Vorbild Venedig: Neues Hotel steht auf Pfählen

An der Speditionstraße entstehen zwei Türme in raffinierter Technik. Ein Rundgang.

Düsseldorfer. An der Hafenspitze der Speditionstraße wachsen zwei gewaltige Hochhäuser, ein Hyatt-Hotel und ein Büroturm. Die Bauten werden nicht farbenprächtig wie das Colorium, nicht trendy wie die Gehry-Bauten, nicht abgerundet wie künftig das "Sign" des Helmut Jahn sein, sondern kubisch, streng und hoch.

Helmut Oberholz vom Architekturbüro JSK will Ruhe in die wirbelige Hafenmeile bringen. Was der Außenstehende kaum ahnt, ist die große technische Ingenieurkunst, die wenige Meter vor dem Wasser geleistet werden muss. Die WZ sprach mit Planern, Ingenieuren und Projektleitern über das Geschehen.

Wie in Venedig wird sich niemand fühlen, der im nächsten Jahr im Hyatt-Hotel absteigt, und doch hat das zukünftige Fünf-Sterne-Hotel wie sein Büro-Nachbar etwas mit der Lagunenstadt gemeinsam: Sie ruhen auf Pfählen.

Die Baustatiker von Schüßler Plan aus Düsseldorf nennen den Boden an der Hafenspitze "matschig, lehmig und sandig". Er sei nicht tragfähig für zwei Hochhäuser von je 65 Metern Höhe gewesen.

1

Guido Schwartz von der Firma Hochtief als Generalunternehmer für den Rohbau spricht von einer "komplizierten Baugrube. Wir haben 130 Betonbohrpfähle und rund 6500 Quadratmeter Beton-Schlitzwände etwa 30 Meter tief in die Erde gesetzt. Das musste sehr erschütterungsarm geschehen, damit die Häuser der Umgebung nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden."

Die meisten Neubauten im Hafen haben mehr Untergeschosse als die beiden Neulinge. Angesichts des Bodens entschieden sich die Ingenieure für nur zwei Untergeschosse.

Probleme mit dem Wasserstand hatte man im Winter nicht. Die Baustelle musste nicht wegen des durch Hochwasser drohenden Auftriebs geflutet werden, wie man noch im Oktober befürchtet hatte.

Wenn der Unterbau des Büro-Hochhauses dennoch im Wasser stand, so sei das "quasi eine Landgewinnung" gewesen, sagt Schwartz. Vom Schiff aus seien die Gründungsarbeiten durchgeführt worden.

Dennoch gab es etwas Unverhofftes. Das Gebiet gilt als "Kampfmittelverdachtsstelle". Das heißt, an 17 Stellen bestand der Verdacht, dass Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg im Erdreich liegen könnten. Schwartz: "Es wurde jedoch nichts gefunden."

Eine besondere Ingenieurleistung erfordern die beiden Türme durch ihre Vor- oder Rücksprünge: Damit die Kolossalbauten von jeweils 65 Meter Höhe, zu denen ein weiteres siebengeschossiges Bürohaus hinzukommt, nicht den Blick auf die Umgebung verstellen, springen jeweils die ersten sechs Geschosse des Hotels an der Brückenseite und des Bürokomplexes an der Hafenspitze zurück.

Dadurch bleiben die Sichtachsen von der Hafenbrücke bis zur Plange Mühle und von der Plange Mühle zum Zollhof bis zu einer Höhe von 20 Metern frei.

Darüber schieben sich die Bauten um 15 Meter nach vorn. Das heißt, 13 Stockwerke beim Hotel und elf beim Büroturm hängen in der Luft und müssen über Stahlbeton-Stützen und Verspannungen verankert werden.

Eine kleine Referenz an die Allgemeinheit, die den paradiesischen Zuständen von Monkey’s Island nachtrauert, sind großartige Treppenanlagen mit Sitzstufen, eine Rasenfläche über dem Restaurant im ersten Obergeschoss und eine fünf Meter breite Promenade, die sich die Spaziergänger mit den Hotelgästen und Barbesuchern teilen.

Außergewöhnlich ist das Entree in den Ballsaal des Hyatt: Es kommt unter die breite Treppe zwischen den beiden Hochhäusern. Bei Bedarf wird ein Teil der Treppe hochgeklappt, so dass der Saal ebenerdig betreten werden kann. Den Ballsaal krönt ein mit Wasser bedecktes Glasdach.