Tristano Onofri: Ein Designer im Lotussitz
In den Ferien erzählen uns Düsseldorfer jeden Samstag, was für sie ein perfekter Tag ist. Für Tristano Onofri ist er vor allem – ruhig.
Düsseldorf. Ein perfekter Tag beginnt für Modedesigner Tristano Onofri auf dem Boden. Zwischen einem Jesus-Konterfei an der Wand und zwei mannshohen goldenen Engelskulpturen meditiert er im Lotussitz in einem eigens dafür hergerichteten Raum seines weiß-blauen Hauses an der Belsenstraße. "Ich habe zwei Jahre lang nicht einen Tag Urlaub gemacht", sagt Onofri. "Aber bei der Meditation finde ich Ruhe und Kraft."
Bis zu zehn Stunden verbringt der gebürtige Italiener am Wochenende in seinem kleinen Privattempel. Abgeschaltet. Mühsam hat er das lernen müssen. "Wirklich wegzusein, ist nicht leicht", sagt Onofri. Geübt hat er auf zahlreichen Reisen durch Indien. Und Talent bringt er wohl zudem mit: "Ich bin ein sehr spiritueller Mensch."
Davon zeugt auch der Marienschrein in seinem Garten, in dem er zwischen Bambus, Palmen und einem 120 Jahre alten Olivenbaum ebenfalls einen Großteil seiner perfekten Tage verbringt. "Wenn man so einen Garten hat, muss man nirgendwohin in Urlaub fahren", findet der stolze Gärtner.
Aber essen wie im Urlaub - das ist für Onofris perfekten Alltag wichtig. Klar, schließlich ist er in der direkten Nachbarschaft von Rimini geboren. Mit Salvatore D’Ascoli und dessen Kompagnons, die vor fünf Jahren das Restaurant Amici an der Hansaallee eröffnet haben, verbindet Onofri neben dieser Liebe zum Genuss eine jahrzehntelange Freundschaft.
Er hält ihnen schon durch etliche Restaurants die Treue. Und bei italienischen Modemachern ist auch Wein zum Mittagessen nicht usselig, sondern hip - erst recht an perfekten Tagen.
Die Zeit allerdings, als ein perfekter Tag dann selbstverständlich in Tinos Bar an der Kö endete, ist vorbei. Tristano Onofri, dessen Alter sein bestgehütetes Geheimnis ist, kann inzwischen gut allein sein. Bei einem Spaziergang oder einer Radtour am Rhein etwa. "Die Natur gibt Kraft - alle Farben in meiner Mode kommen aus der Natur", sagt der Designer, der seit fast 40 Jahren in Düsseldorf lebt.
Die Höhepunkte seines Alltags erlebt er - wieder molto italiano - in der heimischen Küche. "Zu Hause mit Freunden, echten Menschen", sagt Onofri, "das ist das Beste." Für sie und seine Familie brutzelt er nach Rezepturen, die er auf seinen Reisen gesammelt hat. Sein Sohn wohnt zwei Etagen über ihm an der Belsenstraße, seine Ex-Frau ist erst kürzlich ins Dachgeschoss gezogen. Jetzt sind alle Onofris ganz nah beieinander.
Einen ziemlich perfekten Tag wird Tristano Onofri übrigens in der kommenden Woche erleben. Dann wird seine neue Kollektion vor Top-Einkäufern aus aller Welt präsentiert. "Man investiert sechs Monate lang viel Geld und alle Leidenschaft", sagt Onofri. "Wenn das Produkt dann fertig ist und erstmals gezeigt wird: Das ist ein wirklich guter Tag."