern aber immer dramatischer wird, dass hat auch Eduardo Ochoa zu spüren bekommen. Der Spanier, der als Kellner in dem Lokal „El Flamenco“ in der Schneider-Wibbel-Gasse arbeitet, lebt seit knapp eineinhalb Jahren in Düsseldorf, wo er sich wohl fühlt.

Das berufliche Schicksal des 39-Jährigen ähnelt dem von Dimitrios Bulampanidis. „Ich habe immer nur für ein paar Monate eine Anstellung gefunden. Dann war Schluss und ich musste gehen“, erzählt Ochoa. Zuletzt war er als Kellner in einem Fünf-Sterne-Hotel angestellt. „Ich fühle mich wohl in Deutschland, aber meine Familie und auch mein Land vermisse ich sehr.“