Warnstreik: Symphoniker protestieren vor der Tonhalle
Das Orchester legte für 90 Minuten die Instrumente nieder. Ab Dienstag wird in Berlin über das Gehalt verhandelt.
Düsseldorf. Für 90 Minuten wurde am Montag in der Tonhalle nicht getrommelt, gestrichen oder gezupft. Denn die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) hatte bundesweit zum Warnstreik aufgerufen und so legten die Symphoniker während der Probe zu einem Jugendkonzert die Instrumente nieder.
Am Dienstag beginnen in Berlin Tarifgespräche zwischen der DOV und der Arbeitgeberseite, dem Deutschen Bühnenverein. Dort soll geklärt werden, wie die Lohnabschlüsse des öffentlichen Dienstes rückwirkend seit 2010 auf die Staats- und Kommunalorchester übertragen werden.
Bisher wurden bei den Musikern automatisch die Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst übernommen. Das Bundesarbeitsgericht hat jedoch entschieden, dass die Staats- und Kommunalorchester keinen einklagbaren Rechtsanspruch auf die Lohnerhöhungen haben.
„Wir haben jetzt bereits seit 2010 keine Tariferhöhung mehr bekommen“, ärgert sich Geiger Benedikt Kramer-Rouette, „und das wollen wir jetzt nachholen.“ Seiner Meinung nach haben die Städte die Lohnpause als willkommene Ruhepause gesehen. „In den vergangenen Jahren gingen die Stellen für das Orchester von 130 auf 117 zurück“, sagt Kramer-Rouette.
Dass es wirklich einmal zu einem längeren Streik kommt, damit rechnet der Intendant der Tonhalle, Michael Becker, vorerst nicht: „Ich gehe davon aus, dass die Tarifparteien erst einmal die Muskeln spielen lassen.“ Falls nicht, sieht er natürlich auch die Gefahr, dass Vorstellungen ausfallen müssen: „Eventuell können wir dann ja noch ein Streichquartett verpflichten, das im Notfall aushelfen kann.“
Die Mitglieder verdienen in einem Orchester von der Größenordnung der Düsseldorfer Symphoniker zwischen 2900 und 4000 Euro Brutto pro Monat. Hinzu kommen je nach Besetzung eines aufgeführten Musikwerks gegebenenfalls Zulagen für Soloaufgaben. Das sei nicht gerade übermäßig viel Geld angesichts der Höhe heutiger Wohnungsmieten in Düsseldorf, sagt Symphoniker-Mitglied Manfred Hoth (Englischhorn), zugleich Delegierter der Deutschen Orchestervereinigung (DOV).
Es gehe den Musikern aber nicht allein ums Geld, sondern auch um die alltäglichen Besetzungsprobleme. „Bei Wagner gibt es oft Nebeninstrumente wie Kontrafagott, für die wir zu wenig Spieler im Orchester haben“, erklärt Hoth. Durch die Unterbesetzung des Orchesters gebe es immer häufiger organisatorische Probleme.
Auch bei den Flöten werde es personell öfters eng. Besonders heikel sind Konzertreisen. „Während ein großer Teil des Orchesters auf Tournee ist, wird es schwierig, den Opernbetrieb aufrechtzuerhalten.“