Schauspielerin Alexandra Kamp „Das rheinische Publikum ist ein Traum“
Düsseldorf · Schauspielerin Alexandra Kamp genießt ihr Gastspiel in Düsseldorf – auch kulinarisch. Da hat sie sich ein großes Ziel gesteckt.
Alexandra Kamp kann kaum glauben, dass seit ihrem letzten Gastspiel im „Theater an der Kö“ schon zwölf Jahre vergangen sind. Damals hat sie in „Achterbahn“ an der Seite von Volker Brandt gespielt. Jetzt ist sie mit „Toc Toc“ zurück und freut sich über den großen Erfolg. „Was für ein Glück, dass wir mit dieser Komödie so viele Menschen ins Theater locken können“, sagt sie. Jeder Abend sei anders, von Routine keine Spur. „Wir erfühlen die Stimmung im Publikum und spüren die Begeisterung. Aber ich spreche auch gleich eine kleine Warnung aus“, ergänzt sie in gespielt ernstem Ton: „Wer in der ersten Reihe unsere Bühne als Tischlein benutzt, muss damit rechnen, dass wir darauf reagieren.“ Stellen die Leute etwa ihre Füße darauf ab? „Nein, das machen nur die Kölner“, antwortet sie. „In Düsseldorf sind es Gläser und Bierflaschen. Könnte passieren, dass sie dann von uns ausgetrunken werden.“
Aber sofort lacht sie wieder, weil sie ihre Zeit in Düsseldorf so sehr genießt. „Das Publikum im Rheinland ist ein Traum“, schwärmt Alexandra Kamp. „Auch die Gespräche, die sich ergeben. Ich laufe viel durch die Stadt, ungeschminkt und lässig gekleidet. Trotzdem werde ich erkannt und nett begrüßt.“ Im Vorübergehen rief eine Frau ihr neulich zu: „Hab’s gestern gesehen, toll war’s“. Das sind herzbewegende Momente für die Schauspielerin.
In „Toc Toc“ warten die Patienten eines berühmten Psychiaters auf den Arzt, der partout nicht kommt. Alle haben einen Tick, von dem sie befreit werden wollen. Alexandra leidet als verhuschte Marie unter Kontrollzwang und wirkt extrem nervös. Sie macht das grandios, obwohl diese Frau doch das krasse Gegenteil von ihr sein dürfte. „Na ja“, schränkt sie ein, „ich merke schon, wie die Rolle ein bisschen abfärbt. Tatsächlich kontrolliere ich jetzt öfter, ob Herd und Bügeleisen in meiner Theaterwohnung abgestellt sind, und ob ich meine Schlüssel bei mir habe, wenn ich sie verlasse.“
Wie nähert sie sich den Figuren, die sie darstellt, ab wann hat sie Bilder im Kopf? „Die kommen immer sehr schnell“, sagt sie. „Weil ich in Städten immer zu Fuß oder mit Bus und Bahn unterwegs bin, kann ich die Menschen genau betrachten und mir überlegen, wie sie ticken. Das alles fließt später in die Rolle ein. Und so ist auch Marie die Summe meiner Beobachtungen.“
Kamp möchte jedes Restaurant
in Little Tokyo besuchen
Erneut kommt sie auf Düsseldorf zu sprechen. „Eine so schöne Stadt. Schon vor zwölf Jahren war Alexandra Kamp entzückt vom japanischen Viertel. Diesmal hat sie sich etwas vorgenommen: „Ich möchte es während des Gastspiels schaffen, jedes Restaurant in Little Tokyo zu besuchen. Die Qualität der asiatischen Küche hier ist toll.“ Die Schauspielerin lebt in Berlin, war aber seit Februar so gut wie nie daheim. Der Grund: sechs Theaterstücke in Folge. „Ich könnte mir vorstellen, bald ins Grüne zu ziehen“, überlegt sie, „ich brauche die Natur.“ Dann aber am liebsten zurück in ihre badische Heimat, den Schwarzwald.
Von dort brach sie nach dem Abitur in die weite Welt auf. In New York studierte Alexandra Kamp an der Lee-Strasberg-Schauspielschule und jobbte als Model. Sie lebte in Los Angeles und später viele Jahre in Paris. Auch dort besuchte sie die Schauspielschule und verwuchs derart eng mit der Sprache, dass sie sagt: „Ich denke sogar französisch.“
Zahlreiche Filme hat sie gedreht, darunter „Isch kandidiere“ mit Hape Kerkeling alias Horst Schlemmer. Heute hat sich ihr Schwerpunkt auf die Bühne verlagert. „Einerseits geben diese Engagements Sicherheit, andererseits blockieren sie die Chance auf Film- und Fernsehrollen. Drei Hauptrollen musste ich im Vorjahr absagen.“ Aber natürlich sei es für eine Schauspielerin ein Privileg, derart gut beschäftigt zu sein. „Danke, danke Universum“, sagt Alexandra Kamp.
Ihr Urvertrauen sei stark, es käme alles so, wie es vorbestimmt sei. Karma eben. Ein Thema, mit dem sie sich intensiv auseinandersetzt. Mit großer Lust hat sie „Sexus“ von Henry Miller eingelesen. Gern würde sie wieder ein Hörbuch machen. „Und das wird auch geschehen“, sagt sie voller Überzeugung. Für Sternzeichen interessiert sie sich ebenfalls. „Irgendwann fing ich an, Menschen, die ich mochte, nach ihrem Sternzeichen zu fragen“, erzählt sie. „Daraus hat sich bei mir ein kleiner Fahrplan im Kopf entwickelt. Inzwischen kann ich das nach fünf Minuten fast zuverlässig bestimmen.“ Sie selbst ist Steinbock, wovon sie im Stück auch Gebrauch macht.
Nach diesem Gastspiel reist Alexandra Kamp mit der luxuriösen MS Europa 2 bis kurz vor Weihnachten durch die Karibik bis nach Malaysia. An Bord spielt sie mit Ronald Spiess das Zwei-Personen-Stück „Gut gegen Nordwind“. Damit käme sie gar zu gern auch mal nach Düsseldorf, wünscht sie sich. René Heinersdorff könnte es richten. Muss ja nicht erst in zwölf Jahren sein.